Verena Sailer - In der Form ihres Lebens?
Sprinterin Verena Sailer scheint in diesem Winter so gut wie nie zu sein: Drei ihrer acht schnellsten jemals gelaufenen Zeiten sprintete sie allein bei der Hallen-DM in Leipzig. Und auch weltweit kann kaum jemand ihre Konstanz auf hohem Niveau überbieten, was die 28 Jahre alte Mannheimerin zu einem heißen Tipp für die Hallen-WM in Sopot (Polen; 7. bis 9. März) macht.

Drei ihrer acht schnellsten jemals gelaufenen Zeiten, sprintete sie am Wochenende in Leipzig. Ob sie angesichts dieser Konstanz zwei Wochen vor den Hallen-Weltmeisterschaften im polnischen Sopot in der Form ihres Lebens sei, wurde sie in Leipzig gefragt. Der Superlativ war ihr – natürlich – zu groß: „Ich bin jedenfalls gut drauf“, meinte sie. So gut, dass die nationale Konkurrenz komplett chancenlos war. 13 Hundertstelsekunden lagen im Ziel zwischen Verena Sailer und ihrer zweitplatzierten Vereinskollegin Yasmin Kwadwo. Über 60 Meter eine ganze Welt.
Kein Tag Trainingsausfall
Der Grund für ihre starke Form ist relativ simpel: Ihre Vorbereitung auf die Hallensaison wurde an keinem einzigen Tag von Trainingsausfall gestört. Mit ihren 7,14 Sekunden ist sie in diesem Winter die bislang fünftschnellste Sprinterin der Welt, in Europa war bisher nur die Britin Asha Philip in 7,09 Sekunden schneller.
Und so ist einfach nicht zu verleugnen, dass Verena Sailer vier Jahre nach ihrem EM-Titel über 100 Meter in Barcelona (Spanien) auch kommenden Sommer bei der EM in Zürich (Schweiz) zu den Favoritinnen zählen wird – wenn weiter alles nach Plan läuft.
Der Plan unterscheidet sich allerdings deutlich von dem vor vier Jahren. Damals hat sie auf die Hallensaison verzichtet und sich langfristig auf den Höhepunkt im Sommer vorbereitet. „Das hat gut getan, aber lag auch daran, dass ich zuvor verletzt war“, erinnert sie sich und zieht den Vergleich zum Jahr 2014: „Wenn die Halle gut läuft, nimmt man ein gutes Gefühl mit in den Sommer.“ Und mit den Deutschen Meisterschaften ist die Saison erst in die Phase eingetreten, die ihr am meisten Spaß macht. „Ich freue mich, dass es jetzt ernst ist.“
Vorfreude auf das Hallen-Istaf
Besondere Vorfreude entwickelt sie beim Gedanken an das Hallen-Istaf Samstag in Berlin: „Das wird bestimmt eine richtig gute Nummer. „Und sie hat trotz der Klassezeiten von Leipzig noch Reserven. „Der Start war gar nichts“, analysierte sie das Finale, „so komme ich bei der Hallen-WM sicher nicht ins Finale.“ Eine weitergehende Prognose, was sie in Sopot erreichen kann, ließ sie sich nicht entlocken. Nur so viel sagte sie: „Ich würde gern meine Zeit verbessern. Bei den 60 Metern kann man ja nicht spekulieren, sondern muss Vollgas geben.“
Weil der Sprint eben auch eine große Vergangenheit in Sachen Doping und Nahrungsergänzungsmittel hat, war Verena Sailer in Leipzig auch eine gefragte Gesprächspartnerin zu allen Themen rund um den Fall Evi Sachenbacher-Stehle in Sotschi. Zumal DLV-Präsident Clemens Prokop am Rand der Titelkämpfe eine Steilvorlage gegeben hatte, indem er allen seinen Athleten davon abriet, Nahrungsergänzungsmittel zu verwenden.
Legale Leistungsunterstützung
Demgegenüber erklärte Verena Sailer, dass sie ihre tägliche Ernährung durchaus auch mit legalen Eiweißpräparaten ergänzt. „Man muss natürlich höllisch aufpassen, was man sich zuführt. Aber Aminosäuren finde ich in Ordnung, weil man als Athlet seinem Körper ja auch sehr viel abverlangt“, meinte sie. Bei der Beurteilung, ob die Mittel sauber sind oder nicht, verlässt sie sich auf die sogenannte „Kölner Liste“, in der Produkte aufgeführt sind, denen vom Zentrum für Präventive Dopingforschung an der Deutschen Sporthochschule in Köln bestätigt worden ist, dass sie frei von verbotenen Dopingsubstanzen sind. „Die Mittel, die ich nehme, sind geprüft.“
Auch wenn das den Athleten immer noch keine 100-prozentige Garantie gibt, nicht unwissentlich in die Doping-Falle zu tappen – das Risiko wird so minimiert, sodass Athleten wie Verena Sailer damit leben können. „Eigene Analysen durchzuführen, wäre zu aufwändig. Man hat ja Augen im Kopf und kann lesen.“
Quelle: leichtathletik - Ihre Fachzeitschrift