Frankie Fredericks – Kein bisschen langsam
35 Jahre und kein bisschen langsam. Besser könnte man Frankie Fredericks wohl nicht umschreiben. Der Sprinter aus Namibia gehört nach den Neunzigern, in denen er im Männersprint immer vorne mit dabei war, immer noch zu den klangvollsten Namen der Szene und hat damit langjährige Wegbegleiter wie etwa die Kanadier Donovan Bailey und Bruny Surin oder viele der US-Sprinter um den früheren Weltrekordhalter Leroy Burrell und Michael Johnson auf der Bahn überlebt.
Frankie Fredericks hat erst jüngst Meldungen über sein Karriereende zurückgewiesen. (Foto: Chai)
Auch wenn er sich im Herbst seiner erfolgreichen Sportlerkarriere befindet und jüngst Meldungen über sein Karriereende die Runde machten, hat der schnelle Mann aus Windhoek weiterhin alle Ambitionen, seine um etliche Jahre jüngeren Konkurrenten zu ärgern. So eilte er in diesem Frühjahr im südafrikanischen Engen zu einer Weltklassezeit von 10,00 Sekunden über 100 Meter.Dabei hatten ihn zwischenzeitlich viele vermeintliche Experten schon abgeschrieben. Das harte Training hat auch bei Frankie Fredericks seine Spuren hinterlassen, auf die Olympischen Spiele 2000 und die Weltmeisterschaften 2001 musste er verletzungsbedingt verzichten. "Diese Zeit war fürchterlich", erinnert er sich ungern an diese Talsohle, die er durchlaufen hatte, "deshalb ist es für mich jetzt das Wichtigste, gesund zu bleiben, alles andere kommt von selbst."
Studium in den USA
So war es oft in seinem Leben, in dem er seine fundierte Ausbildung in den Bereichen Marketing und Computer-Wissenschaft nicht vernachlässigte. 1987 bekam er ein Stipendium an der Brigham Young University, einer guten Adresse für ambitionierte Leichtathleten in den USA. Dort lernte er auch sportlich viel dazu, kehrte endgültig seiner alten Liebe, dem Fußball, den Rücken, um einer der schnellsten Sprinter der Welt zu werden und später als Vorbild in die "Hall Of Fame" der Universität aufgenommen zu werden. Er hatte nichts zu verlieren. "Wenn ich es als Sportler nicht gepackt hätte, wer hätte sich darum geschert?", blickt Frankie Fredericks zurück, "aber das Studium war mir immer wichtig, es garantierte mir einen guten Job zuhause." Doch seine Lebenslinie war anders gezeichnet.
Als Namibia 1990 von Südafrika unabhängig wurde, war der Weg für ihn frei. Er konnte auf der Bahn auch international durchstarten. Und das tat er mit allem, was in ihm steckte. Der fünfte Platz 1991 bei der WM in Tokio war sein erstes Ausrufezeichen auf großer Bühne. Im Jahr darauf wurde Frankie Fredericks dann der erste Olympia-Medaillengewinner seines Landes. Zu Silber über 100 Meter reichte es in Barcelona. Doch im Gegensatz zu den meisten anderen Sportlern waren die Olympischen Ringe nie sein großer Traum. Die Apartheid, die er als Kind miterleben musste, hatte ihn keinen Gedanken daran verschwenden lassen. "Das war nicht einmal ein großes Ziel für mich, als ich ernsthaft mit der Leichtathletik angefangen habe."
WM-Titel in Stuttgart war ein Karrierehöhepunkt
Doch es war der Anfang einer großartigen Laufbahn, die mit dem Weltmeistertitel 1993 in Stuttgart und weiteren Silbermedaillen bei den Weltmeisterschaften 1995 und 1997 sowie den Olympischen Spielen 1996 in Atlanta ihre Fortsetzung fand. Im letzten Jahr schaffte er dann bei den Commonwealth Games nach seinen zwischenzeitlichen Verletzungssorgen wieder den Sprung auf dem Treppchen nach ganz oben.
Wenn Frankie Fredericks, der Bestzeiten von 9,86 (100m) und 19,68 Sekunden (200m) in seinem Steckbrief stehen hat, am 10. August beim ISTAF auf die Bahn tritt, dann ist es für den Volkshelden Namibias quasi wie ein Heimspiel. Berlin ist seine zweite Heimat, schließlich hat er dort seine jetzige Frau Jessica, die Schwester von 800-Meter-Läufer Nico Motchebon, kennen und lieben gelernt. Seit dem Frühjahr haben sie auch eine gemeinsame Tochter, Jamaica Soraya.
Viele Erinnerungen verbindet der Sprinter also mit Deutschland und ganz besonders mit Berlin. Beim größten deutschen Sportfest hält er seit 1996 auch den Meetingrekord über 200 Meter mit ausgezeichneten 19,97 Sekunden.
Der "Gentleman des Sprints"
Keiner der Kollegen verliert je ein böses Wort über Frankie Fredericks, dabei gilt die Sprintszene als eine der bissigsten überhaupt. "Er hat immer Respekt vor den Leistungen der anderen", schwärmt Kollege Ato Boldon über ihn.
Viele Kenner der Leichtathletik-Szene schätzen eben auch die menschliche Seite des Frankie Fredericks, die sein Engagement in der Heimat verdeutlicht. In Namibia gründete er eine eigene Stiftung, die es sich zum Ziel gesetzt hat, junge Talente zu fördern und sie in ihrer Ausbildung weiterzubringen. Keiner wie der schnellste Mann des Landes, in dem sogar eine Straße nach ihm benannt ist, weiß besser, wie viel eine solche Unterstützung wert sein kann. Nicht umsonst nennen ihn manche auch den "Gentleman des Sprints".