Victoria von Eynatten - Rechtzeitig in Fahrt
Victoria heißt sie. Die Siegerin. Und eine Siegerin war die Stabhochspringerin von der LG Leinfelden-Echterdingen bei der U20-WM im kanadischen Moncton auf jeden Fall, auch wenn sie am Ende nicht ganz oben auf dem Podest stand. Mit einer Silbermedaille, die sie mit 4,20 Metern gewann, hatte sie selbst am allerwenigsten gerechnet.
„In das Finale einziehen und dort überraschen“, hatte Victoria von Eynatten als Ziel für ihren ersten Start bei einer internationalen Meisterschaft ausgegeben. Und überraschen, das gelang ihr wirklich. Nachdem sie im Winter bereits über 4,35 Meter geflogen war, lief es in diesem Sommer noch nicht rund. Da sie im Juni ihre letzten Abiturprüfungen absolvierte war die 18-Järhige nicht ins Trainingslager gefahren und hatte etwas Trainingsrückstand.Hinzu kam eine Oberschenkelverletzung, die sie sich zwei Wochen vor der Bauhaus Junioren-Gala in Mannheim, dem entscheidenden Qualifikations-Wettkampf für die U20-WM, zugezogen hatte. „Zuerst dachte ich es sei eine kleine Zerrung, es war aber dann doch nur eine Verhärtung und ging mit viel Physiotherapie schnell wieder vorbei“, erzählte Victoria von Eynatten. „Ich kam erst sehr spät in Fahrt. Aber in der Woche vor Mannheim habe ich gemerkt ich bin drin.“
Erster Showdown in Mannheim
Mit einer Saison-Bestleistung von 4,10 Metern reiste sie zur Bauhaus Junioren-Gala, steigerte sich dort auf 4,25 Meter und steckte damit das Ticket für die U20-WM ein. „Ich glaube der Wettkampf in Mannheim war sogar schwieriger. Mit Joana Kraft und Caroline Hasse hatte ich riesengroße Konkurrenz“, erzählte sie rückblickend. „Vielleicht war es aber mein Vorteil, dass viele nicht mit mir gerechnet haben und ich auch nichts zu verlieren hatte.“
Auch in Moncton verspürte sie nach der mittelmäßigen Saison keinen Druck. „Ich habe einfach mein Ding durchgezogen“, sagte sie. 3,85 und 3,95 Meter überflog sie in der Qualifikation im ersten Versuch und stand damit im Finale. „Das war gut, dass ich nur so wenig Sprünge machten musste“, sagte sie. Für Donnerstag war die Qualifikation angesetzt, nachdem sich alle warmgemacht und eingesprungen hatten, wurde sie allerdings wegen Regens auf den Freitag verschoben. Ohne wie geplant einen freien Tag zwischen beiden Wettkämpfen, fand das Finale am Samstag statt.
Fehler per Video aufgespürt
„Ich bin noch nie so viel hintereinander gesprungen“, erzählte Victoria von Eynatten. „Weil ich vorher noch nie international gestartet bin, habe ich auch noch nie Quali und Finale an zwei aufeinander folgenden Tagen gehabt.“ Nachdem sie in der Qualifikation mit ihren Sprüngen nicht zufrieden gewesen war, hatte sie mit ihrem Bundestrainer Tom Weise noch einmal per Video die Sprünge aus Wettkampf und Training analysiert und Fehler aufgespürt. „Ich habe mich dann voll darauf konzentriert, diese Fehler nicht mehr zu machen.“
Unterstützung erhielt sie dabei auch von ihrer Schwester Denise, die selbst Stabhochspringerin ist. Im vergangenen Jahr war sie Achte der Universiade und Siebte der U23-EM. „Wir haben vor dem Wettkampf noch über Skype geredet, und ich habe ihr erzählt, dass ich technische Probleme habe.“ Beide kennen sich in- und auswendig, trainieren auch zusammen. „Sie hat mir noch einmal gesagt, auf was ich achten und dass ich ruhig bleiben soll. Das war mir eine unheimlich große Hilfe.“
Schon daheim hatte die vier Jahre ältere Schwester ihr wertvolle Tipps gegeben, die sie bei ihren internationalen Starts gesammelt hatte. „Ich sollte in die Qualifikation gehen, als sei das der allerwichtigste Wettkampf“, verriet Victoria von Eynatten. Ob Denis von Eynatten wohl geahnt hatte, wie gut die kleine Schwester alles umsetzen würde? Oder war sie genauso überrascht?
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Silber - Bronze - Gold: Victoria von Eynatten, die Britin Holly Bleasdale und Angelica Bengtsson aus Schweden (Fotos: Möldner)
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