Verena Sailer: „Setze mich nicht unter Druck“
Bei den Deutschen Meisterschaften in Ulm hat Verena Sailer ihren siebten DM-Titel über 100 Meter geholt. In 11,09 Sekunden gelang der Ex-Europameisterin bei Gegenwind dabei das zweitschnellste Rennen ihrer Karriere. Nur 2012 war sie in 11,05 Sekunden schon einmal schneller als in Ulm. Aber da blies der Wind von hinten. Im Interview spricht die 27-Jährige über ihre Form und die Erwartungen für die WM.

Verena Sailer:
Es war Gegenwind? Was? Echt?
Ja, minus 0,5 Meter pro Sekunde.
Verena Sailer:
Oh nein! Wenn ich da ein bisschen Rückenwind gehabt hätte…
Was wäre dann gewesen?
Verena Sailer: Das weiß ich auch nicht. Ich kann ja nicht sagen, wie viel Rückenwind gewesen wäre und was der ausgemacht hätte. Aber schneller wäre ich sicher gewesen.
Wäre der Titel von Ulm für Sie noch wertvoller, wenn mit Tatjana Pinto Ihre stärkste Konkurrentin nicht gefehlt hätte?
Verena Sailer: Ich finde es schon ein bisschen schade, dass sie nicht gelaufen ist. Aber ich kann es natürlich auch verstehen, dass sie sich auf die U23-EM vorbereiten will.
Ulm ist ja nicht so weit weg von Ihrer alten Allgäuer Heimat. Wie schön ist es, hier zu starten?
Verena Sailer: Ich freue mich immer, hierher zu kommen. Die Stimmung ist in Ulm gut, das Stadion schön und alte Freunde waren auch da. Es ist super, dass die Deutschen Meisterschaften nächstes Jahr wieder in Ulm sind.
Bis zu den Deutschen Meisterschaften sind Sie 2013 Ihrer Form hinterhergelaufen. Wie erklären Sie die Steigerung?
Verena Sailer:
Ich bin nicht gut in die Saison eingestiegen, aber mein Training ist auf die wichtigen Rennen ausgelegt. Und die sind eben später in der Saison.
Wie sehen die nächsten Wochen bis zur WM in Moskau aus?
Verena Sailer:
Ich werde noch zwei oder drei Wettkämpfe machen und am Feinschliff für Moskau arbeiten. Das Training ist ja im Winter und Frühjahr passiert. Ich bin zum ersten Mal ohne Probleme durch die Vorbereitungen auf die Hallen- und Freiluftsaison gekommen. Das ist eine ganz neue Situation. Ich habe auch nicht mehr so extrem viel trainiert wie in den Jahren zuvor. Das hängt mit meinem Alter als Athletin zusammen. Ich bin ja keine ganz junge Hoffnungsträgerin mehr, sondern habe schon viele harte Trainingsjahre hinter mir.
Bleibt das so? Oder ziehen Sie das Training in Richtung Olympia 2016 in Rio wieder an?
Verena Sailer:
Da müssen Sie meinen Trainer fragen. Der weiß am besten, was für mich gut ist. Ich will mir keine Gedanken um mein Training machen. Ich muss mich auf die Bahn stellen und das umsetzen, was er sagt. Die Erfahrung, die er als Trainer mit mir hat, ist unbezahlbar. Er weiß immer, zum richtigen Zeitpunkt die richtigen Reize zu setzen. Ich vertraue ihm zu 2000 Prozent.
Wie haben Sie eigentlich auf die Meldung aus Jamaika reagiert, dass Jamaikas Sprint-Olympiasiegerin Veronica Campbell Brown des Dopings überführt wurde?
Verena Sailer:
Jede muss für sich selbst entscheiden, wie sie ihren Sport betreiben will. Die Meldungen zeigen, dass man sich mit Doping selbst am meisten schadet.
Was nehmen Sie sich für die WM in Moskau vor?
Verena Sailer:
Ich schaue von Runde zu Runde. Bei den globalen Titelkämpfen der vergangenen Jahre hieß es ja immer, ich müsse ins Finale kommen. Aber da gehört auch viel Glück dazu, deshalb setze ich mich jetzt nicht mehr unter Druck.
Wie wichtig ist in Moskau für Sie die deutsche Sprintstaffel im Vergleich zum Einzelrennen?
Verena Sailer:
Auch wichtig, aber für mich stehen die 100 Meter im Vordergrund. Je schneller ich da bin, desto besser kann ich mich auch in die Staffel einbringen.
Quelle: leichtathletik - Ihre Fachzeitschrift