US-Boys sind den DLV-Stabis davon gehüpft
Das deutsche Stabhochsprung-Trio hatte sich soviel vorgenommen. Sie wollten endlich eine Medaille mit nach Hause bringen von den Olympischen Spielen. Am Ende hat es wieder nicht geklappt. Und von den dreien war einer enttäuschter als der andere, obwohl Lars Börgeling noch einen relativ zufriedenen Eindruck machte.
Tim Mack durfte jubeln, die DLV-Asse standen mit leeren Händen da (Foto: Chai)
Er wurde mit 5,75 Meter Sechster und meinte. "Klar hätten wir gerne eine Medaille gewonnen und die wäre auch mal fällig gewesen, aber wir haben in diesem Jahr ohnehin nicht zum absoluten Favoritenkreis gehört", meinte der 25-jährige vom TSV Bayer Leverkusen. Er konnte noch am besten mit dem Ergebnis umgehen. Obwohl Lars Börgeling sich auch mehr erwartet hatte als Rang sechs. US-Boys als eigene Liga
Olympiasieger wurde Timothy Mack aus den USA mit 5,95 Meter - was olympischen Rekord bedeutete - vor seinem Landsmann Toby Stevenson, der 5,90 Meter überquerte. Für Lars Börgling und Co war dies keine Überraschung. "Die Amis sind im Moment eine eigene Liga."
"In den USA geht die Tendenz nach einiger Stagnation wieder nach oben und jeder will den Stars nacheifern. Die Springer haben sich wieder höhere Ziele gesetzt. Das ist in etwa zu vergleichen als bei den Deutschen Andrej Tiwontschik kam und zeigte, dass man 5,90 Meter springen kann. Das hatte damals eine Sogwirkung auf Tim."
Tim Lobinger: "Habe versagt!"
Tim Lobinger hatte es am Schlimmsten erwischt, er konnte es nicht glauben, dass er schon nach 5,55 Meter rausflog. "Heute war wirklich nicht mein Tag." Nachdem bei 5,65 Meter die Latte zum dritten Mal gefallen war, fasste sich der Kölner an den Kopf und lief wie schlafwandelnd zurück zur Anlaufmarke. "Das war traumatisch, das wird mich mein ganzes bisheriges Leben verfolgen. Ich habe versagt." Und mit einem Schuss Galgenhumor ergänzte er: "Ich hätte heute mit Glatze springen können und ich hätte es nicht geschafft."
Noch am Tag danach hatte sich der WM-Fünfte von Paris nicht erholt. "Die Leere, die sich bei mir breit macht, ist gewaltig." Dennoch will der Kölner nicht aufgeben. "Ich werde bis 2009 professionell weitermachen", kündigte der 32-jährige Stabhochspringer an.
Zukunftsgedanken
Auch die anderen beiden Deutschen denken schon an die Zukunft. Vor allem Danny Ecker hatte seine Karriere eigentlich nur fortgesetzt, weil ihn die Olympischen Spiele gereizt hatten. Nach der Aufregung in der Qualifikation, als bei seiner Anfangshöhe zwei Mal der Ständerabstand nicht stimmte, avancierte er am Ende mit Platz fünf zum besten DLV-Springer. "Vor dem Wettkampf hätte ich es gerne genommen, bester Deutscher zu sein", sagte Danny Ecker, der mit 5,75 Meter immerhin Jahresbestleistung sprang.
Er hofft, bald wieder an alte Leistungen anknüpfen zu können. Danny Ecker sprang 2001 in der Halle schon mal sechs Meter, 1998 überquerte er in der Freiluftsaison 5,93 Meter. Er braucht sicher noch ein bisschen Zeit, um sich wieder ganz oben festzusetzen.
Lars Börgeling machte sich noch über ein anderes Problem Gedanken. "Bei uns spielt sich viel im Kopf ab. 30 Prozent entscheidet im Stabhochsprung der Kopf." Für manche wäre es besser, diesen bei Wettkampfbeginn auszuschalten. Lars Börgeling sieht sich noch als ein Springer, der "dabei ist sich zu etablieren".
Vier Jahre Wartezeit
Routine und Erfahrung spielen eine große Rolle. Im Stabhochsprung kann viel passieren. Oft entscheidet auch die Tagesform, da viele Faktoren eine Rolle spielen. Beispielsweise ist Weltmeister Giuseppe Gibilisco aus Italien im ganzen Jahr in sportlicher Hinsicht nicht sonderlich aufgefallen. Doch im Stabhochsprungfinale holte er plötzlich Bronze. In der internationalen Szene gibt es im Augenblick viele Springer auf dem selben Level.
Schon allein, dass sich 16 für den Endkampf in Athen qualifizierten, spricht für sich. Auch die Deutschen. "Wir haben sicher alle das Potenzial, mal eine olympische Medaille zu gewinnen", ist Lars Börgeling sicher. Doch nun muss die deutsche Garde wieder vier Jahre warten bis zur nächsten Chance - in Peking 2008.
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