Verregneter aber ansonsten gelungener EM-Auftakt
Kann eine Europameisterschaft besser beginnen als diese? Ein 10.000-Meter-Europarekord durch die Engländerin Paula Radcliffe (30:01,09 Minuten), die erste deutsche Medaille durch Kugelstoßer Ralf Bartels (Dritter mit 20,58 Meter) und 29.000 Zuschauer bei einer knappen und kurzweiligen Eröffnungsfeier – was will man mehr?
Die erste deutsche Medaille holte Kugelstoßer Ralf Bartels. Er gewann Bronze. (Foto: Kiefner)
Keinen Regen, mögen die Athleten rufen. Denn das war die Schattenseite des sonst so gelungen Tages. Dauerregen hatte pünktlich mit Beginn der Eröffnungsfeier eingesetzt. Teilweise schüttete es wie aus Kübeln, was vor allem den Kugelstoßern das Leben schwer machte. Der Ring stand beinahe unter Wasser, was bei Ralf Bartels nach seinem (Vor-)Stoß auf den Bronzerang nur Kopfschütteln hervorrief: „So viel Regen habe ich noch nie bei einem Wettkampf erlebt.“ Vor allem seine mit Drehstoßtechnik arbeitenden Kollegen litten unter den Bedingungen. Als einziger konnte sich Joachim Olsen (Dänemark/21,16 m) auf einem Medaillenrang platzieren. Gegen den angleitenden Sieger Yuriy Bilonog (Ukraine/21,37 Meter) war er jedoch ohne Chance.Radcliffe mit Europarekord
Als die Kugelstoßer ihr Finale bestritten, waren auch die 10.000-Meter-Läuferinnen unterwegs. Und eine von ihnen pflügte besser als alle anderen durch das auf der Laufbahn stehende Wasser. Nach drei Kilometern mit einer Zwischenzeit von 8:56,84 Minuten hatte sie bereits 50 Meter zwischen sich und die erste Verfolgerin, Sonia O’Sullivan, gebracht und war auf sich alleine gestellt. Von da an lief sie ihr eigenes Rennen gegen die Uhr, was mit einem Europarekord endete. Die Irin O'Sullivan sicherte sich ungefährdet die Silbermedaille (30:47,59 min), die Russin Lyudmila Biktasheva kam nach 31:04,00 Minuten als Dritte aufs Siegerpodest. Sabrina Mockenhaupt, die einzige Deutsche im 29-köpfigen Teilnehmerfeld, erlief sich einen beachtlichen 10. Rang und verbesserte zudem ihre Bestzeit um satte 19 Sekunden auf 32:08,52 Minuten.
Ein Spanier holt das erste Gold
Das erste Gold dieser EM war zuvor nach Spanien gegangen. Geher Francisco Fernandez trotzte im Olympiapark dem strömenden Regen sowie sämtlichen Konkurrenten und wurde zum Titelträger gekürt. 1:18:37 Stunden benötigte er für die 20 Kilometer. Die deutschen Geher Andre Höhne (11.) und Jan Albrecht (19.) schlugen sich äußerst achtbar.
Deutsche Medaillenhoffnungen kommen weiter
Die erste Überraschung der Titelkämpfe hatte es bereits in den Vorkämpfen des Vormittags gegeben, als der deutsche Hammerwerfer Karsten Kobs und der polnische Olympiasieger und Weltmeister Szymon Ziolkowski die Segel streichen mussten. Später erwischte es auch Speerwerferin Dörthe Friedrich, die vorher als Medaillenkandidatin gehandelt worden war.
Alle anderen deutschen Anwärter auf vordere Platzierungen hielten sich schadlos. Ingo Schultz überstand seinen Vorlauf, genau wie Charles Friedek und Heike Drechsler die Qualifikation in den Sprung-Wettbewerben. Sina Schielke stürmte ohne Probleme durch den 100-Meter-Vorlauf, Claudia Gesell besiegte über 800 Meter sogar die slowenische Hallen-Europameisterin Jolanda Ceplak und Speerwerferin Steffi Nerius warf sich locker ins Finale. Die nächsten Wettkämpfe stehen morgen ab 9 Uhr auf dem Programm.