DLV-Ultramarathon-Team holt in Japan Bronze
Am vergangenen Sonntag, 26. Juni, fand auf der nördlichsten japanischen Insel Hokkaido anlässlich der 20. Auflage des Lake Saroma-Ultramarathon der diesjährige World Cup im 100-Kilometer-Lauf statt. Die deutsche Männermannschaft lieferte dabei aus DLV-Sicht mit dem dritten Platz in der Teamwertung das beste Ergebnis.

Bronze für die deutschen Ultraläufer (Foto: Mühl)
In der Historie der Meisterschaften, die seit 1989 ausgetragen werden, war es nach 1994 bereits die zweite Veranstaltung auf der Strecke in Lake Saroma.Bei dem Wettkampfkurs handelt es sich um eine vollkommen asphaltierte Punkt-zu-Punkt-Strecke, die weitgehend am Lake Saroma entlang verläuft. Das Rennen wird vollständig auf öffentlichen Straßen ausgetragen, die für den Straßenverkehr nicht gesperrt sind. Die Strecke wird aber durch den örtlichen Organisator gemeinsam mit der Polizei in vorbildlicher Weise gesichert, die Sicherheit der Teilnehmer war so jederzeit gewährleistet. Der personelle Aufwand dafür ist allerdings beträchtlich und anderswo kaum vorstellbar.
Das DLV-Team war mit zwei vollständigen Mannschaften angereist. Von der 1994er Mannschaft war mit Routinier Michael Sommer (EK Schwaikheim) noch ein Athlet aus dem Team vertreten, das seinerzeit die Goldmedaille in der Mannschaftswertung errang.
Zwei Neulinge im Team
Dr. Thomas Miksch (TV Jahn-Kempten) und Jörg Hooß (LTF Marpingen), zwei international sehr erfahrene Athleten, sowie Nationalmannschaftsneuling Michael Becker (LG Leipzig Grünau) komplettierten das Männerteam.
Bei den Frauen waren neben der letztjährigen EM-Dritten Tanja Hooß (LTF Marpingen) noch Birgit Schönherr-Hölscher (PV Tria Witten), Simone Stöppler (SSC Hanau-Rodenbach) und Jutta Kolenc (TG Biberach) am Start. Für Jutta Kolenc war es ebenfalls die erste internationale Nominierung durch den DLV.
Die äußeren Bedingungen auf dem welligen, aber schnellen und landschaftlich äußerst reizvollen Kurs waren für einen Ultramarathonlauf alles andere als ideal. Normalerweise herrschen im Norden Japans um diese Jahreszeit angenehme Tagestemperaturen um die 20 Grad, diesmal aber sollte alles anders kommen. Bereits beim Start um fünf Uhr morgens lagen die Temperaturen über dieser Marke und kletterten schnell auf deutlich über 30 Grad. Noch unangenehmer für die Teilnehmer war aber, dass es auf diesem Kurs so gut wie keinen Schatten gibt. 100 Kilometer in der prallen Sonne am wolkenlosen blauen Himmel waren also angesagt und damit eine äußerst defensive Wettkampftaktik notwendig, wenn achtbare Ergebnisse erzielt werden sollten.
Michael Sommer kam gut zurecht
Michael Sommer kam mit diesen Bedingungen hervorragend zurecht. Nach dem Start um Platz 60 liegend, hatte er sich bei Streckenhälfte (3:28:40 h) bereits um gut zwanzig Plätze nach vorne gearbeitet und ging bei Kilometer 79 als Dreizehnter in die letzten 20 Kilometer, die auf einer landschaftlich besonders attraktiven Wendepunktschleife auf einer Landzunge absolviert werden.
Zwei Kilometer vor dem Ziel überholte er den lange Zeit weit vor ihm liegenden Amerikaner Howard Nippert und nahm ihm bis ins Ziel noch 1:45 Minuten (!) ab – die letzten fünf Kilometer seines extrem gleichmäßigen Rennens mit zwei absolut identischen Hälften absolvierte Michael Sommer damit in 19:50 Minuten! Platz sieben in 6:57:35 Stunden war am Ende der Lohn seiner Mühe und dokumentierte wieder einmal, dass er international einer der beständigsten 100-Kilometer-Läufer ist.
Jörg Hooß und Michael Becker liefen taktisch ebenfalls ein ausgezeichnetes Rennen. Jörg Hooß erzielte Platz 13 in 7:09:18 Stunden, Michael Becker errang Platz 19 in 7:18:25 Stunden. Dr. Thomas Miksch beendete den Wettkampf in 7:35:19 Stunden Platz 26. Die Männer errangen so Bronze in 21:25:19 h hinter Japan (20:34:17 h) und Frankreich (20:43:27 h)!
Frauen taktisch gut
Auch das DLV-Frauenteam zeigte von Anfang an eine mustergültige taktische Einstellung. Tanja Hooß und Birgit Schönherr-Hölscher liefen weitgehend gemeinsam und hatten sich bei Halbzeit bereits in die Nähe der Top-Ten vorgearbeitet, bei Kilometer 79 gingen sie auf den Plätzen acht und neun auf die letzten 20 Kilometer. Während Tanja Hooß ihr Tempo halten konnte und auf Platz acht in 8:23:25 Stunden finishte, musste Birgit Schönherr-Hölscher ihre Geschwindigkeit auf den letzten zehn Kilometern reduzieren und erreichte das Ziel auf Platz elf in 8:31:10 Stunden, einen Rang vor Jutta Kolenc (8:37:44 h).
Simone Stöppler finishte auf Platz 19 in 9:21:53 Stunden. Die bemerkenswert geschlossene Mannschaftsleistung bedeutete für die DLV-Frauen Platz vier (25:32:19 h) in der Mannschaftswertung hinter USA (24:46:39 h), Frankreich (25:01:07 h) und Japan (25:17:40 h). Mit nur einer knappen Viertelstunde Rückstand auf Platz drei wurde wieder Tuchfühlung zur Weltspitze aufgenommen.
Bei den Männern siegte der Russe Grigorig Murzin mit 6:24:15 h, die Frauenwertung gewann die Japanerin Hiroko Syou in 7:53:41 h.
Aus deutscher Sicht insgesamt erfreuliche Resultate also, die unter schwierigsten äußeren Bedingungen erzielt wurden.