Unter den Linden mit André Höhne
Wenn am 15. August der Startschuss zu den Weltmeisterschaften in der deutschen Hauptstadt fällt, wird ein waschechter Berliner gleich im Blickpunkt der deutschen Leichtathletikgemeinde stehen. Auf einem Zwei-Kilometer-Rundkurs „Unter den Linden“ mit Start und Ziel am Brandenburger Tor werden die Geher auf Medaillenjagd über 20 Kilometer unterwegs sein, mittendrin André Höhne (SCC Berlin), der „heiß“ auf die WM in seiner Heimatstadt ist.
Die Bilder der letzten Weltmeisterschaft 2007 im japanischen Osaka haben noch viele Menschen vor Augen, wenn sie den Namen André Höhne hören oder lesen. Damals kollabierte er auf Platz vier liegend kurz vor dem Ziel, nachdem ihn zuvor ein Ordner in die falsche Richtung geschickt und der Berliner einige Extra-Meter absolviert hatte. Zwei Jahre später peilt André Höhne als Lokalmatador wieder eine Topplatzierung an. Beide Strecken, sowohl die 20 also auch die 50 Kilometer, die am 15. und 21. August stattfinden werden, will er dafür in Angriff nehmen.Um seine Ziele zu erreichen, hat der Bauingenieur-Student bereits im Oktober des letzten Jahres mit seiner Vorbereitung angefangen. Das erste Trainingslager fand im Schnee in Österreich statt, wo er „17 Tage lange Ausdauer gebolzt“ hat. Weiter ging es im Januar in die Höhe nach Südafrika, von da aus ein Abstecher zu den Deutschen Hallen-Meisterschaften, um dann im März mit langen Tempoläufen in Potchefstroom (Südafrika) die Ausdauergrundlagen für die Saison zu legen.
Normerfüllung im ersten Wettkampf
Die Schinderei in der Vorbereitung zahlte sich aus. Bei der Geher-Challenge in im portugiesischen Rio Major unterbot er bei seinem ersten Saison-Wettkampf in 1:21:30 Stunden auf Anhieb die geforderte WM-Norm (1:22:30 h) und belegte den sechsten Platz. Eine bessere Zeit wäre sogar möglich gewesen, durch zwei frühe Verwarnungen musste er aber schon ab Kilometer acht „einen Gang“ zurückschalten.
War er bis dahin ohne Verletzungs- und Krankheitssorgen Richtung WM marschiert, holten ihn diese nach Rio Major ein. Wettkämpfe bestritt er trotzdem weiterhin - in Zittau ging er zu seinen fünften DM-Titel über 20 Kilometer in Folge, bei der Geher Challenge am 1. Mai im italienischen Sesto san Giovanni belegte er den sechsten Platz.
Sehr viel trainiert
Unzufrieden stimmten André Höhne jedoch seine Zeiten (1:24:50 h und 1:23:45 h). DLV-Disziplintrainer Ronald Weigel will diese Resultate nicht überbewerten: „Man kann die Wettkampfergebnisse schwer einordnen.“ Für seinen Vorzeigegeher und einzigen Starter bei den Weltmeisterschaften findet er nur lobende Worte: „Er hat bisher sehr viel trainiert, durch die WM in seiner Heimatstadt ist er hochmotiviert.“
Ganz ohne Probleme war André Höhne auch nicht nach seinem Titelgewinn bei den Deutschen Meisterschaften in Ulm. Ein Kompartment-Syndrom im linken Unterschenkel verhindert die Gewebedurchblutung. „Eigentlich bedeutet das mehrere Wochen Ruhe“, gesteht er. Zeit, die im jedoch nicht bleibt und deswegen ist André Höhne direkt nach den nationalen Titelkämpfen in die Höhe von St. Moritz (Schweiz) gereist.
Hoffentlich kein Schnee…
„Ich hoffe, dass wir da oben keinen Schnee haben, wie im letzten Jahr“, erzählt er lachend, damals frierte er in seinem kurzärmeligen Trainingssachen, diesmal hat er sicherheitshalber einen Pullover mit in seinen Koffer gepack. An seiner Tempohärte will André Höhne in der Schweiz arbeiten, bevor es zurück geht in seine Heimatstadt zum Saisonhöhepunkt.
Dort peilt er die „Top Ten“ an. Ronald Weigel, der fast 15 Geher zu den Medaillenanwärtern zählt, traut seinem Schützling eine Platzierung von „drei bis zehn“ zu. Sollte dem Berliner André Höhne tatsächlich der Sprung auf das Treppchen gelingen, dann würden in Zukunft die Bilder von André Höhne „Unter den Linden“ und nicht mehr die Bilder von Osaka den Menschen als erstes in den Sinn kommen, wenn sie den Namen André Höhne hören oder lesen.