Verena Sailer setzt Normjagd in Mannheim fort
Den Weg zu den Europameisterschaften in Helsinki (Finnland; 27. Juni bis 1. Juli) hat Verena Sailer (MTG Mannheim) Ende Mai in Weinheim eingeschlagen. Am Samstag (9. Juni) soll in Mannheim der Schritt nach London (Großbritannien) folgen: Auf heimischer Anlage startet die Sprint-Europameisterin den nächsten Angriff auf die Norm für die Olympischen Spiele (27. Juli bis 12. August), die über 100 Meter bei 11,25 Sekunden liegt.
Nein, so ganz rund fühlten sich die ersten Rennen für Verena Sailer noch nicht an. Trotzdem war die 26-Jährige zufrieden mit ihrem Einstand, schließlich stimmten die Zeiten: Auf 11,54 Sekunden bei den GreatCity Games in Manchester (Großbritannien) folgten in Weinheim im Vorlauf 11,37 und im Endlauf 11,34 Sekunden. EM-Norm abgehakt.„Klar wäre ich gerne schneller gelaufen, aber das will man immer“, sagt sie. Es wäre beruhigend gewesen, alle Normen frühzeitig zu erfüllen. Doch bisher fehlte die letzte Feinabstimmung im Bewegungsablauf. Sie weiß: Die kommt mit der Zeit, das haben die vergangenen Jahre gezeigt. „Und ich hoffe, dass das in diesem Jahr auch so ist“, sagt sie lachend.
Heimvorteil und schnelle Bahn
Doch der Zeitplan im EM- und Olympia-Jahr 2012 ist eng gestrickt, und so muss die Mannheimerin nun einen Zahn zulegen. Beim DLV-Testwettkampf in Mannheim hat sie am Samstag in zwei Zeitläufen die nächste Chance, das Ticket nach London zu lösen. Eine Woche darauf steht sie bei den Deutschen Meisterschaften in Bochum-Wattenscheid (16./17. Juni) in den Startblöcken.
In beiden Wettkämpfen trifft sie auf Tatjana Pinto (LG Ratio Münster), die als einzige deutsche Sprinterin schon die Olympia-Norm von 11,25 Sekunden unterboten hat. „Sie ist ein Wahnsinnstalent“, sagt Verena Sailer über die 19-Jährige, die sie aus gemeinsamen Trainingslagern mit der deutschen Sprintstaffel kennt. „Natürlich hat mich ihre Zeit überrascht, so wie alle anderen auch. Aber ich gönne ihr das.“
Entspannt und ohne Druck
Verena Sailer will sich weder von der Konkurrenz noch von überzogenen Zielen unter Druck setzen lassen. „Ich setze mir nie spezielle Zeiten als Ziel, da verkrampfe ich“, erklärt sie. „Ich will einfach, dass sich die Läufe gut anfühlen. Dann macht es auch Spaß, und das ist das Wichtigste!“ Wo die internationale Konkurrenz steht, sehe sie noch früh genug - kein Grund, da schon jetzt die Bestenlisten zu wälzen.
Auch wenn die Sprache auf die Titelverteidigung in Helsinki fällt, hält sich die Europameisterin zurück. „Ich komme aus einem Jahr, in dem ich verletzt war“, sagt sie. Ihr fehlen nicht nur mehrere Monate Monate Wettkampfpraxis, sondern auch der Rückenwind einer erfolgreichen Sommersaison: Hartnäckige Beschwerden an der Achillessehne hatten sie im Juli 2011 nach nur drei Rennen dazu gezwungen, auf weitere Wettkämpfe zu verzichten.
Zeichen stehen gut
Trotz aller Zurückhaltung stehen die Chancen auf eine erfolgreiche Saison 2012 gut. Schon in der Halle überzeugte Verena Sailer mit neuer 60-Meter-Bestzeit von 7,15 Sekunden. Die Verletzung des Vorjahres ist mittlerweile komplett überstanden, die Sprinterin kann ohne Schmerzen trainieren und Wettkämpfe bestreiten.
Ein Blick in die Statistiken verdeutlicht außerdem, dass sie zu den Athletinnen gehört, die sich im Saisonverlauf stets steigerten: Im Jahr ihres EM-Triumphs 2010 war Verena Sailer mit 11,42 und 11,30 Sekunden in die Saison gestartet. Das erste Rennen unter 11,30 Sekunden absolvierte sie Ende Juni. In Barcelona (Spanien) war sie Ende Juli auf den Punkt topfit und rannte zu EM-Gold und Bestzeit (11,10 Sekunden).
Man könnte meinen, das EM-Finale war das perfekte Rennen, das Verena Sailer sich auch für diese Saison wünscht - aber weit gefehlt: „Das hat sich ganz schrecklich angefühlt. Wir haben uns beim Laufen die ganze Zeit berührt, das war ein richtiger Kampf“, erinnert sie sich. Gut zu wissen, dass sie selbst in einem unrunden Lauf allen anderen davon rennen kann.