Valeriy Borchin holt Geher-Gold nach Russland
Nur zwei Vertreter des unter einem Dopingverdacht krisengeschüttelten russischen Geherlagers starteten am Samstagmorgen um 9 Uhr in den 20-Kilometer-Wettbewerb der Olympischen Spiele in Peking (China). Zum Sieg reichte es trotzdem. Der Weltcup-Zweite Valeriy Borchin führte auf dem letzten Viertel der Strecke die Entscheidung herbei und gewann in 1:19:01 Stunden.
Es war auf dieser Distanz das erste Olympiagold eines russischen bzw. sowjetischen Gehers seit vierzig Jahren. Für Valeriy Borchin krönte mit diesem Erfolg seine noch junge Karriere frühzeitig. Der 22-Jährige machte international den nächsten Schritt, nachdem er im letzten Jahr bereits U23-Europameister geworden war und schon vor zwei Jahren bei der EM in Göteborg (Schweden) Silber geholt hatte.Bei seinem avisierten Abschiedsspiel auf großer internationaler Bühne wurde Weltmeister Jefferson Perez noch einmal mit einer Silbermedaille belohnt. Der 34 Jahre alte Vorzeigeathlet aus Ecuador spielte seine ganze Erfahrung aus und war derjenige, der dem neuen Olympiasieger mit 14 Sekunden Rückstand noch die meiste Gegenwehr bot.
Sechs unter 1:20 Stunden
Vier Monate nach seinem Sieg beim Olympischen Test-Wettkampf spielte der Australier Jared Tallent auf Pekinger Boden erneut eine gute Rolle und holte sich in 1:19:42 Stunden Bronze.
Alle der Top-Geher hatten sich dabei in der Hitze Pekings ihr Rennen bestens eingeteilt und legten die zweite Hälfte deutlich schneller zurück als die erste (40:42 min). Insgesamt sechs Athleten blieben so unter der Schallmauer von 1:20 Stunden.
André Höhne auf Platz 25
Der deutsche Hoffnungsträger André Höhne konnte in den Kampf um die vorderen Plätze nicht eingreifen. Der Berliner verlor im Laufe des Rennens den Anschluss an die Spitzengruppe und landete am Ende in 1:23:13 Stunden nur auf Platz 25. Zu seiner eigenen Enttäuschung, der er im Ziel freien Lauf ließ.
„Ich bin nicht zufrieden mit der Platzierung“, stellte der Deutsche Meister fest, „der Wettkampf war eigentlich ganz okay bei diesen Bedingungen, ich war ähnlich schnell wie bei der WM vor einem Jahr und bin diesmal ins Ziel gekommen. Trotzdem bin ich enttäuscht.“
50-Kilometer-Start offen
Über die Leistungen, die an der Spitze geboten wurden, wunderte er sich: „Was die da vorne gemacht haben, geht eigentlich nicht. Sie haben es trotzdem gemacht.“ Zum Olympischen Rahmen der Geher-Wettbewerbe merkte der 30-Jährige an: „Die Strecke war anstrengend, es gab keine Orientierungspunkte. Man kam sich verdammt einsam vor. Die Zuschauer standen wegen der Absperrungen weit weg.“
Ob er nun auch am nächsten Freitag (22. August) die 50 Kilometer noch in Angriff nehme, wolle er in zwei Tagen entscheiden: „Ich muss jetzt erst mal das hier überleben.“
Seltsamer Verzicht eines Russen
Seltsam mutete der Rückzug von Sergey Morozov an. Der russische Top-Favorit war, als dritter Vertreter seines Landes gemeldet, nicht am Start. Ein Teamsprecher erklärte, der Weltrekordler sei gar nicht erst nach Peking gereist. Gründe dafür wollte er nicht nennen.
Erst wenige Tage vor den Spielen waren drei russische Geher des EPO-Dopings überführt worden, darunter auch der ebenfalls für Peking vorgesehene Ex-Weltrekordler Vladimir Kanaykin, der als Medaillenkandidat galt.
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