Varg Königsmark ist hin- und hergerissen
Eigentlich müsste Varg Königsmark rundum zufrieden sein. Der erst 20 Jahre alte Hürdenläufer rannte sieben seiner acht schnellsten Zeiten in diesem Sommer und machte einen enormen Schritt nach vorne. Trotzdem liegt dem ehrgeizigen Berliner etwas im Magen.
Dass er es nicht zu den Olympischen Spielen in London (Großbritannien) und vor allem auch nicht zur Europameisterschaft in Helsinki (Finnland) geschafft hat, ist für ihn ein „kleiner Wermutstropfen“ der zurückliegenden Monate.„Es war kein schlechtes Jahr, ich habe meine Bestzeit verbessert. Zufrieden bin ich trotzdem nicht. Ich hatte damit geliebäugelt, zumindest bei der EM zu starten, wenn es schon mit Olympia nicht klappt. Das war für mich leider nicht möglich an dem Tag“, sagte Varg Königsmark in seiner Saisonbilanz.
Mit dem Tag ist der 17. Juni gemeint, als er bei den Deutschen Meisterschaften in Bochum-Wattenscheid trotz 49,88 Sekunden haarscharf nur Vierter wurde und sich damit drei andere ein Ticket nach Helsinki schnappten. Trotzdem hatte er in seinem ersten Jahr in der Männerklasse auch im Lohrheidestadion seine Haut teuer verkauft.
Holpriger Saisonstart
Nach den verpassten Saisonhöhepunkten muss sich der 1,93-Meter-Riese, dem in Deutschland durchaus die Zukunft über 400 Meter Hürden gehören kann, mit seinen schnellen Saisonrennen trösten.
Im Anschluss an einen holprigen Start, bei dem es in den ersten drei Läufen auch wegen Rhythmusproblemen noch nicht unter 50 Sekunden ging, kam Varg Königsmark gerade nach den deutschen Titelkämpfen auf.
In Nottwil (Schweiz) verbesserte er Ende Juni seinen Hausrekord aus dem Vorjahr, als er in 49,70 Sekunden in Tallinn (Estland) vielbeachtet U20-Europameister geworden war, auf 49,54 Sekunden. In der europäischen U23-Jahresbestenliste liegt er damit auf Platz fünf.
Niveau bestätigt
Das Niveau bestätigte der Hauptstädter mit einem starken Saisonfinale. In Zürich (Schweiz) lief er im Regen von Bahn eins aus 49,64 Sekunden, beim ISTAF in Berlin ließ er bei besserem Wetter 49,58 Sekunden folgen: „Ich habe mich im Training in den letzten Wochen gut gefühlt und ich wusste, dass ich noch etwas drauf habe.“
Diese Leistungen geben Auftrieb. Das junge Hürden-Ass nimmt es als Fingerzeig. „Ich habe den Grundstein gelegt, damit es in der nächsten Saison mit meiner Entwicklung weiter vorangeht“, stellte Varg Königsmark, der sein Mathematik-Studium an der TU Berlin mit dem Leistungssport vereinbart, zurecht fest. Und er weiß auch, woran es zu arbeiten gilt.
49,0 im Visier
„Ich muss auf jeden Fall im nächsten Jahr einiges verbessern. Hürdentechnisch ist noch viel Potenzial da. Noch mehr über den Sprint zu kommen ist auch ein Ziel. Wenn ich die Grundschnelligkeit verbessere, kann es auch in Richtung 49,0 gehen“, gibt es ein klares Ziel für den Schützling von Bernd Knobloch.
Langfristig geht der Blick bis 2016 zu den nächsten Olympischen Spielen, auch wenn der Youngster noch nicht von einer Planung sprechen möchte. „Ich will auf jeden Fall in Rio dabei sein. Dieses Jahr haben noch zwei Zehntel zur A-Norm gefehlt. Wenn alles gut läuft, sollte ich die Norm in vier Jahren drauf haben.“
Bei dieser Perspektive konnte Varg Königsmark in jedem Fall „mit einem positiven Gefühl“ aus diesem Sommer gehen und sich in den Urlaub verabschieden. Dieser führt ihn jetzt erst einmal auf seine Geburtsinsel Rügen.