Wachablösung bei den US-Sprintern
Die Wachablösung unter den US-Sprintern ist vollzogen. Während in den letzten Jahren noch die Stars wie Marion Jones, Gail Devers, Maurice Greene und Tim Montgomery für die Schlagzeilen sorgten, sind die Stars von heute oft nicht älter als 23 Jahre.
Marion Jones war dieses Jahr nur selten zu sehen (Foto: Krebs)
Gail Devers, 100 Meter- und 100 Meter Hürden-Sprinterin und mehrmalige Weltmeisterin über diese Distanzen, gehört mit ihren 38 Jahren wahrlich schon zu den Älteren ihrer Zunft. Ihren letzten internationalen Auftritt hatte sie 2004 bei den Hallen-Weltmeisterschaften. Marion Jones, zweifache Olympiasiegerin von 2000 über 100 und 200 Meter, startete mit schwachen Zeiten in die Saison 2005, verletzte sich und kam nicht zurück.Doch eine Lücke hinterließen die erfahrenen Sprinterinnen nicht. Die Jungen nutzten ihre Chance und gewannen bei der WM Gold über 100, 200, sowie 4x100 Meter. Die nur 1,59 Meter große Lauryn Williams hatte bereits im letzten Jahr für Aufsehen gesorgt. Mit gerade einmal 20 Jahren gewann sie bei den Olympischen Spielen über 100 Meter Silber und in diesem Jahr stürmte sie zum Weltmeistertitel über dieselbe Distanz.
Küken Allyson Felix
Noch jünger war ihre Sprintkollegin Allyson Felix, die sich nach Rang zwei bei den Olympischen Spielen über 200 Meter, bei der WM ebenfalls den Titel sicherte. Und dies mit gerade einmal 19 Jahren! Und auch die drei US-Amerikanerinnen Sanya Richards (20 Jahre), DeeDee Trotter (22 Jahre) und Monique Henderson (22 Jahre) senkten den Altersdurchschnitt des 400 Meter-Finales um einiges.
Nicht anders sieht es bei ihren männlichen Kollegen aus. Tim Montgomery, ehemaliger Weltrekordhalter über 100 Meter, machte in dieser Saison weniger mit schnellen Zeiten als im Zusammenhang mit dem Balco-Skandal von sich Reden. Maurice Greene, lange Zeit sein Wegbegleiter auf den Bahnen der Welt, war zwar bei der WM in der Staffel dabei, kam dort aber nicht zum Einsatz, da die vor ihm Laufenden das Staffelholz verloren. Für einen Einzelstart hatte er sich nicht qualifiziert.
Junges Siegertrio
Für die Schlagzeilen sorgten andere Sprinter. Allen voran 100 Meter-Olympiasieger Justin Gatlin, der sich in diesem Jahr als Doppelweltmeister über die beiden kürzesten Sprintdistanzen in die Siegerlisten eintrug. Mit 23 Jahren gehört er ebenso zum Reigen der jungen Sprinter, wie unter anderem Wallace Speramon (20 Jahre) und Tyson Gay (23 Jahre), die über 200 Meter auf Rang zwei und vier das Ziel erreichten.
Eines der wohl jüngsten Siegertrios war bei der Siegerehrung über 400 Meter auf dem Podest zu sehen. Der Jüngste der drei, Olympiasieger Jeremy Wariner (21) stand ganz oben, flankiert von Andrew Rock und Darold Williamson, zwei bzw. ein Jahr älter als der Sieger. Über die Stadionrunde mit den Hürden sorgte gleich zu Beginn der Saison Kerron Clement für Aufsehen. Der 19-Jährige, der bei der WM Vierter wurde, lief im Juni mit 47,24 Sekunden so schnell wie niemand sonst in der Welt dieses Jahr. Bereits in der Halle hatte er den 400 Meter-Weltrekord von Michael Johnson auf 44,57 Sekunden verbesert.
Auch ein Blick in die Weltjahresbestenlisten und World-Rankings der IAAF bestätigt, dass die jungen Sprinter in der vergangenen Saison den Älteren den Rang abgelaufen haben. Justin Gatlin führt beide Rankings über 100 und 200 Meter an. Über 100 Meter liegt er in der Weltbestenliste hinter Weltrekordhalter Asafa Powell (Jamaika) auf dem zweiten Rang, gefolgt von Leonard Scott (25 Jahre). Noch beeindruckender liest sich die Weltjahresbestenliste über 200 Meter. Der erst 20-jährige Wallace Spearmon führt diese vor dem drei Jahre älteren Tyson Gay an.
Generationenkonflikt bei der WM
Auch die schnellsten us-amerikanischen Frauen über 100 und 200 Meter, Lauryn Williams, Me'Lisa Barber, Rachelle Boone-Smith und Allyson Felix sind nicht älter als ein viertel Jahrhundert. Die gleichen Athletinnen sind auch in den World-Rankings die führenden US-Girls.
Dass sich die "alten Hasen" anscheinend noch nicht mit ihrem Schicksal abgeben wollen, beweisen sie leider nicht mit schnellen Zeiten auf der Bahn. Im Rahmen der Weltmeisterschaften wurde dagegen berichtet, dass es zu einem Generationenkonflikt im Athletendorf gekommen sei. "Wir haben ein bisschen Spaß gemacht, die jungen Sprinter sollten unsere Taschen tragen und uns Wasser holen. Sie haben es wohl etwas zu ernst genommen. Das ist Teil der Aufnahme in das Team. Aber es wurde niemals körperlich. Sie sind halt noch Babys, die ihre Mama anrufen", erzählten John Capel und Maurice Greene.
Tyson Gay und Wallace Spearmon verstanden den Scherz nicht und zogen aus dem Athletendorf aus. Die Antwort auf die Schikanen werden sie versuchen im direkten Duell beim nächsten Wettkampf zu geben.