Unaufhaltsamer Vormarsch bei der Berglauf-EM
Hansjörg Wirz, der Präsident des Europäischen Leichtathletik-Verbandes (EAA), war am Samstag voll des Lobes. „Es ist phantastisch, wie sich dieses Tal für diese EM einsetzt“, lobte die Organisatoren der 7. Berglauf-Europameisterschaften in Zell am Harmersbach.
Und sportlich boten diese Titelkämpfe auch so einiges, vor allem den scheinbar unaufhaltsamen Vormarsch der türkischen Läuferinnen und Läufer. Vor zahlreichen Landsleuten durfte sich der alte und neue Europameister Ahmet Asslan in einem Meer von türkischen Fahnen feiern lassen.„Es ist ein großer Tag für die Türkei und für unsere in Deutschland lebenden Landsleute“, jubelte er, nachdem er mit scheinbar spielerischer Leichtigkeit dem lange führenden Italiener Bernard Dematteis noch den Titel am Kuhhornkopf im Zeller Stadtteil Unterharmersbach entreißen konnte. Neben dem Männersieger holte die Türkei mit Hasan Pak an der Spitze neben der Einzelwertung auch die Mannschaftswertung bei den Junioren.
Stimmungsvolle Wettkämpfe
Die Russin Mariya Bykova entriss hingegen auf dem letzten Meter vor der Ziellinie der von Beginn an führenden Esra Gullu noch den sicheren Titel und sicherte sich damit auch ihrer Mannschaft den Teamerfolg. Bei den Frauen feierte die Italienerin Elisa Desco mit einer starken Vorstellung ihren ersten internationalen Erfolg.
Vor knapp 1.000 Zuschauern gab es überaus stimmungsvolle Wettkämpfe, zu denen sich für den ausrichtenden TV Unterharmersbach noch bestes Laufwetter gesellte. In den höchsten Tönen lobten zudem die Läufer aus 25 Nationen den technisch höchst anspruchsvollen, aber überaus fairen Parcours.
„Zell hat gezeigt, dass man Berglauf-Europameisterschaften nicht nur in den Alpen ausrichten kann. Entscheidend ist“, so der EAA-Präsident Hansjörg Wirz, „was die Athleten leisten müssen, um Europameister zu werden“. In wochenlanger Arbeit hat der rührige TV Unterharmersbach im Verbund mit dem Bauhof der Stadt Zell eine meisterschaftswürdige Rundstrecke konstruiert, die bestens angekommen ist.
Ahmet Asslan und Elisa Desco Europameister
Im Lauf der Männer über 12,85 Kilometer (Höhendifferenz +804 m/-714 m) stürmte mit dem Italiener Bernard Dematteis ein 22-jähriger Bursche an die Spitze und schien die etablierten Favoriten wie seine Landsleute Marco de Gasperi und Marco Gaiardo, den Titelverteidiger Ahmet Asslan sowie die starken Spanier um Vicente Capitan düpieren zu wollen.
Erst in der Schlussrunde übernahm der Türke die Führung und lief bei einer Endzeit von 50:01 Minuten noch einen erstaunlichen Vorsprung von 28 Sekunden heraus. Hinter Bernard Dematteis folgte Weltmeister Marco de Gasperi auf Rang drei, der allerdings wegen einer Muskelverletzung nicht gänzlich fit ins Rennen gegangen war. Dagegen konnte Italien in beeindruckender Manier die Teamwertung zum siebten Mal in Folge gewinnen.
Timo Zeiler auf Rang elf
Der Trochtelfinger Timo Zeiler lief in der starken Spitzengruppe ein bemerkenswertes Rennen, musste aber gegen zumeist starke Bergabläufer den lange Zeit sicheren achten Rang abgeben und erreichte als Elfter das Ziel. „Angesichts des Rennverlaufs bin ich sehr zufrieden. Ich habe alles gegeben. Bergauf konnte ich mich gut durchsetzen, aber bergab hatte ich keine Chance gegen einige Spezialisten.“
Bei den Frauen feierte Elisa Desco in Abwesenheit der derzeit weltbesten Bergläuferinnen Anna Pichrtova (Tschechische Republik) und Andrea Mayr (Österreich) über 8,75 Kilometer (Höhendifferenz +566 m/-476 m) einen eindrucksvollen Sieg.
„Das ist mein erster großer Sieg“, meinte die Lebensgefährtin von Marco de Gasperi im Ziel, die übrigens seit wenigen Monaten vom früheren italienischen Marathonmeister Massimo Magnani trainiert wird. Den sicher geglaubten zweiten Rang musste die anfangs sogar in Führung liegende Sara Tunstall (Großbritannien) an die stark aufkommende Constance Devillers (Frankreich) abgeben.
Junior René Stöckert Vierter
Bei den Junioren (8,75 km; +566 m/-476 m) dominierten vier türkische Läufer vom Start weg und wussten die weiteren Konkurrenten auf dem selektiven Kurs deutlich in Schach zu halten.
Der mit großen Hoffnungen gestartete Vorjahresfünfte René Stöckert (TSV Ostheim) kam nach gerade auskurierter Knochenhautreizung prächtig ins Rennen und konnte als Einziger in die türkische Phalanx auf Rang vier einbrechen. „Gegen die drei Ersten ist nichts zu machen, die sind einfach top gelaufen. Deshalb bin ich sehr zufrieden.“
DLV-Teams auf den Plätzen sechs, acht und neun
In den Teamwertungen schlugen sich die Deutschen mit Timo Zeiler, Markus Jenne (26./USC Freiburg), Josef Beha (30./FC Unterkirnach) und Marco Sturm (38./LLG Marathon Regensburg) erwartungsgemäß im Mittelfeld. Den besten Eindruck machten dabei die Männer, die mit 67 Punkten hinter Italien (11), Spanien, Frankreich, Türkei (alle 32), und Portugal (41) als Sechste folgten.
Die Frauenmannschaft mit Birgit Unterberger (OSC Berlin), die mit Fußproblemen unter Wert auf Rang 25 einlief, Natascha Schmitt (30./LG Eintracht Frankfurt) und Stefanie Buss (34./ ASC Rosellen-Neuss) landete mit 89 Punkten auf Rang neun.
Die Juniorinnen belegten mit Katharina Lurz (21./ESV Gemünden) und Lina Scherzer (22./LAZ Salamander Kornwestheim/ Ludwigsburg) und 43 Punkten Rang acht.
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