Usain Bolt haarscharf am Rekord vorbei
Das sieht man selten: Usain Bolt läuft über die Ziellinie, doch anstatt zu jubeln ärgert der Jamaikaner sich. Der Grund: In 30,97 Sekunden verpasste der 23 Jahre alte Dreifach-Weltmeister am Donnerstagabend beim World Challenge-Meeting in Ostrava (Tschechische Republik) die 300-Meter-Weltbestmarke (30,85 sec) von Michael Johnson (USA) nur hauchdünn.
Dieser war im Jahr 2000 in Pretoria (Südafrika), allerdings auf einer Höhe von 1.370 Metern, 30,85 Sekunden gelaufen und hält seitdem die Weltbestmarke. Auf nasser Bahn begann Usain Bolt seine 300-Meter-Wettkampf-Premiere flott. 19,83 Sekunden zeigte die Uhr nach zwei Drittel der Distanz. Alles sah nach einer neuen Bestmarke aus, doch dann wurden auch die Beine des Sprint-Superstars schwerer. Immerhin darf sich der Jamaikaner über den inoffiziellen Rekord im Flachland freuen. Hier stand die Weltbestmarke bei 31,31 Sekunden.Überzeugen konnte auch Landsmann Asafa Powell. Zu Beginn der Woche hatte der 27-Jährige noch die Maximal-Geschwindigkeit eines Sponsoren-Autos getestet. Am Donnerstag überprüfte der WM-Dritte dann seine eigene Höchstgeschwindigkeit über 100 Meter. Das Ergebnis: 9,83 Sekunden und neuer Meeting-Rekord. Gebremst wurde der Jamaikaner dabei sogar noch von 0,5 Metern pro Sekunde Gegenwind.
Dieser bot sich Weltmeisterin Shelly-Ann Fraser zuvor nicht. Die Jamaikanerin hatte ihrerseits die 100 Meter in 11,04 Sekunden gewonnen.
Petr Frydrych wirft 88,23 Meter
Gleich zu Beginn der Veranstaltung hatte der Tscheche Petr Frydrych für den ersten Höhepunkt gesorgt. Nur vier Tage nachdem der 22-Jährige seine Bestleistung beim Diamond League-Meeting in Shanghai (China) auf 85,60 Meter gesteigert hatte, legte der WM-Finalist bei seinem Heimspiel nochmals einige Meter drauf. Fünf seiner Würfe landeten jenseits von 83 Metern. Der weiteste wurde mit 88,23 Metern gemessen. Kein anderer Werfer hat bislang 2010 weiter geworfen.
Auch auf der Stadionrunde gab es für die 20.000 Zuschauer einen tschechischen Sieg zu bejubeln. Denisa Rosolova bewies auf Bahn zwei laufend einmal mehr ihre Vielseitigkeit und sprintete über 400 Meter in 50,85 Sekunden zum Sieg und zu einer Bestzeit. Dabei ließ die Siebenkämpferin auch Olympiasiegerin Christine Ohuruogu keine Chance. Die Britin wurde in 51,58 Sekunden nur Vierte.
Deutsche Starter mit Problemen
Weniger gut lief es für Kristina Gadschiew. Die Zweibrückerin scheiterte dreimal an ihrer Anfangshöhe von 4,21 Metern und musste den Sieg von Tatyana Polnova als Zuschauerin verfolgen. Die Russin meisterte 4,56 Meter. Ähnlich durchwachsen verlief der Auftritt in Mähren von Jana Hartmann. Die Deutsche Hallenmeisterin von der LG Olympia Dortmund kam über 800 Meter in 2:05,06 Minuten auf Rang elf.
Pech hatte Matthias Bühler. Kurz vor dem Start begann es sintflutartig zu regnen. Der Offenburger schlug sich dennoch wacker und kam in 13,70 Sekunden im A-Lauf auf den vierten Rang. Einer ließ sich jedoch auch vom Regen nicht beeinflussen: Dayron Robles (Kuba). Der Olympiasieger sprintete in 13,12 Sekunden an jenem Ort, wo er 2008 Weltrekord gelaufen war, leicht und locker zu einem deutlichen Sieg.
Nur Rang drei für Blanka Vlasic
Eine überraschende Niederlage musste Weltmeisterin Blanka Vlasic im Hochsprung einstecken. Nachdem die Kroatin am Sonntag in Shanghai noch aus dem vollen Training heraus gesprungen war, reiste sie dieses Mal ausgeruht nach Ostrava. Das Ergebnis war jedoch erneut ernüchternd. 1,92 Meter bedeuteten Rang drei. Souveräne Siegerin wurde die US-Amerikanerin Chaunté Howard-Lowe mit übersprungenen 1,98 Metern.
Das gleiche Schicksal wie Blanka Vlasic ereilte Speerwerferin Barbora Spotakova. Die Olympiasiegerin und Weltrekordhalterin musste sich mit 62,94 Metern vor ihrem Heimpublikum der slowenischen Rekordhalterin Martina Ratej (64,68 m) geschlagen geben.
Bernard Lagat mit Niederlage trotz Bestzeit
Auch eine Bestzeit konnte die Niederlage von Bernard Lagat (USA) nicht verhindern. Der Doppel-Weltmeister von 2007 musste sich über 3.000 Meter in 7:32,49 Minuten im Spurt geschlagen geben und wurde Dritter. Platz eins sicherte sich der 23 Jahre alte Kenianer Yusuf Biwott, der in 7:31,68 Minuten zum Meetingrekord stürmte.
Über die 800 Meter feierte David Rudisha den dritten Sieg im dritten Saisonrennen. Der 21 Jahre alte Kenianer ging als einziger Läufer das Tempo des Tempomachers mit und lag im Ziel in 1:44,03 Minuten deutlich vorn.
Auf der längsten Distanz des Tages, den 10.000 Metern, setzte sich erwartungsgemäß Meselech Melkamu durch. Die Äthiopierin ließ in 31:04,52 Minuten die Konkurrenz hinter sich. Auf Rang drei untermauerte die Portugiesin Jessica Augusto (31:19,15 min) ihre Medaillen-Ambitionen für die EM in Barcelona (Spanien; 27. Juli bis 1. August).
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