Vater des Berlin-Marathons: Horst Milde wird 75
Am 24. Oktober wird Horst Milde 75 Jahre alt. Er gilt allgemein als der "Erfinder" des Berlin-Marathon, aber auch Trendsetter mit bedeutsamen Veranstaltungen wie dem Crosslauf am Teufelsberg, dem Frauenlauf im Tiergarten, dem Halbmarathon und vielen weiteren Lauf-Events.
Auf der eigenen sportlichen Habenseite stehen für den eigentlichen Mittelstreckler mit einer 800-Meter-Bestzeit von 1:49,8 Minuten zwei Deutsche Meistertitel für den SCC Berlin in der 3x1.000 Meter-Staffel mit Bodo Tümmler und Gerhard Kopp in den Jahren 1964 und 1965.Der eigenen Entwicklung zum Spitzenläufer fehlte Horst Milde eigentlich nur die Zeit, denn nach einem Acht-Stunden-Tag in der Backstube war an ein effektives Lauftraining kaum zu denken.
Meister des Spagats
Doch Horst Milde entwickelte sich schon in jungen Jahren als ausgewiesener Meister des Spagats. Schon während seiner aktiven Karriere organisierte er mit dem Sportreferat der Freien Universität (FU Berlin) den ersten Berliner Crosslauf. Leitend dabei die Idee: "Alle Berliner können mitmachen". So tummelten sich bereits bei der Premiere im Jahr 1964 700 (!) Sportler.
Letztlich dauerte es nach der Cross-Premiere noch zehn Jahre, bis Horst Milde, längst erster Volkslaufwart des Berliner Leichtathletik-Verbandes (BLV) und Breitensportwart des LSB Berlin, mit wenigen Helfern den ersten Marathonlauf organisierte.
In Anzeigen in Fachzeitungen ("Auch das war ein Novum!") warb Milde für "seinen" ersten Marathon und hatte mit 286 Teilnehmern auf Anhieb eine Beteiligung, die weit über den bisherigen Standards lagen. "Im Jahr zuvor hatte der Verband vor unserer Geschäftsstelle einen Marathonlauf organisiert - mit 90 Teilnehmern. Da habe ich mir gesagt: Das kannst du besser!"
Eigene Marathon-Premiere in New York
Horst Milde selbst ist achtmal Marathon gelaufen, hat seine Premiere dabei in New York (USA) abgeliefert, kennt aber auch London (Großbritannien) und Boston (USA) als Teilnehmer. "Zu mehr fehlte mir einfach die Zeit. Mit einer Bäckerei-Konditorei mit 20 Angestellten, 3 Kindern und einem Garten...." sagt Horst Milde in seinem typisch Berliner Humor.
Der Berlin-Marathon ist früh zu einem Giganten der Szene geworden, von hohen Teilnehmerzahlen bis hin zu den vielen Weltrekorden. "An diese Entwicklung habe ich nie im Traum gedacht. Wir haben alles im Gegensatz zu heute ehrenamtlich gemacht und immer mit großen Augen nach New York geschaut!"
Familie Milde als „Ideenfabrik“
Horst Milde ist sicherlich eine Spezies Funktionär, die heute in dieser Intensität Seltenheit ist, denn für ihn war Ehrenamtlichkeit groß geschrieben. "Ich war halt ein lupenreiner Amateur-Veranstalter. Selbst mein Telefon habe ich bezahlt! Das ist natürlich in unserer heutigen Zeit mit den vielfältigen Anforderungen kaum machbar!"
Mit seine Familie als Unterstützung im Rücken und mit der Hilfe der auch läuferischen aktiven Ehefrau Sabine und den drei Kindern Karsten, Mark und Gesine gingen der “Ideenfabrik“ die Einfälle nicht aus. Mark Milde hat inzwischen das Amt des Race Direktors beim Berlin Marathon übernommen, das bis 2004 noch Horst Milde inne hatte.
Engagiert für die „German Road Races“
Als "Pensionär" ist Horst Milde rast- und ruhelos wie einst. Als Chef der German Road Races (GRR) führt er die Interessengemeinschaft von aktuell über 60 Veranstaltern, gestaltet mit enormer Ausdauer die zweisprachige GRR-Website www.germanroadraces.de und treibt nach wie vor Entwicklungen voran. Sein großer Erfahrungsschatz wird auch weiterhin beim Bundeausschuss Laufen des DLV geschätzt.
Horst Milde ist als Berater im In- und Ausland ein willkommener Ansprechpartner. Seiner Initiative ist es zu verdanken, dass der Marathonlauf bei Olympischen Spielen oder Weltmeisterschaften inzwischen als eine Werbetour über mehrere Runden durch die Innenstadt der Ausrichterstadt fungiert. Vorbei sind die einstigen Medaillenjagden durch eher öde Landschaften mit Start und Ziel im leeren Stadion.
Den Berlin-Marathon führte er in die World Marathon Majors (WMM), der Weltelite der Marathonläufe. Die Auszeichnung der Association of International Marathons and Distance Races (AIMS) für den Berlin-Marathon als „Marathon des Jahrzehnts“ aufgrund der vielen Weltrekorde gehört zu den gern gesehenen Auszeichnungen.
Tausend einmalige Erlebnisse
Seit sechs Jahren ist Horst Milde auch Vorsitzender des jährlichen AIMS-Symposiums. Das AIMS Marathon Museum of Running beim Sportmuseum Berlin im Olympiapark wurde auf seine Initiative hin 1994 gegründet und hat sich in der Museumslandschaft zu einem Edelstein für Laufsport und Leichtathletik entwickelt.
Anekdoten aus seiner intensiven Veranstalter-Ära würden sicherlich Bände füllen, denn Horst Milde ist auch ein charmanter Erzähler. "Es sind tausend Sachen, die alle für sich einmalig sind. Vielleicht ist es der Neujahrslauf 1990, der ohne Wettkampfcharakter durch Ost- und Westberlin geführt hat und 20.000 Läufer auf die Beine brachte. Vielleicht.... "