Vision 2009 - Medaille für 4x400 Meter-Staffel
Die Weltmeisterschaft 2009 im eigenen Land soll der deutschen Leichtathletik Auftrieb geben. Deshalb wollen viele Disziplinbereiche diese einmalige Gelegenheit nutzen, um ihre Sportart verstärkt der Öffentlichkeit zu präsentieren. Edgar Eisenkolb, DLV-Disziplintrainer 400 Meter der Frauen, hat sich ein ehrgeiziges Ziel gesetzt. Er will mit den Langsprinterinnen in der 4x400 Meter-Staffel in Berlin in die Medaillenränge laufen.
Die 4x400 Meter-Frauenstaffel will zurück in die Erfolgsspur (Foto: Kiefner)
Damit möchte er wieder an alte Erfolge anknüpfen, denn die 4x400 Meter-Staffel der Frauen war in der Vergangenheit stets ein Medaillenlieferant: Bronze bei der WM 1999, Vize-Weltmeister in Edmonton 2001 und Europameister 2002 in München. Mit dem Jahr 2003 und dem vierten Platz bei der WM in Paris und schließlich dem Halbfinal-Aus bei den Olympischen Spielen in Athen wurde diese Medaillenserie jäh gestoppt. Mit viel Glück kämpfte sich das deutsche Team in Helsinki wieder unter die besten acht Nationen und reihte sich nach zwei Disqualifikationen sogar auf Rang sechs der Welt ein.Doch mittlerweile fehlt es in Deutschland an großen Namen und vor allem an konstanten Leistungen im Team. Deshalb will man sich ganz gezielt und langfristig auf die WM in Berlin vorbereiten. Sowohl die etablierten Läuferinnen wie Grit Breuer (SC Potsdam) Claudia Marx und Ulrike Urbansky (beide Erfurter LAC), als auch Korinna Fink (LG Eintracht Frankfurt), Claudia Hoffmann (SC Potsdam) und Nadine Balkow (LG Nike Berlin) gehören ebenso zum Perspektivkreis Berlin 2009 wie die Nachwuchstalente Anja Pollmächer, Jana Neubert (beide LAC Erdgas Chemnitz) und Janin Lindenberg (LG Nike Berlin).
Über das Fernsehen zum Erfolg
Damit die Staffel in Zukunft nicht auf Disqualifikationen anderer Teams angewiesen ist, um eventuell einen Podestplatz zu erreichen, setzt Edgar Eisenkolb zwar auf bewährte Trainingsmethoden, aber zugleich auch auf neue Reize. So sind für die nächsten Jahre jeweils drei Höhentrainingslager geplant. Für die Saison 2006 müssen sich die Kadersportlerinnen aber vorerst noch mit zwei Trainingslagern zur Bestform steigern, da diese zum Teil auch von den Athleten selbst getragen werden müssen.
Genau hier, nämlich bessere Rahmenbedingungen für die Athleten zu schaffen, setzt das Konzept des Bundestrainers an. "Vom DLV bekommen die B-Kader-Athletinnen nur eine eingeschränkte finanzielle Unterstützung", bedauert Edgard Eisenkolb die derzeitige Situation. Deshalb will der 48-Jährige Sponsoren gewinnen, die während der gesamten Vorbereitungsphase seine Athleten unterstützen. Bis hierhin ist nichts neu an der Idee, doch Edgar Eisenkolb geht noch einen Schritt weiter. "Ich will versuchen, das Fernsehen in die Vorbereitungen mit einzubinden. Denn nur, wenn sich Unternehmen in den Medien wiederfinden, sind sie auch bereit, in eine Sache zu investieren, bei der nicht unbedingt garantiert ist, dass sie am Ende zum gewünschten Erfolg führt."
Das Problem ist die Umsetzung
In seinen Vorstellungen soll das gesamte Staffelteam auf Lehrgängen, Trainingslagern und Wettkämpfen von einem Kamerateam begleitet werden, das die Fortschritte, Probleme, Höhen und Tiefen der Athletinnen dokumentiert. Der Zuschauer soll sich so eine Vorstellung vom Leben eines Leistungssportlers machen können. In Etappen, zu den jeweiligen Saisonhöhepunkten könnte dann, seiner Idee nach, ein kurzer Vorbericht die aktuelle Entwicklung darstellen. Um das Projekt abzuschließen, könnte kurz vor der Weltmeisterschaft in Berlin ein mehrminütiger Beitrag stehen, der die vergangenen drei Jahre zusammenfasst.
So weit so gut. Doch so logisch dieses Konzept auch sein mag, die Umsetzung ist so einfach nicht. Dies bekam Edgar Eisenkolb in den letzten Wochen nach sehr großem persönlichem Engagement bei den öffentlich-rechtlichen Fernsehanstalten am eigenen Leib zu spüren. "Es ist schwer, Programmchefs von dieser Idee zu überzeugen, zumal die Leichtathletik insgesamt im deutschen Fernsehen deutlich hinter publikumswirksameren Sportarten zurück liegt. Und das obwohl bei internationalen Wettkampfhöhepunkten insbesondere die Staffelwettbewerbe, laut einer Studie anlässlich der EM 2002 in München, ein sehr großes Zuschauerinteresse hervorrufen."
Der richtige Weg
Für das Trainings- und Wettkampfjahr 2006 sind trotz des noch ausstehenden Engagements der Medien und zusätzlicher Sponsoren die Trainingsmaßnahmen abgesichert. "Die Athletinnen selbst sind daran interessiert, alles möglich zu machen, um zum Saisonhöhepunkt ihre maximale Leistungsfähigkeit abzurufen", zeigt sich Edgar Eisenkolb erfreut über die professionelle Einstellung seiner Athletinnen. "Finanzielle Unterstützung erhalten sie im Moment auch in unterschiedlicher Höhe von ihren Vereinen."
Fest steht, die Vision des Coachs ist der richtige Weg, um die Leichtathletik attraktiver zu machen und auch in diesem Zusammenhang die Leistungen der Sportler auf internationales Niveau anzuheben. Um aber auch das Fernsehen für ein Engagement zu gewinnen, reicht das allein nicht aus. Nur die Aussicht auf einen Erfolg in ferner Zukunft, reißt keinen Zuschauer von den Sitzen und ist vor allem für die Programmchefs wenig profitabel. Sie wollen neue, außergewöhnliche Trainingsformen und Erkenntnisse und vor allem interessante Akteure. Diese kann Edgar Eisenkolb liefern, davon ist er überzeugt, und er wird weiterhin an den Einzelheiten arbeiten, die sein Projekt von anderen abheben.
Bisher blieb der ganz große Erfolg für die jungen Damen zwar noch aus, doch auf den bereitet sich die deutsche Mannschaft gegenwärtig auch noch vor. Junge Athleten brauchen Zeit, um sich entwickeln zu können. Edgar Eisenkolb will sie ihnen geben und er wird sich bemühen, Gelder zur Verfügung zu stellen, die seinen Kadersportlern eine optimale Vorbereitung über die Jahre hinweg ermöglichen. Spätestens bei der Weltmeisterschaft 2009 in Berlin sollen die deutschen 400 Meter-Frauen wieder international konkurrenzfähig sein.