Viertelmeilerinnen wollen Staffelchance nutzen
Das Gefühl der Erleichterung war greifbar. Als Jonna Tilgner (Bremer LT) und Claudia Hoffmann (SC Potsdam) am vergangenen Sonntag in Regensburg auf den 400 Metern ein gutes Rennen ablieferten, flackerte die zwischenzeitlich geschwundene Olympiahoffnung für die deutsche Frauenstaffel neu auf.
„Wir sind jetzt wieder zwei Läuferinnen, die um 52 Sekunden laufen können“, stellt die Deutsche Meisterin Claudia Hoffmann zufrieden fest und auch die sich immer mehr in den Vordergrund laufende Jonna Tilgner, die das Rennen in neuer Bestzeit von 51,90 Sekunden gewonnen hatte, atmet auf: „Jetzt haben wir für Olympia wieder eine Chance.“Diese Chance gilt es beim Europacup in Annecy (Frankreich; 21./22. Juni) beim Schopf zu packen. Den Stab in einer guten Zeit ins Ziel zu bringen, wird auch Aufgabe von Sorina Nwachukwu (TSV Bayer 04 Leverkusen), Florence Ekpo-Umoh (Erfurter LAC) bzw. Janin Lindenberg (LG Nike Berlin), die den Rest des Staffelteams für die 4x400 Meter bilden, sein.
Ausfälle kompensieren
Dabei muss man vor allem zwei Ausfälle kompensieren, wie Jürgen Mallow, der Cheftrainer im Deutschen Leichtathletik-Verband (DLV), noch einmal unterstreicht: „In den letzten Wochen hatte sich gezeigt, dass es schwieriger werden könnte, nachdem mit Claudia Marx und Ulrike Urbansky zwei Stützen der vergangenen Jahre ausgefallen sind. Die Mädchen haben sich jetzt aber sehr gut vorgestellt. Mit dem Selbstvertrauen werden sie auch in Annecy eine gute Leistung erbringen können.“
Gefragt ist dabei eine Zeit unter 3:30 Minuten, die sie legitimiert, im Konzert der weltweit 16 besten Staffeln, die der Weltverband IAAF aus einem Mittelwert ermittelt, zumindest eine Mittelfeldrolle einzunehmen. Claudia Hoffmann glaubt: „Wir werden schon auf Platz neun oder zehn kommen müssen, um nominiert zu werden.“
Chance auf Endlauf gefragt
Jürgen Mallow erklärt die Ausgangslage für die Olympiaberufung: „Wir haben die Regelung, dass die Staffeln, die vom Weltverband eingeladen werden, auch vom DOSB nominiert werden. Voraussetzung ist, wir schlagen sie auch dazu vor. Die IAAF lädt die ersten 16 ein und ich denke, dass wir deutlich besser sein werden, als nur zu den Letzten der besten 16 zu gehören.“ Er verbindet damit allerdings auch eine Erwartungshaltung, die sich mit der Einschätzung von Claudia Hoffmann deckt: „Die Mädchen sollten ein Niveau haben, mit dem man eine Chance auf den Endlauf besitzt. Ich denke aber, dass das nicht unrealistisch ist.“
Zweifel hegt Jürgen Mallow deshalb keine, vielmehr baut der Cheftrainer darauf, mit allen vier Staffeln und damit auch auf den 4x400 Metern der Frauen in Peking (China) vertreten zu sein: „Ich denke, wir werden in Annecy ein gutes Staffelrennen laufen. In dieser Disziplin ist Europa dominant, stellt meistens vier oder fünf Staffeln bei WM- oder Olympiafinals. Wir werden dort also gute Konkurrenz haben.“ Diese könnte dann den deutschen Viertelmeilerinnen auf ihrer Jagd nach der Olympia-Qualifikation noch schnellere Beine machen.