Usain Bolt sucht Gold-Spur und Bolt-Girl
Topp oder Flop: Usain Bolt, der am Samstag (5. Mai) sein 100-Meter-Saisondebüt feiert, träumt zwar schon lange davon, durch ein zweites Dreifach-Gold bei Olympia zur lebenden Legende zu werden, doch nüchtern betrachtet steht Jamaikas Leichtathletik-Weltstar nach einem zweiten Problemjahr am Scheideweg.
Nach dem Fehlstart-Debakel bei der WM 2011 gewann Usain Bolt zwar 200-Meter-Gold, aber Landsmann Yohan Blake, der als 100-Meter-Weltmeister mit ihm zusammen 4x100-Meter-Weltrekord lief, hätte wenig später in 19,26 Sekunden fast auch der 200-Meter-Bestmarke von Usain Bolt (19,19 sec) das Licht ausgeblasen.Probleme mit Gold und Girls
Mit dem Gold und den Girls hat der auf zehn Millionen Dollar Jahreseinnahme geschätzte Karibik-Sprinter seit den Dreifach-Erfolgen 2008 bei Olympia und 2009 bei der WM in Berlin so seine Probleme.
"Ich dachte immer, nach Olympia könnte es so weit sein, aber ich habe mich von der letzten Freundin vor drei Jahren getrennt. Also wird es wohl noch ein paar Jahre dauern, bis ich an Baby-Bolts denken kann", sagte der 25-Jährige dem Daily Telegraph. Usain Bolt verriet dabei, er habe eine neue Kandidatin an der Angel: "Mit ihr könnte es auf etwas hinauslaufen."
Für Glen Mills zählt vor allem, was auf der Bahn läuft. "Usain ist in guter Form. Ich erwarte ein schnelles 100-Meter-Rennen. Aber auch Yohan Blake hat weitere Fortschritte gemacht, das wird er vielleicht schon über 200 Meter zeigen", sagt der Trainer des Duos.
Inneres Chaos?
Während Yohan Blake am 14. April schon 9,90 Sekunden lief, hat Usain Bolt bisher nur ein Staffelrennen bestritten. Andere geplante Starts sagte er ab ("Es war keine Verletzung") und ließ sich seit Februar mindestens zweimal in München von Dr. Hans-Wilhelm Müller-Wohlfahrt behandeln, dem weltweit von Sportstars gefragten Arzt des FC Bayern und der Fußball-Nationalmannschaft.
Den Eindruck, Usain Bolt fehle es angesichts zu großer zeitlicher Distanz zu Olympia an der nötigen Motivation, hat Glen Mills nicht wirklich entkräftet. Und Usain Bolt hat durch fast unglaublich anmutende Geschichten deutlich gemacht, dass sein Fehlstart von Daegu (Südkorea) Ausdruck eines zeitweisen inneren Chaos gewesen sein könnte.
Der fünfmalige Weltmeister verriet dem Telegraph nämlich so ganz nebenbei, seine drei Peking-Goldmedaillen habe er in einem Hotel in New York vergessen, aber wiederbekommen, und die verloren geglaubten WM-Medaillen von Berlin nach einem Jahr im Schrank wieder entdeckt.
Yohan Blake meldet Ansprüche an
Wie auch immer: Yohan Blake geht davon aus, die wichtigsten Medaillen Olympias wären 2012 bei ihm richtig gut aufgehoben. "Usain glaubt, er sei viel besser als ich. Er übersieht, dass ich deutlich stärker und schneller geworden bin", sagt der 22 Jahre alte Aufsteiger von 2011 (Bestzeit 9,82) an die Adresse von Usain Bolt. Wenn dies stimmt, müsste Usain Bolt es eigentlich bemerkt haben, selbst wenn er laut Glen Mills zeitgleich oft ein anderes Programm trainiert.
"Auch wenn Jungs meinen, sie könnten mich schlagen, bin ich immer noch die Nummer eins und will wieder drei Goldmedaillen", sagt Usain Bolt, der davon ausgeht, dass von ihm Zeiten von 9,4 und 19 Sekunden erwartet werden.
Duell erst bei den Olympia-Trials
Nicht nur beim Auftakt am Samstag gehen sich beide aus dem Weg: Der Weltrekordler steht über 100 Meter neben seinen Landsleuten Nesta Carter, Michael Frater sowie Richard Thompson (Trinidad & Tobago) auf der Startliste. Vielleicht kommt Ex-Weltrekordler Asafa Powell hinzu, der gegen Yohan Blake 200 Meter laufen sollte, aber wegen Leistenproblemen umsteigen möchte.
Danach geht Usain Bolt auf Europatournee mit 100-Meter-Starts im tschechischen Ostrava (25. Mai) sowie in Rom (Italien; 31. Mai) und Oslo (Norwegen; 7. Juni). Yohan Blake bestreitet das erste große 100-Meter-Rennen am 9. Juni in New York (USA), wo Usain Bolt 2008 in 9,72 Sekunden seinen ersten Weltrekord lief. Bei Jamaikas Olympia-Qualifikation in Kingston (28. Juni bis 1. Juli) scheint ein Duell dann unumgänglich. Denn beide wollen in London 100 und 200 Meter gewinnen.
Quelle: Sport-Informations-Dienst (sid)