Vernichtende Kritik nach vernichtenden Niederlagen
Der kenianische Crosslauf hat weiter an Stellenwert verloren. Nach der von Pleiten gekennzeichneten Weltmeisterschaft am vergangenen Wochenende in Brüssel brach eine deutliche öffentliche Kritik über die Mannschaft herein, an der man getrost den beträchtlichen Prestigeverlust in der Heimat festmachen kann.
Eliud Kipchoge - Einer von vielen Verlierern (Foto: Hörnemann)
Omulo Okoth schrieb in seiner Kolumne im kenianischen Blatt "East African Standard": "Es hat meine Angst bekräftigt, dass wir die Spitzenposition verlieren werden. Ich war so frustriert, dass ich früher das Büro verlassen und nach Hause gegangen bin."Jedenfalls konnte man das Brüssel-Desaster nicht mehr am einst so kritisierten Chefcoach Mike Kosgei festmachen, denn für den Trip nach Belgien zeichnete Patrick Sang, früher erfolgreicher Hindernisläufer, verantwortlich.
Dieser analysierte enttäuscht: "Unsere Läufer konnten nicht dagegen halten, als es darauf ankam." Ein Kritikpunkt der Trainer an den Athleten war, dass sie sich zu sehr im Rennverlauf versteckten und nicht ihr Heil in der Offensive suchten. Der von der Defensivtaktik seiner Gegner ohnehin verwunderte Doppel-Titelverteidiger Kenenisa Bekele aus Äthiopien ließ sich da nicht zweimal bitten und lief auf und davon.
37-jährige als Lichtblick
Einzig Kurzstrecken-Siegerin Edith Masai, mit 37 eine "alte Dame" im Crossgeschäft, verhinderte die totale Pleite Kenias. Sie meinte: "Ich habe vorher schon gesagt, dass ich gewinne und das habe ich auch geschafft. Ich hatte meine Ziele, hätte ich die nicht erreicht, wäre ich bitter enttäuscht gewesen." Daran könnten sich ihre Landsleute wohl eine Scheibe abschneiden.
Die Angst vor den dunkelhäutigen Läuferinnen hat in Brüssel dagegen die Australierin Benita Johnson verloren, was zusätzlich die fehlende Stärke der Kenianerinnen unterstreicht. Sie stellte nach ihrem Sieg über acht Kilometer heraus: "Ich glaube, dass viele Läuferinnen einfach glauben, dass sie nicht gegen die Afrikanerinnen ankommen. Aber Paula Radcliffe hat doch schon bewiesen, es geht." Eine Kampfansage!
Die nächste Antwort darauf und das "Quo vadis Kenia?" wird es bei den Olympischen Spielen in Athen geben. Die britische Zeitschrift "Independent" analysierte allerdings die Ergebnisse von Brüssel schon jetzt recht treffend: "Äthiopien ist das neue Kenia." Die Kenianer dürfte diese Aussage ganz tief in ihrem Läuferherzen treffen.