Uwe Hakus: "Unsere Talente rücken nach"
Aus dem Trainingslager im warmen Teneriffa auf die harte Kunststoffbahn nach Pliezhausen! Deutschlands schnellste Sprinter kommen zu Beginn der Freiluftsaison am 18. Mai zum Internationalen Läufermeeting an den Schönbuchrand. "Im Vorjahr hatten wir in Pliezhausen einen tollen Saisoneinstand", erinnert sich Uwe Hakus (Berlin), DLV-Teamleiter für Sprint und Hürden.
Uwe Hakus baut auf seine Sprintergarde (Foto: Kiefner)
Unter den Status "WM-Quali" beordert Uwe Hakus die schnellsten Männer Deutschlands, darunter die Topathleten Mike Fenner, Marc Blume (Wattenscheid) und Tim Goebel (Leverkusen) zur Standortbestimmung nach Pliezhausen. Vor dem ersten Startschuss unterhielt sich Ewald Walker mit Uwe Hakus.leichtathletik.de:
Das Jahr mit den Europameisterschaften in München war wieder kein Erfolgsjahr für die Sprinter im DLV. Wie fällt denn Ihre Bilanz im Rückblick aus?
Uwe Hakus:
"Mit der Staffel sind wir bei der EM in München als Vierter in 38,88 Sekunden nur um 17 Hunderstel an einer Medaille vorbeigeschrammt. Dies war nach dem verletzungsbedingten Ausfall von Tim Goebel nicht unbedingt zu erwarten. Natürlich können uns die Einzelergebnisse nicht zufrieden stellen."
leichtathletik.de:
Konkreter ausgedrückt?
Uwe Hakus:
"Marc Blume hatte bei der EM nach seinen 10,29 Sekunden im Zwischenlauf mit 10,38 Sekunden im Halbfinale nicht überzeugen können und das Finale verpasst. Wir haben im Herbst selbstkritisch Bilanz gezogen und Konsequenzen abgeleitet."
leichtathletik.de:
Wie sehen diese aus?
Uwe Hakus:
"Wir sind in der Trainingsmethodik einen anderen Weg gegangen, weil wir festgestellt haben, dass unsere Sprinter in der Beschleunigung aus dem Block gute Werte aufwiesen, in der Motorik ab 60 Meter jedoch hinterher hängen. Deshalb haben wir auf einen höheren Trainingsumfang umgestellt und schlechtere Ergebnisse in der vergangenen Hallensaison einkalkuliert."
leichtathletik.de:
Die Sprinter des DLV stehen seit Jahren in der Kritik. Wie geht man als Trainer oder Athlet damit um?
Uwe Hakus:
"Natürlich tut dies weh. Auch deshalb, weil unsere Trainer methodisch zu den Besten gehören. Zudem gibt es ja immer wieder Vermutungen über Konkurrenten, die uns vorausrennen, deren Leistungen aber später in Frage gestellt werden. Was wir brauchen, ist einer, der 10,10 Sekunden läuft."
leichtathletik.de:
An wen denken Sie dabei?
Uwe Hakus:
"Tim Goebel und Marc Blume haben sicher das Potenzial für Leistungen in diesem Bereich."
leichtathletik.de:
Wo stehen diese beiden zu Beginn der WM-Saison?
Uwe Hakus:
"Tim Goebel hatte im letzten Jahr nach einer längeren Verletzungspause die Zeit zum Aufbau und Trainerwechsel genutzt und ist jetzt über 60 Meter Deutscher Hallenmeister geworden. Marc Blume hat sehr gut trainiert, ihm traue ich eine Zeit unter 10,20 Sekunden zu. Marc ist der Leithammel' im Team und vermittelt zwischen Alt und Jung."
leichtathletik.de:
Apropos Jung: gibt's die jungen Wilden im Sprint?
Uwe Hakus:
"Es ist sehr erfreulich, dass mit Till Helmke, Rasgawa Pinnock, Sebastian Ernst, Marius Broening und Markus Malucha vielversprechende Talente nachrücken."
leichtathletik.de:
Zum Hürdensprint: Hat das Karriereende des jahrelangen Aushängeschilds Florian Schwarthoff nicht eine Lücke gerissen?
Uwe Hakus:
"Wir haben mit Mike Fenner den Europacup-Sieger in der Halle gestellt. Fenner ist sehr gut aus dem Winter gekommen und ist bestens motiviert. Den nach seiner Sperre wieder zurückgekehrten Falk Balzer sehe ich noch nicht ganz vorne dabei. Dagegen erwarte ich von Jerome Crews den Durchbruch."
leichtathletik.de:
Jerome Crews hatte ja im Vorjahr in Pliezhausen mit seinen 13,55 Sekunden einen tollen Einstand. Kommen Sie auch deswegen wieder ins Schönbuchstadion?
Uwe Hakus:
"Für uns war Pliezhausen im Vorjahr ein toller Saisonauftakt. Sportlich aber auch vom Flair waren wir sehr angetan. Ich vergleiche Pliezhausen mit Scheeßel, denn auch hier sind die Zuschauer direkt an der Bahn. Die 39,11 Sekunden in der Staffel waren schon ein Highlight. Zudem hat es den Sprintern um Blume gut getan, wieder mal im Mittelpunkt zu stehen."
leichtathletik.de:
Und wie sehen die Saisonziele für das DLV-Sprintteam aus?
Uwe Hakus:
"Wir möchten bei der WM in Paris alle Strecken besetzen, das heißt, im Flachsprint sind 10,24 Sekunden bzw. 20,50 Sekunden über 100 bzw. 200 Meter gefordert. Darüber hinaus wollen wir mit der 4x100-Meter-Staffel unter die 16 Besten kommen und damit die Qualifikation für die Olympischen Spiele 2004 in Athen schaffen."
Weitere Infos: www.lac-pliezhausen.de