Veronica Pohl: „Der Ausstieg war vernünftig“
Beim Düsseldorf Marathon musste sie verletzungsbedingt aussteigen. Nun ist Langstreckenläuferin Veronica Clio Pohl (TSV Bayer 04 Leverkusen) wieder auf dem Weg der Besserung. Im Interview spricht sie über ihren aktuellen Gesundheitszustand, ihre Termine abseits des Leistungssports und EM-Pläne.

Veronica Clio Pohl:
Ich hatte von Beginn an starke Achillessehnenbeschwerden. Ein rundes Laufen war einfach nicht möglich. Im Rennverlauf sind die Schmerzen dann immer schlimmer geworden.
Ihre Trainingswerte waren im Vorfeld besser als je zuvor. Wie schwer fällt dann die Einsicht, dass der Körper einfach nicht funktioniert?
Veronica Clio Pohl:
Ganz ehrlich, das war für mich die schwierigste Entscheidung, die ich bislang in meiner sportlichen Laufbahn treffen musste. Früher wäre ich sicher auch nicht so vernünftig gewesen, aus dem Rennen zu gehen. Die Enttäuschung war im ersten Moment natürlich riesig, zumal die Norm für die EM 2014, die ich mir vorgenommen hatte, für mich realistisch gewesen wäre. Mit etwas Abstand bin ich aber stolz, dass ich so vernünftig war, auf die Warnsignale meines Körpers zu hören und keine schwerwiegendere Verletzung riskiert habe. So ist die Saison für mich nicht zu Ende.
Sie haben sich direkt nach dem Rennen in Behandlung begeben. Gibt es schon eine Prognose, wie lange Sie pausieren müssen?
Veronica Clio Pohl:
Es wurden Einblutungen und Wasserablagerungen in der Achillessehne diagnostiziert. Wenn ich weiter gelaufen wäre, hätte ich sogar einen Sehnenabriss riskiert. Die Behandlung hat aber sehr gut angeschlagen. Im Gehen bin ich schon wieder schmerzfrei, und am Wochenende bin ich sogar schon wieder locker gelaufen.
Die Norm für die EM 2014 können Sie auch noch im Herbst abhaken. Gibt es schon Pläne, wo Sie das versuchen möchten?
Veronica Clio Pohl:
2012 habe ich meinen ersten Marathon in Frankfurt absolviert. Das war ein sehr schönes Rennen. Aber auch die Läufe in Berlin und Köln reizen mich. Wo ich am Ende starten werde, ist noch nicht entschieden. Je nachdem, wann ich aus ärztlicher Sicht wieder grünes Licht bekomme, möchte ich zuvor noch ein paar schnelle Straßenläufe absolvieren und versuchen, mich auf der Halbmarathondistanz für die Universiade in Russland zu qualifizieren.
Sie sprechen Ihr Marathondebüt an. Was ist der besondere Reiz an dieser Distanz?
Veronica Clio Pohl:
Der Marathon ist einfach meine Strecke. Hier fühle ich mich angekommen. Die Atmosphäre entlang der Strecke und die vielen Läufer aus den unterschiedlichsten Ländern machen einen Marathon einfach zu einen unbeschreiblichen Erlebnis.
Sie haben im Rahmen Ihrer Saisonvorbereitung ein Trainingslager in Kenia verbracht. Was war das für eine Erfahrung?
Veronica Clio Pohl:
Die Zeit in Kenia war atemberaubend. Iten ist wirklich ein Läuferparadies, und es ist Wahnsinn, wie viele Läufer man dort trifft. Das Training in der Höhe war zwar unheimlich hart, aber man kommt dort auch wahnsinnig gut zur Ruhe.
Am 10. März wurde in Heilbronn das Gesundheitszentrum „Hildbrand und Pohl“ eingeweiht, dass Sie gemeinsam mit Ihrer Schwester und Ihrem Schwager aufgebaut haben. Inwieweit sind Sie dort in Ihrer Funktion als Diplom Sportwissenschaftlerin involviert?
Veronica Clio Pohl:
Der Leistungssport steht bei mir natürlich an erster Stelle. Und dann ist da ja auch noch meine Promotion, die ich aktuell an der Sporthochschule Köln ablege. Vor kurzem bin ich aber zurück nach Heilbronn gezogen. So wie es mein Zeitplan zulässt, arbeite ich als Personal Trainerin und mache Gesundheits-Check-Ups. Dazu kümmere ich mich um Sachen wie die Buchführung, was ich auch sehr gut von zu Hause erledigen kann.
Klingt nach einem vollen Terminplan ...
Veronica Clio Pohl:
Das stimmt. Aber auch wenn sich das vielleicht alles ein bisschen viel anhört, kann ich sagen, dass ich mich in meinem Leben gerade einfach rundum glücklich fühle.
Was ist das sportliche Ziel für 2013?
Veronica Clio Pohl:
Zunächst einmal steht die Gesundheit natürlich an erster Stelle. Wenn alles gut läuft, traue ich mir aber zu, in diesem Jahr sowohl über 10 Kilometer, im Halbmarathon und im Marathon eine neue Bestzeit zu laufen. Ich bin fest davon überzeugt, dass ich die EM-Norm schaffen werde.
Quelle: leichtathletik - Ihre Fachzeitschrift