Unter Spannung - Cableguy hasst das Testbild
140 Kamerateams schicken die phantastischen Bilder von Weltrekorden und Klasseleistungen der über 2.000 Athleten bei den Weltmeisterschaften in Berlin in alle Welt hinaus. Um das alles technisch gewährleisten zu können, liegen im Olympiastadion 35 Kilometer Telekom-Kabel, 6.000 Meter Antennenkabel und nochmals 35 Kilometer an 15 Quadratmillimeter-Kabel - so gut wie möglich versteckt - in Gängen und Katakomben herum.

Ob bei den Olympischen Sommer- oder Winterspielen, Fußball-Welt- und Europa-Meisterschaften, Commonwealth Games, Eishockey-Weltmeisterschaften oder Confed-Cups - der gebürtige Münchner, der zwischendurch in Japan, Australien, USA und jetzt in Lausanne (Schweiz) lebt, gilt als Experte auf dem Sektor der Starkstromversorgung.
Vom Virus gefangen
„1994 bei den Olympischen Winterspielen in Lillehammer, die bis heute als schönste Spiele aller Zeiten gelten, hab ich mir den olympischen Virus eingefangen. Seither komm ich nicht mehr davon los“, erzählt der 41-Jährige, der stets selbst unter Strom steht.
Ob in der Schaltzentrale, wo alle Wettbewerbe auch direkt für die IAAF-Referees aufgezeichnet werden, beim Kabelverlegen oder bei den von LKW-Motoren angetriebenen 0,5 Megawatt-Generatoren, Stephan Sandner ist überall zu finden. Und er liebt Herausforderungen, wie etwa bei der Versorgung des Marathons, der dieses Jahr ausschließlich im Stadtzentrum gelaufen wird, wo man aus dem Nichts eine Stromzentrale zu bauen hat.
Kabel im Schnee
„Aber ich kenne das - beim Skilanglauf suchst du die Kabel im Schnee, musst sie ausbuddeln“, sagt der Weltenbummler lächelnd. Bei Fußball-Weltmeisterschaften muss man den ganzen Aufbau in 16 oder mehr Stadien organisieren, bei Olympia sogar in 24 Sportstätten - aber die Leichtathletik-WM ist eine ganz spezielle Herausforderung.
„Durch die vielen verschiedenen Disziplinen müssen die Kamerakabel und Positionen an deutlich mehr Stellen verlegt werden als in jeder anderen Sportart“, sagt Stephan Sandner, der für seine Arbeit großes Lob aus berufenem Munde bekommt.
Robert Wagner, der sportliche Leiter der nächsten WM im südkoreanischen Daegu, sagt: „Die technischen Einrichtungen sind perfekt situiert, das Stadion wirkt enorm aufgeräumt. Hier stehen die Sportler super inszeniert im Mittelpunkt, stolpern weder beim Aufwärmen noch beim Wettbewerb über Kabel oder ähnliches.“
Respekt vor Athleten gewachsen
Stephan Sandner ergänzt: „Das sind die Herausforderungen, die es zu meistern gilt. Außerdem muss man darauf achten, dass man durch kluge Verlegung der Kabel so wenige Zuschauerplätze wie möglich verbraucht“, ergänzt Stephan Sandner, der seit Oktober 2008 am Unternehmen Leichtathletik-WM tüftelt.
Es gilt vor allem Albträume zu vermeiden: Wie etwa der vollkommene Bildausfall bei der Fußball-Europameisterschaft in der Schweiz: Als im Halbfinale zwischen Deutschland und der Türkei ein Blitz und ein darauf folgender Serienfehler die gesamte Anlage lahm gelegt hatte. „Wir sind hier doppelt gegen so ein schlimmes Missgeschick abgesichert“, sagt Stephan Sandner dazu.
Wie aber ist die Beziehung des Wahlschweizers zur Leichtathletik? „Ehrlich gesagt ist mein Respekt vor diesen Athleten hier enorm gewachsen. Ich hab die Lichtversorgung im WarmUp-Stadion gemacht und dort zischten fünf Sprinter fünf Meter vor mir vorbei. Ich hab den Fahrtwind förmlich gespürt - ein Höllentempo, phänomenal.“
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