US-Sprintstars triumphieren in Paris und sahnen ab
Es war Zahltag in Paris. Insgesamt 2,8 Millionen US-Dollar wurden beim Grand-Prix-Finale am Samstagnachmittag unter den internationalen Leichtathletik-Stars verteilt. Das größte Stück des Kuchens, nämlich jeweils 150.000 Dollar, holten sich die Gesamtsieger Marion Jones (USA) und Tim Montgomery (USA). Dem Vize-Weltmeister gehörten ohnehin die Schlagzeilen. Er lief nämlich in 9,78 Sekunden über 100 Meter in einem perfekten Rennen neuen Weltrekord! Geburtstagskind Hicham El Guerrouj (Marokko), der Favorit auf den Gesamtsieg, verlor am Ende dadurch auch noch überraschend das Spitzen-Preisgeld an den punktgleichen US-Sprinter.
Entgeistert! Tim Montgomery war der absolute Triumphator in Paris
Im Blickpunkt stand außerdem ein Doppelstarter, der am Ende – ebenfalls wie Montgomery und El Guerrouj mit 116 Zählern - Dritter der Gesamtwertung war. Felix Sanchez (Dominikanische Republik) erfüllte Teil eins seines Plans im Stade Charlety souverän. Über 400 Meter Hürden, seine Paradestrecke, gewann er in 47,62 Sekunden und hielt damit den französischen Europameister Stephane Diagana (47,82 sec) auf Distanz. Später stellte er sich noch auf der flachen Stadionrunde vor und traf dort auf erbittert harte Konkurrenz. So hatte er als Fünfter mit einer Zeit von 45,25 Sekunden auch mit der Entscheidung nichts zu tun und der ISTAF-Gewinner Michael Blackwood (Jamaika) entschied den Lauf in 44,72 Sekunden für sich.Als Tempomacher und damit zusätzliche Hilfestellung für Hicham El Guerrouj kam über eine Wild Card noch der Franzose Fouad Chouki in das 1.500-Meter-Feld. Zunächst stürmte der Weltmeister aber selbst auf den ersten Metern an die Spitze, um sie nach zwei Minuten von Chouki wieder zu übernehmen und nichts dem Zufall zu überlassen. Auf der letzten Runde gab der Marokkaner noch einmal mächtig Gas und brachte die Uhr im Ziel bei 3:29,27 Minuten zum Stillstand. Damit lag er zwischenzeitlich auf Kurs Gesamtsieg in der Grand-Prix-Wertung, ehe ihm dieser noch entrissen wurde.
Weltmeisterin out nach Fehlstarts – Weltrekord durch Montgomery
Die selbe Rolle der Preisgeldjägerin war auf den 100 Metern mit mehr Erfolg der Olympiasiegerin Marion Jones vorbehalten. Das US-Girl sprintete in 10,88 Sekunden vor Debbie Ferguson (Bahamas; 10,97 sec) und Tayna Lawrence (Jamaika; 10,99 sec) zum Sieg. Zuviel riskiert hatte die ukrainische Weltmeisterin Zhanna Pintusevich-Block. Nach zwei Fehlstarts folgte für sie die Disqualifikation.
Dwain Chambers gegen Tim Montgomery – so lautete das im Vorfeld erwartete Duell bei den Männern. So kam es auch, es kam aber noch mehr! Mit einem guten Start ging der Vize-Weltmeister auf die Strecke. Der britische Europameister Dwain Chambers war auf den ersten fünfzig Metern noch dran, aber dann ließ sich der schnelle Mann aus den USA nicht mehr vom ihm beirren. Mit schnellem Schritt eilte er dem Ziel entgegen und schüttelte seinen Widersacher von der Insel ab.
Bei gerade noch regulärem Rückenwind von 2,0 Metern pro Sekunde trommelte Tim Montgomery zu einer neuen Weltrekordzeit von 9,78 Sekunden, die niemand erwartet hatte. Er selbst wohl auch nicht. "Ich habe mich auf den Sieg konzentriert und erst später den Weltrekord realisiert", sagte Tim Montgomery nach dem Lauf. Marion Jones, die vorher ihr Rennen in ebenfalls guten 10,88 Sekunden gewonnen hatte, war übrigens mit einem mehr als nur flüchtigen Kuss eine der ersten Gratulantinnen.
Noch einen kontinentalen Rekord gab es im Schlepptau von Tim Montgomery, der am Ende auch der Gesamtsieger in der Grand-Prix-Wertung war, zu vermelden. Der britische Europameister Dwain Chambers stellte in 9,87 Sekunden als Zweiter die europäische Bestmarke von seinem Landsmann Linford Christie ein!
Tim Lobinger Dritter hinter Hartwig und Averbukh
Die deutschen Hoffnungen ruhten im Stabhochsprung auf den EM-Medaillengewinnern Tim Lobinger und Lars Börgeling. "Es zählt heute in Paris die Leistung und nicht die Liebe", stellte der Frankfurter Routinier vor seinem 35. Wettkampf des Sommers noch heraus. Es lief für die DLV-Starter allerdings eher durchwachsen. Lars Börgeling verabschiedete sich nach der Anfangshöhe von 5,40 Metern bereits bei 5,65 Metern aus dem hochkarätig besetzten Feld. "Ich habe ein bisschen Lehrgeld bezahlt", bekannte er nach seinem frühzeitigen Aus.
Bei 5,75 Metern war auch für seinen Kollegen Tim Lobinger, der damit Dritter wurde, Endstation. Er haderte mit sich selbst: "Es ist schon enttäuschend. 5,75 Meter wären für mich auch drin gewesen." Jeff Hartwig (USA) und Europameister Alexander Averbukh (Israel) meisterten im Gegensatz diese Höhe und belegten damit die Plätze eins und zwei. Tim Lobinger gestand nach dem Wettkampf auch: "Ich war heute schon etwas KO."
Mit Vize-Europameisterin Steffi Nerius vertrat eine weitere Athletin die deutschen Farben in Paris im Speerwurf. Im ersten Versuch übertraf sie mit 60,16 Metern die Sechziger Marke. Im dritten Durchgang schloss sie zur Spitze auf und steigerte sich auf 62,10 Meter, was am Ende Rang vier bedeutete. Osleidys Menendez, die Weltrekordhalterin aus Kuba, holte sich mit 65,69 Metern im fünften Versuch den Sieg.
Handkuss und Ehrenrunde von Ana Guevara
Mit einem Handkuss begrüßte die Mexikanerin Ana Guevara das Publikum und eilte unmittelbar danach in 49,90 Sekunden mit einem starken Finish zu einem weiteren beeindruckenden 400-Meter-Sieg dieses Sommers, um sich mit der verdienten Ehrenrunde wieder aus Paris zu verabschieden.
US-Star Gail Devers legte in 12,51 Sekunden schnelle 100 Meter Hürden auf die Bahn. Als Zweite erreichte dahinter die Jamaikanerin Bridgette Foster (12,62 sec) vor der zeitgleichen Weltmeisterin Anjanette Kirkland (USA) das Ziel.
Ein taktisches Geplänkel erlebten die Zuschauer auf den 3.000 Metern der Frauen. Nur die kleine Äthiopierin Werknesh Kidane zeigte Mut und bestimmte lange Zeit das Tempo an der Spitze. Am Ende machten aber Gabriela Szabo (Rumänien; 8:56,29 min), Tatjana Tomashova (Russland; 8:56,34 min) und Berhane Adere (Äthiopien; 8:56,60 min) auf der Zielgeraden den Sieg untereinander aus. In Abstinenz der nicht qualifizierten Newcomerin Sureyya Ayhan (Türkei) gewann auf den kürzeren 1.500 Metern die Russin Yelena Zadorozhnaya (4:00,63 min).
Bei den Männern bestimmten die Kenianer das Geschehen über 3.000 Meter. Abraham Chebii führte in 8:33,42 Minuten weitere sechs Landsmänner in der Ergebnisliste an.
Maurren Higa Maggi bezwingt Favoritin Tatjana Kotova
Hammerwurf-Europameister Adrian Annus (Ungarn; 80,03 m) musste sich im letzten Durchgang noch dem Japaner Koji Murofushi (81,14 m) beugen. Den Sieg im Kugelstoßen der Männer sicherte sich standesgemäß der Weltjahresbeste aus den USA, Adam Nelson (21,34 m). Das Diskuswerfen der Frauen ging an die russische Weltmeisterin Natalja Sadova (65,79 m).
Den Hochsprung gewann der Schwede Stefan Holm mit 2,31 Metern, während im Weitsprung der Frauen die starke Brasilianerin Maurren Higa Maggi mit 7,02 Metern die russische Favoritin Tatjana Kotova (6,86 m) in die Schranken wies. Europameister Christian Olsson sorgte im Dreisprung für einen weiteren schwedischen Erfolg. Er bezwang mit 17,48 Metern den Weltrekordhalter Jonathan Edwards (Großbritannien) um sieben Zentimeter.
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