| Köln Marathon

Unter 70 Minuten: Alina Reh rennt im Halbmarathon in Europas Spitze

Alina Reh hat sich am Sonntag im Halbmarathon auf Platz fünf der ewigen deutschen Bestenliste gesetzt. Im Rahmen des Köln Marathons schraubte die 21-Jährige die deutsche U23-Bestmarke auf 1:09:31 Stunden. Tobias Blum feierte ein beachtliches Marathon-Debüt.
Silke Bernhart / Martin Neumann

Selbstbewusst, locker, schnell: Mit einem Lächeln auf den Lippen und ab Rennhälfte ohne die Unterstützung von Tempomachern hat sich Alina Reh (SSV Ulm 1846) am Sonntag im Halbmarathon in neue Dimensionen katapultiert. Die 21-Jährige steigerte im Rahmen des Köln Marathons ihre eigene deutsche U23-Bestleistung auf 1:09:31 Stunden. Damit blieb sie 1:50 Minuten unter ihrer Bestmarke von 1:11:21 Stunden, die sie im Vorjahr in Ulm aufgestellt hatte.

Alina Reh ist erst die achte Deutsche, die im Halbmarathon die 70-Minuten-Marke unterbieten konnte. Zuletzt war mit Sabrina Mockenhaupt (1:08:45 h) im Jahr 2009 eine deutsche Läuferin schneller. In der europäischen Jahresbestenliste schob sich die junge Ulmerin auf Rang vier nach vorne, hinter zwei gebürtigen Afrikanerinnen und um zwei Sekunden hinter der Schweizer Rekordhalterin Martina Strähl.

Hinter der zweitplatzierten Türkin Ümmü Kiraz (1:13:49 h), die für das Ayyo Team Essen startet, gelang auf Rang drei Deborah Schöneborn (LG Nord Berlin) ein glänzendes Halbmarathon-Debüt. Sie war nach 1:14:13 Stunden im Ziel und setzte sich damit auf Rang sieben der deutschen Jahresbestenliste. Vierte wurde die Kroatin Kristina Hendel (LG Vogtland; 1:14:49 h), Frau des Deutschen Meisters über 10.000 und 5.000 Meter Sebastian Hendel.

"Es ist optimal gelaufen"

"Ich habe mich super gefühlt auf der Strecke, konnte mit dem Tempo spielen und meinen Schritt ziehen. Es ist optimal gelaufen", jubelte Alina Reh nach ihrem Rekord-Coup. Selbst von einem Platten am Rad ihres Trainers Jürgen Austin-Kerl kurz vor dem Start ließ sie sich nicht aus der Ruhe bringen. "Durch den Platten konnte ich Alina nicht mit dem Rad begleiten. Das hat sie aber gar nicht gestört. Ganz im Gegenteil: Sie war voll fokussiert und hat vom Kopf her ein ganz starkes Rennen abgeliefert", lobte der Coach, der zudem verriet, dass die Marschroute eigentlich auf eine Zeit von 71 Minuten ausgelegt war.

"Es waren für mich einfach optimale Bedingungen. Klar war es an manchen Stellen ziemlich windig. Aber ich mag es, bei Bewölkung zu laufen. Sonnenschein ist nicht so mein Ding", sagte Alina Reh. Verkraftet die 21-Jährige den Halbmarathon gut, könnte sie am kommenden Sonntag (14. Oktober) schon wieder an der Startlinie stehen. Bei den Bridgestone Great 10K in Berlin möchte sie eine schnelle 10-Kilometer-Zeit abliefern. Vor einem Jahr lief sie dort ihre Bestzeit von 31:38 Minuten. "Das ist also ein gutes Pflaster für mich."

Karol Grunenberg führt starkes deutsches Trio an

Im Halbmarathon der Männer sorgte Thorben Dietz (LG Filstal) von Beginn an für Tempo. So sprengte er die zunächst noch recht große Spitzengruppe und hatte schließlich nur noch Erik Hille (LG Telis Finanz Regensburg) und Karol Grunenberg (SC Schalke 04) im Schlepptau. Immer wieder setzte Thorben Dietz Tempospitzen, um seine letzten Verfolger abzuschütteln. Rund fünf Kilometer vor Schluss sah es so aus, als sei ihm dies gelungen – doch dann schlossen Hille und Grunenberg wieder auf. Und Karol Grunenberg nahm das Heft in die Hand.

Der 31-Jährige, der nach Verletzungsproblemen erst kurzfristig gemeldet hatte, zog mit langen, eleganten Schritten seinen letzten Konkurrenten davon. 2,5 Kilometer vor Schluss hatte er sich sechs Sekunden Vorsprung erarbeitet. Ab diesem Zeitpunkt ging es nur noch um die Frage: Wieviel bleibt er unter seiner Bestzeit von 1:07:21 Stunden? Die Antwort: deutlich! In 1:05:20 Stunden sicherte er sich überraschend den Sieg vor Thorben Dietz (1:05:29 h) und Erik Hille (1:05:33 h), der ebenfalls Bestzeit lief.

Tobias Blum mit beachtlichem Debüt

Der Sieger im Marathon der Männer, der im Anschluss an den Halbmarathon gestartet wurde, war ein Neuling auf dieser Strecke: Nach seinem Halbmarathon-Sieg vom Vorjahr wagte sich Tobias Blum (LC Rehlingen) dieses Mal auf die vollen 42,195 Kilometer von Köln und absolvierte ein couragiertes Rennen, bei dem er den zunächst enteilten Polen Marcin Blazinski (LG farbtex Norschwarzwald; 2:20:06 h) schließlich deutlich distanzierte. Nach 2:16:57 Stunden war das Debüt vollbracht, völlig ausgepowert sank der 23-Jährige anschließend zu Boden.

„Das Rennen war härter, als ich mir vorgestellt habe“, sagte er. „Bis 30 Kilometer war es sehr gut, aber dann hat es sich gezogen.“ Gegen Ende des Rennens habe er mit Gegenwind zu kämpfen gehabt und sich nur immer wieder gesagt: „Ich will ins Ziel auf diesen roten Teppich.“ Dort hatte er erstmal einen Krampf. „Und während des Rennens auch bestimmt sieben Mal."

Das Rennen der Frauen dominierte Rebecca Robisch (LG Region Landshut), die auf den ersten Kilometern prominente Unterstützung von Sabrina Mockenhaupt (LT Haspa Marathon Hamburg) hatte. Das schnelle Anfangstempo konnte sie nicht ganz bis ins Ziel bringen, am Ende hatte sie in 2:46:03 Stunden dennoch einen deutlichen Vorsprung auf die Leipzigerin Juliane Meyer (2:50:11 h).

Die kompletten Resultate finden Sie in unserer <link>Ergebnisrubrik...

Hinweis: Gelistet sind die international und für deutsche Rekorde/Bestleistungen relevanten Brutto-Zeiten vom Startschuss bis zur Zielüberquerung. Die Netto-Zeiten, die ab Überqueren der Startlinie gemessen wurden, liegen bei den Elite-Läufern teils einige Sekunden darunter.

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