Verena Sailer blickt gut gelaunt nach London
Zum ersten Mal wird Verena Sailer (MTG Mannheim) bei Olympia in London (Großbritannien; 3. bis 12. August) im Einzel an den Start gehen. Ihr Ziel ist es, zum Jahreshöhepunkt die beste Leistung abzurufen. Selbst wenn das gelingt, wird es schwer, das Finale zu erreichen. Die Vorfreude auf die Spiele wird bei der 26-Jährigen dadurch aber kein bisschen getrübt.
Drei US-Sprinterinnen und drei Jamaikanerinnen dürften, wenn für sie alles normal läuft, das 100-Meter-Finale von London erreichen. Angeführt von der WM-Dritten Kelly-Ann Baptiste (Trinidad und Tobago) wollen eine Handvoll Sprinterinnen aus der Karibik und Afrika ebenfalls unter die besten Acht. Für Europa scheint kaum Platz zu sein im Kreis der besten Sprinterinnen der Welt.Ein Blick in die Geschichtsbücher verrät aber: Ein Olympia-Finale der Frauen über 100 Meter ohne europäische Beteiligung, das gab es noch nie. Wer könnte diesmal diese Tradition fortsetzen? Zuerst ist Europameisterin Ivet Lalova (Bulgarien) zu nennen, die in 11,06 Sekunden auch die schnellste Europäerin in diesem Jahr ist.
Wie es geht, die Geschichte der erfolgreichen deutschen Sprinterinnen weiterzuschreiben, weiß Verena Sailer. Mit ihrem EM-Triumph 2010 in Barcelona (Spanien) holte sie den kontinentalen 100-Meter-Titel nach 20 Jahren wieder nach Deutschland. "Die Birne ausgeschaltet und gerannt", das war die meistzitierte Aussage der Mannheimerin nach ihrem Sieg.
In Form für eine Bestzeit
Bei der EM in Helsinki (Finnland) in diesem Jahr klappte das nicht so gut - hinten raus reichte es nicht für eine Medaille, die nach dem ersten Teil des Rennens noch greifbar schien, sondern nur für den sechsten Platz. "In dem Moment ging es einfach nicht besser. Zum Glück konnte ich es schnell abhaken", erzählt die 26-Jährige und will am liebsten gar nicht mehr zu dem Lauf sagen.
Lieber redet sie über die positiven Dinge, die sie aus Helsinki mitgenommen hat: Neben dem Staffel-Gold kam sie in 11,14 Sekunden im Einzel-Vorlauf bis auf vier Hundertstel an ihre Bestzeit heran. "Das zeigt mir, dass ich im Training nichts falsch gemacht habe und gut drauf bin."
Nach einem von Verletzungen geprägten Jahr 2011, in dem Verena Sailer zum ersten Mal nach fünf Jahren keine Bestzeit über 100 Meter aufstellen konnte, soll an die gerissene Serie angeknüpft werden - wenn es geht bei Olympia. "Ziel ist es, die beste Leistung beim Jahreshöhepunkt abzurufen." Der Blick geht Richtung Bestzeit: Die steht bei 11,10 Sekunden.
Damit bewegt sich die Deutsche Meisterin in Sphären, die mit etwas Glück und einer günstigen Laufeinteilung fürs Finale reichen könnten - damit würde die Geschichte der deutschen Sprinterinnen im Olympia-Finale über 100 Meter weiter geschrieben, nach 24 Jahren. Heike Drechsler war 1988 in Seoul (Südkorea) als Dritte die letzte deutsche Finalistin, im Trikot der DDR.
ier Hundertstel zur Bestzeit (Foto: Kiefner)Große Vorfreude auf London
Diese historischen Daten interessieren Verena Sailer wenig und Druck macht sie sich dadurch erst recht nicht. Die Vorfreude auf den ersten Einzelstart bei Olympia ist viel zu groß. "Der olympische Geist schwebt schon über der gesamten Saison. Negativen Druck empfinde ich überhaupt nicht, wenn dann positiven."
Zum Spaß tragen auch die Staffelkolleginnen bei, mit denen die Finalchancen über 4x100 Meter besser stehen, besonders nach dem EM-Titel. "Wir reisen mit noch mehr Selbstvertrauen an." Mit Tatjana Pinto stellt der DLV außerdem eine zweite Einzelstarterin. Nach einem letzten Test in Weinheim (27. Juli) werden die Koffer für London gepackt.
Dann wird Verena Sailer etwas mitnehmen, was wohl nicht jeder auf der Packliste für Olympia hat. "Wichtig ist für mich immer, mein eigenes Kopfkissen dabei zu haben." Einem erholsamen Schlaf dürfte im Olympischen Dorf damit nichts im Wege stehen, genauso wie erfolgreichen Rennen im Londoner Olympiastadion.