Verena Sailer Sprint-Queen von Barcelona
Verena Sailer ist die „Sprint-Königin“ von Barcelona. Nicht unbedingt erwartet gewann die Deutsche Meisterin von der MTG Mannheim die Goldmedaille bei der EM und sprintete mit ihren 11,10 Sekunden auf einen Schlag ins internationale Rampenlicht.
Es fehlte nicht viel, da wäre der Traum von Gold schon im Halbfinale gestorben. Denn sofort nach dem Start kam Verena Sailer stark ins Straucheln. Doch die Sprinterin aus Mannheim behielt im letzten Moment die Balance, schaffte noch den Einzug ins Finale - und gewann tatsächlich die Goldmedaille. Welch eine Achterbahnfahrt der Gefühle über 100 Meter.„In diesem Moment ist mir das Herz in die Hose gerutscht. Das war echt heftig“, sagte Verena Sailer mit einem Lächeln über ihren Stolper-Start. „Aber vielleicht habe ich das einfach gebraucht, weil ich vor dem Start nicht so nervös und angespannt wie sonst war. Das fand ich schon komisch“, erzählte sie einen Tag nach ihrem großen Triumph. „Doch dieser Stolperer war wohl der entscheidende Tritt in den Hintern.“
„Schwarze Dominanz“ gebrochen
Recht hatte sie, denn bereits im Vorlauf war sie trotz ihrer Probleme so schnell wie nie zuvor gesprintet - 11,06 Sekunden. Zwar wird diese Zeit wegen irregulärem Rückenwind nicht offiziell anerkannt. Doch im Finale bei legalem Wind knüpfte sie nahtlos an ihre Topmarke an - 11,10 Sekunden, genau eine Hundertstel vor der Französin Veronique Mang. „Eine fantastische Leistung“, betonte DLV-Cheftrainer Rüdiger Harksen. Schließlich gewann sein Schützling das erste deutsche EM-Gold im Sprint seit Kathrin Krabbe 1990.
Verena Sailer, eine eher ruhige und unscheinbare Person, die Jubel, Trubel, Heiterkeit gar nicht mag. Im Gegensatz zu vielen Sprintkollegen à la Usain Bolt. Und vor allem: Die 24-Jährige hat eine weiße Hautfarbe und kann trotzdem sehr schnell sprinten. Eine Rarität in einer Disziplin, die traditionell von Schwarzen dominiert wird. Diese „schwarze Dominanz“ gilt nicht nur für Weltmeisterschaften und Olympische Spiele, sondern gewöhnlich auch auf europäischer Ebene. So folgten hinter der Deutschen auf Platz zwei bis vier auch drei dunkelhäutige Läuferinnen.
Tränen im Taxi
„Doch diese EM hat gezeigt, dass weiße Sprinter ebenso siegfähig sind“, sagte Rüdiger Harksen, zumal auch der „weiße Franzose“ Christoph Lemaitre den „schwarzen Briten“ Dwain Chambers bezwang. „Mit entsprechendem Talent und intelligentem Training können wir ganz vorne landen. Das ist ein wichtiger Impuls für den gesamten Sprintbereich“, sagte Rüdiger Harksen, während Verena Sailer ergänzte: „Vielleicht gibt es ja eine Trendwende.“
Geschlafen habe sie bislang keine vier Stunden, erzählte die neue Europameisterin, „weil mir noch so viele Bilder durch den Kopf gehen.“ Wirklich verarbeiten könne sie den Sensations-Sieg noch nicht, da sie momentan von einem Termin zum nächsten eilt. Doch in den wenigen ruhigen Momenten, zum Beispiel im Bus oder im Taxi, „sind mir schon ein paar Tränen gekommen.“ Die Mission „Barcelona 2010“ ist aber noch lange nicht beendet. Schließlich möchte Verena Sailer am Sonntag mit der 4x100-Meter-Staffel die zweite EM-Medaille gewinnen. Dann aber ohne zu stolpern…
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