Paralympisches Tagebuch von Thomas Loosch
Der Wattenscheider Leichtathlet Thomas Loosch ist einer der aussichtsreichsten Starter bei den Paralympics in Athen. Der 41-jährige Weltmeister im Diskus und Vize-Europameister im Diskus, Kugelstoßen und Speerwurf wird von seinen ersten Paralympics mit freundlicher Unterstützung und Genehmigung der Stiftung Deutsche Sporthilfe in seinem Tagebuch auch auf leichtathletik.de direkt aus Griechenland berichten.
Thomas Loosch schildert in seinem Tagebuch seine Eindrücke von den Paralympics
Mittwoch, 22. September 2004Wettkampftag! Das heißt Aufstehen mitten in der Nacht, genauer gesagt um 4.30 Uhr. 5.15 Uhr Frühstück, 6.15 Uhr Abfahrt mit dem Shuttle zum Warm Up-Platz. Dann Einwerfen und Physio-Therapie. Um 8.00 Uhr finden wir uns im Callroom 1 ein. Praktischerweise führt ein Tunnel vom Warm Up-Platz direkt ins Stadion. 8.25 Uhr dann Callroom 2, dann geht's endlich los.
Im Stadion dürfen wir uns drei mal einwerfen bevor der Wettkampf im Diskuswerfen beginnt. Wie von mir richtig vorausgesagt, wird der Gewinner Weltrekord werfen müssen. Ich schaffe mit 41,19 Metern meine Saisonbestleistung und gewinne Bronze. Zum ersten Platz fehlen mir 3 Meter, aber zum vierten Platz habe ich immerhin auch einen Vorsprung von 2,20 Metern. Ich bin echt total happy über den dritten Platz, zumal meine Verletzung immer noch ein Thema ist. Wer weiß, wo ich gelandet wäre, hätte ich die nicht gehabt...
Nach der Siegerehrung und dem vielen Freuen bin ich richtig kaputt. Alles tut weh, der Arzt gibt mir eine Voltaren und ich begebe mich für zwei Stunden ins Bett - natürlich nicht, ohne vorher noch zu Mittag zu essen. Diesmal viele, viele Kohlehydrate - Nudeln!
Später erreicht mich die nächste Glückwunsch-E-Mail von meinem Kollegen Thomas Jeschonnek:
Hallo Thomas!
Herzlichen Glückwunsch zu Silber und Bronze!Ich bin machtig stolz auf meinen Kollegen. Super!
Ich lasse meinen Daumen nicht mehr los, bis du fertig bist.
Viel Glück
Dein Kollege Thomas
Ach, da wird einem ganz warm ums Herz. Und so gehe ich glücklich und zufrieden wieder in die Falle, denn morgen habe ich meinen letzten Wettkampf und will unbedingt noch einmal mein bestes geben.
Fighten bis der Arzt kommt!
Donnerstag, 23. September 2004
Heute schon wieder Wettkampftag, Speerwerfen steht auf dem Programm. Wieder um 4.30 Uhr aufstehen, 5.15 Uhr Frühstück. Ablauf alles wie gestern.
Um 8.25 Uhr laufen wir ins Stadion ein. Ich bin als Zweiter dran. Gleich im ersten Versuch gelingt mir eine Weltrekordweite mit 49,64 Metern, die ich im sechsten Versuch mit 50,89 Metern noch toppen kann. Es sind zwei Klassen am Start: F38 und F36. Meine Klasse ist F38. Der Gewinner wirft 38,06 Meter, hat aber Klasse F36, was einen besseren Multiplikator bedeutet. Um zu gewinnen, hätte ich fast 11 Meter weiter werfen müssen, nämlich 61 Meter. Das wäre unrealistisch gewesen. Am Ende wird es Platz vier und damit bin ich echt zufrieden.
Ich bleibe noch etwas im Stadion, um mir den Wettkampf meines Zimmernachbarn, Gerhard Wies, anzuschauen. Es ist ein starkes Feld und er wird guter Siebter.
Danach fahre ich zurück ins Paralympische Dorf und genehmige mir fünf Stücke Pizza, einen "Big Mäc", eine große Portion Pommes und eine große Cola. Mmmh, lecker, das habe ich mir verdient. Dann ab zur Mittagsruhe.
Abends dann eine Einladung in die Deutsche Schule mit Talkrunde und Podiumsdiskussion. Später ein leckeres Bierchen. Also alles rundherum bestens hier.
Einen Dank möchte ich an dieser Stelle noch an die Firma ASTRA in Schlanstedt loswerden. Die haben mich mit "Bonsaipillen" versorgt. Nein, nix Schlimmes, sind lauter gute Sachen aus der Natur drin - zum Beispiel Seidenraupenproteine. Die Pillen haben mir echt gut bei der Regeneration geholfen. Also danke!
Herzliche Grüße aus Athen
Euer Thomas Loosch
Mit freundlicher Unterstützung und Genehmigung von www.sporthilfe.de