| Diamond League Rom

Klosterhalfen unter vier Minuten, Röhler über 90 Meter

Beim Diamond League-Meeting in Rom hat Konstanze Klosterhalfen im dritten Rennen des Sommers die dritte Schallmauer durchbrochen. Die 20-Jährige blieb über 1.500 Meter unter vier Minuten und stellte damit einen neuen deutschen U23-Rekord auf. Im Speerwurf haute Olympiasieger Thomas Röhler den nächsten 90-Meter-Wurf raus.
Jan-Henner Reitze

Sie lässt sich auch von der internationalen Konkurrenz nicht aufhalten und von einer Tempomacherin schon gar nicht. Konstanze Klosterhalfen (TSV Bayer 04 Leverkusen) hat am Donnerstagabend beim Diamond League-Meeting in Rom (Italien) als sechste deutsche Mittelstrecklerin die Vier-Minuten-Grenze über 1.500 Meter durchbrochen. Die 20-Jährige ordnete sich im Olympiastadion von Anfang an mit vorn ein. An der 800-Meter-Marke (2:07,98 min) ging die DLV-Athletin sogar an der Tempomacherin Florina Pierdevară (Rumänien) vorbei.

Hinten raus zog dann die EM-Zweite Sifan Hassan (3:56,22 min) davon und verfehlte ihren Landesrekord nur um 17 Hundertstel. Winny Chebet (Kenia; 3:59,16 min) konnte ebenfalls noch knapp vorbeigehen. Als Dritte blieb die Uhr für Konstanze Klosterhalfen bei 3:59,30 Minuten stehen - neuer deutscher U23-Rekord! Die Uralt-Bestmarke aus dem Jahr 1980 von Beate Liebich (3:59,9 min), die seit ihrer Heirat Beate Conrad heißt und lange Jahre Mittelstrecken-Bundestrainerin war, steigerte Konstanze Klosterhalfen um sechs Zehntel. Seit der Wende ist keine deutsche Athletin mehr unter vier Minuten geblieben. Nur Christiane Wartenberg (1980; 3:57,71 min) und Hildegard Körner (1987; 3:58,67 min) waren jemals schneller.

Beim Durchbrechen von Schallmauern ist für Konstanze Klosterhalfen in diesem Sommer damit das "Triple" perfekt. In Karlsruhe hatte sie in ihrem ersten Saisonrennen über 5.000 Meter (14:51,38 min) die 15 Minuten unterboten, am vergangenen Wochenende in Pfungstadt erstmals die Zwei-Minuten-Grenze über 800 Meter (1:59,65 min). Ganz nebenbei ist auch über 1.500 Meter die Norm (4:07,50 min) für die WM in London (Großbritannien; 4. bis 13. August) gefallen.

Thomas Röhler wieder über 90 Meter und vor Johannes Vetter

Im Speerwurf erschien es lange so, als habe Thomas Röhler (LC Jena) die Konkurrenz mit drei 87-Meter-Würfen im Griff. Doch das änderte sich im fünften Durchgang, als Johannes Vetter (LG Offenburg) 88,15 Meter raushaute. Der Olympiasieger nahm diese Herausforderung an und legte selbst nochmal nach - und wie. 90,06 Meter im sechsten Versuch. Der 25-Jährige hat nicht nur gute Nerven, sondern aus gutem Grund auch eine ordentliche Portion Vertrauen in seine Leistungsfähigkeit. Es war der vierte 90-Meter-Wettkampf seiner Karriere.

Und so war die Reihenfolge zum Schluss wieder die gleiche wie beim Diamond League-Auftakt in Doha (Katar), als Thomas Röhler deutschen Rekord (93,90 m) geworfen hatte. Den dritten Platz erreichte der Olympiasieger von 2012 Keshorn Walcott (Trinidad & Tobago; 86,61 m). Andreas Hofmann (MTG Mannheim; 79,65 m) erwischte als Achter diesmal keinen guten Versuch. "Ich bin super happy. Es ist leichter, wenn dich jemand pusht. Ich wusste, dass ich Johannes schlagen kann", sagte Thomas Röhler: "Ich hab's wieder getan. Die 90 Meter sind ein richtig gutes Ergebnis."

Hellen Obiri läuft Landesrekord

Über 5.000 Meter steigerte sich die Olympia-Zweite Hellen Obiri im Vergleich zu ihrer Bestleistung aus Shanghai (China; 14:22,47 min) erneut. In 14:18,37 Minuten holte sie sich den kenianischen Landesrekord von Landsfrau Vivian Cheruiyot (14:20,87 min) und verbesserte sich in der ewigen Weltbestenliste auf Rang fünf.

Jemals schneller waren nur vier Äthiopierinnen. Zwei davon tragen den Nachnamen Dibaba und eine von ihnen war auch in Rom im Rennen. Genzebe Dibaba musste sich diesmal als Sechste (14:41,66 min) klar geschlagen geben. Auf dem letzten Kilometer erlebte die 1.500-Meter-Weltrekordlerin einen regelrechten Einbruch. Schließlich hatte die Äthiopierin bei 4.000 Metern (11:26,83 min) das Feld noch angeführt. Von ihrer Bestzeit (14:15,41 min) blieb sie deutlich entfernt. Den Weltrekord hält ihre ältere Schwester Tirunesh Dibaba (14:11,15 min).

Lisa Ryzih steigert sich

Mit einer weißen Weste bis einschließlich 4,65 Meter bewies Stabhochspringerin Lisa Ryzih (ABC Ludwigshafen) ihre Fortschritte gegenüber ihrem Saisonauftakt in Doha (Katar; 4,55 m). Erst die neue Freiluft-Bestleistung von 4,75 Metern war zu hoch. Diese Höhe hatte die 28-Jährige beim Gewinn der Silbermedaille bei der Hallen-EM in Belgrad (Serbien) in diesem Jahr schon gemeistert.

Die Vorstellung in Rom verspricht, dass diese Höhe auch in diesem Sommer noch liegenbleibt. Auch im Vergleich zur internationalen Konkurrenz positionierte sich die DLV-Athletin als Vierte erfolgreich. Der Sieg ging an Olympiasiegerin Ekaterini Stefanidi (Griechenland; 4,85 m).

Über 100 Meter landete Gina Lückenkemper (LG Olympia Dortmund; 11,39 sec) bei ihrem Einstand in der Diamond League auf Rang sieben. Europameisterin Dafne Schippers (Niederlande; 10,99 sec) setzte sich durch. "Klar wäre ich gern schneller gelaufen. Ingesamt bin ich aber zufrieden, zumal die Atmosphäre hier eine ganz andere ist als bei kleineren Meeting", sagte die 20-Jährige.

Yulimar Rojas schlägt Olympiasiegerinnen

Dreispringerin Kristin Gierisch (LAC Erdgas Chemnitz) trug sich mit einer Weite in die Ergebnisliste ein, die sie gar nicht gerne liest, mit einer 13 vor dem Komma. Bei drei ihrer Versuche wurden ähnliche Werte gemessen, der beste: 13,82 Meter. Das bedeutete Rang acht. Ganz vorn hielt Yulimar Rojas (Venezuela 14,84 m) die Olympiasiegerinnen Caterine Ibarguen (Kolumbien; 14,78 m) und Olga Rypakova (Kasachstan; 14,64 m) in Schach.

Marie-Laurence Jungfleisch (VfB Stuttgart) gelang der Durchbruch in der Diamond League noch nicht. Die Hochspringerin floppte im zweiten Versuch über 1,88 Meter und wurde ebenfalls Achte. Wieder die stärkste Athletin im Feld war Weltmeisterin Mariya Lasitskene (besser bekannt unter ihrem Mädchennamen Kuchina) mit 2,00 Metern. Die Russin hat vom Weltverband IAAF eine Starterlaubnis unter neutraler Flagge bekommen.

Hindernis-Olympiasieger Conseslus Kipruto (Kenia; 8:04,63 min) ließ auf den letzten Metern spielend den Olympia-Vierten Soufiane El Bakkali (Marokko; 8:05,17 min) hinter sich und kam der Acht-Minuten-Marke so nah wie noch kein Athlet weltweit in diesem Jahr.

Die Resultate finden Sie in unserer <link>Ergebnisrubrik.

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