US-College-Läufer blasen zum Angriff
Dass die Sprinter der Vereinigten Staaten von Amerika regelmäßig in großer Breite zu den besten der Welt gehören, ist nichts Neues. Nach und nach macht jedoch auch eine ganze Herde junger, talentierter College-Mittelstreckler auf sich aufmerksam. Angeführt wird die Gruppe dabei von German Fernandez, der in diesem Winter den Junioren-Hallenweltrekord über die Meile verbesserte.
Die Hallensaison ist zu Ende und ein Blick in die Bestenlisten der National College Athletics Association (NCAA) der USA lohnt sich. Nicht nur die Sprinter und Springer fallen hier schon in jungen Jahren mit tollen Zeiten und Weiten auf. Auch die Mittelstreckenläuferinnen und -läufer überzeugen mit beeindruckenden Zeiten.Auffallend ist vor allem die Dichte an der Spitze der Bestenlisten. 49 College-Läufer liefen in der Hallensaison 2008/2009 die 800 Meter unter 1:50 Minuten. In Deutschland gelang dies lediglich drei Läufern. Fast noch beeindruckender sieht die Bilanz über 3.000 Meter aus. 32 Läufer unterboten hier die acht Minuten-Marke, während in Deutschland mit dem Tübinger Arne Gabius (7:51,96 min) nur ein Läufer diese Marke knackte. Auch wenn man den Einwohnervorteil, den die USA (305,6 Millionen) gegenüber Deutschland (82,1 Millionen) haben, mit einrechnet, so fällt der Vergleich nicht weniger deutlich zu Gunsten des Landes der unbegrenzten Möglichkeiten aus.
Vor allem wenn man bedenkt, dass es sich bei den 32 US-Läufern nur um College-Athleten handelt. Sportler wie Doppelweltmeister Bernard Lagat werden in dieser Statistik gar nicht berücksichtigt.
Galen Rupp führt die Liste an
Angeführt wird die 3.000 und 5.000 Meter-Bestenliste von Galen Rupp. 7:44,69 Minuten und 13:18,12 Minuten stehen für den Studenten der Universität von Oregon (USA) zu Buche. Letztere stellte der 22-Jährige Mitte Februar beim "Tyson Invitational" in Fayetteville (USA) auf und ist gleichbedeutend mit dem amerikanischen Hallenrekord über diese Distanz. Galen Rupp ist einer von vielen US-Läufern, denen in den nächsten Jahren der Sprung nach ganz oben zugetraut wird.
Mit seinen 22 Jahren kann er immerhin schon auf zwei Großereignisse zurückblicken. Sowohl bei der Weltmeisterschaft 2007 in Osaka (Japan) als auch bei den Olympischen Spielen 2008 in Peking (China) vertrat er über 10.000 Meter die Farben seines Landes.
German Fernandez läuft Junioren-Hallenweltrekord über die Meile
Das mit Abstand größte Lauftalent, das die USA derzeit in ihren Reihen haben, ist jedoch German Fernandez. Der 18-Jährige unterbot beim "Razorback Invitational" in 3:56,50 Minuten den Junioren-Hallenweltrekord über die Meile (1.609 m). Die Zeit sollte jedoch nicht lange Bestand halten. Wenige Wochen später verbesserte er die Marke auf 3:55,02 Minuten. Nicht erst seitdem trauen die Experten diesem Jungen zu, einmal in die Dominanz der ostafrikanischen Läufer einzubrechen.
Bereits als German Fernandez noch auf die High-School ging, stellte er unzählige Schulrekorde auf. 2008 gelang ihm dabei beim "California-State-Meeting" das beste Distanz-Doppel der High-School-Geschichte, als er erst die Meile in 4:00,29 Minuten absolvierte und wenig später in 8:34,23 Minuten auf der doppelten Distanz brillierte.
Dass er auch international mithalten kann, bewies German Fernandez jüngst bei der Crossweltmeisterschaft in Amman (Jordanien). Obwohl er aufgrund einer Verletzung im Vorfeld nicht richtig trainieren konnte und in Amman unter Schmerzen an den Start ging, lief der 18-Jährige als Elfter des Juniorenrennens über acht Kilometer im Ziel ein. Es war nach Hilda Kibet (Niederlande), die Platz sechs bei den Frauen belegte, die beste Platzierung eines Nicht-Afrikaners bei diesen Titelkämpfen.
In den weibliche Klassen dasselbe Bild
Was für die männlichen College-Läufer gilt, trifft auch auf deren weiblichen Kollegen zu. Als Beispiel dient hier der Blick auf die 3.000 Meter-Bestenliste. Veronica Pohl (LG ASV/DSHS Köln), die in den USA zwei Auslandssemester absolviert und währenddessen für die Universität von Northern Arizona an den Start geht, nimmt in dieser Rangliste mit 9:18,56 Minuten Platz 24 ein. In der deutschen Hallenbestenliste rangiert die 23-Jährige mit derselben Zeit hinter Sabrina Mockenhaupt (Kölner Verein für Marathon; 8:57,44 min) auf Position zwei.
Die beiden verheißungsvollsten Athletinnen sind dabei Jordan Hasay und Jenny Barringer. Jenny Barringer führt die Wertungen über 3.000 Meter in 8:53,88 Minuten und über 5.000 Meter mit 15:01,70 Minuten an. Die 22-Jährige ist zudem mit der Zeit von 9:22,26 Minuten, die sie im Finale (Platz neun) der Olympischen Spiele 2008 in Peking aufgestellt hatte, die Kontinental-Rekordhalterin über 3.000 Meter Hindernis.
Jordan Hasay von der Presse gefeiert
Noch talentierter ist Jordan Hasay. Bereits im zarten Alter von 13 Jahren lief sie die 1.500 Meter in 4:34,02 Minuten und ziert seitdem die Titelblätter zahlreicher Zeitschriften und Zeitungen. 2007 gewann sie mit 15 Jahren Silber bei der Jugend-Weltmeisterschaft in Ostrava (Tschechische Republik) über 1.500 Meter in 4:15,47 Minuten. 2008 schaffte sie bei den US-Meisterschaften in Eugene sogar den Sprung ins Finale bei den Aktiven und stellte mit 4:14,50 Minuten einen neuen High-School-Rekord auf.
Einen Monat später wurde sie bei der Junioren-Weltmeisterschaft in Bydgoszcz (Polen) in 4:19,02 Minuten Vierte über 1.500 Meter. Noch nie war eine US-Läuferin bei diesem Event besser platziert gewesen.
Selbst so renommierte Zeitschriften wie die Sports Illustrated oder Tageszeitungen wie die Los Angeles Times widmeten der heute 17-Jährige daraufhin große Aufmerksamkeit. Von der Zeitschrift "Track & Field" wurde die langhaarige Blondine 2008 sogar zur Leichtathletin des Jahres gewählt, dabei ist sie noch nicht einmal College-Athletin. Erst im Herbst 2009 wird sie an die Universität von Oregon wechseln, um dort Physiologie zu studieren.
Steigerungen von Jahr zu Jahr
Die Zeiten in den US-College-Bestenlisten werden auf allen Mittelstrecken-Distanzen seit 2006 von Jahr zu Jahr schneller und die Dichte an der Spitze nimmt stetig zu. Die Erfolge einzelner Athleten wie German Fernandez machen auch die Läufer dahinter hungrig auf mehr und führen so zu einem Ketteneffekt.
Es bleibt abzuwarten wie den einzelnen Läuferinnen und Läufern der Übergang vom College-Sport zum Profisport gelingt. Dennoch sollten in naher Zukunft einige US-Läufer in der Lage sein die dominierenden Afrikaner zumindest hin und wieder zu ärgern und so für den ein oder anderen internationalen Erfolg sorgen. Dann werden die USA auch nicht mehr nur für ihre Sprinter bekannt sein.