| Doping-Affäre

WADA suspendiert die russische Anti-Doping-Agentur

Die Sanktionen gegen Russland nach dem Report über systematisches Doping werden immer umfänglicher. Nun hat die WADA die russische Anti-Doping-Agentur suspendiert. Athleten fordern nun die Untersuchung aller Sportarten in Russland.
dpa/mbn

Russland bedauert die Suspendierung seiner Anti-Doping-Agentur RUSADA und steht weiter unter Druck. „Wir respektieren diesen Schritt der Welt-Anti-Doping-Agentur WADA und sind zur Zusammenarbeit bereit“, sagte Sportminister Witali Mutko am Donnerstag in Moskau. Russland sei bereit, die vom WADA-Board in dieser Woche in Colorado Springs getroffenen Entscheidungen umzusetzen. „Ich bin zudem bereit, sofort ins Flugzeug zu steigen und in jeden Teil der Welt zu fliegen und einen Dialog mit den WADA-Spezialisten zu beginnen“, so Mutko. „Nun brauchen wir einen Plan, wie wir die Probleme lösen wollen.“

Der Chef des Nationalen Olympischen Komitees Russlands, Alexander Schukow, nannte die Entscheidung nicht unerwartet. „Aber zunächst muss geprüft werden, welche konkreten Auswirkungen dies hat“, meinte er der Agentur Interfax zufolge. Unterdessen hat die Athletenkommission der WADA gefordert, die Untersuchungen nach den Doping-Missständen in der Leichtathletik auf den gesamten russischen Sport auszudehnen. „Es dürfte anerkannt sein, dass es eine systematische Politik in Russland gewesen ist, die Athleten aller Sportarten betrifft“, sagte die ehemalige kanadische Skilangläuferin Beckie Scott. Edwin Moses (USA) sagte zur Suspendierung der RUSADA: „Was für ein Chaos. Wir sehen aber bisher nur die Spitze eines Eisbergs“, so der langjährige Weltrekordler über 400 Meter Hürden.

Kontrollen durch andere Agenturen?

Die WADA hatte die RUSADA am Mittwoch suspendiert, weil sie die Regeln nicht eingehalten hat. Dies war eine weitere Reaktion auf den Ermittlungsbericht der unabhängigen WADA-Kommission. Zuvor war der russische Leichtathletik-Verband vom Weltverband IAAF wegen Dopingvergehen vorläufig suspendiert worden. Russland droht damit der Ausschluss von den Olympischen Spielen 2016 in Rio de Janeiro. Solange die RUSADA nicht alle Vorgaben erfüllt, kann Russland kein Sport-Großereignis mehr ausrichten. WADA-General-Direktor David Howman erklärte zudem, dass es Pläne gebe, russische Athleten von ausländischen Agenturen testen zu lassen.

Der Chef des russischen Leichtathletikverbandes, Wadim Selitschenok, äußerte sich nach der Suspendierung der RUSADA kritisch. Seiner Ansicht nach ist die WADA mittlerweile zu mächtig: „Niemand bestreitet, dass die Organisation sehr wichtig ist. Aber mir scheint, dass sie zu viele Vollmachten bekommen hat.“ Neben Russlands Anti-Doping-Agentur hatte die WADA auch die nationalen Anti-Doping-Agenturen in Andorra, Israel, Argentinien, Bolivien und der Ukraine von der WADA als nicht regelkonform erklärt. Auf der Beobachtungsliste stehen Olympia-Gastgeber Brasilien, Belgien Frankreich, Griechenland, Mexiko und Spanien.

WADA will Bericht zur Rolle der IAAF vorlegen

Die Doping- und Korruptionsaffäre in der Leichtathletik scheint trotz der RUSADA-Suspendierung immer noch am Anfang zu stehen. Der vergangene Woche veröffentlichte WADA-Bericht, der zur Sperre Russlands führte, hat noch einen zweiten Teil. In dem soll es um die Rolle des Leichtathletik-Weltverbandes IAAF gehen. „Der zweite Teil soll bis Ende des Jahres veröffentlicht werden“, schrieb die WADA gestern bei Twitter. Ex-IAAF-Präsident Lamine Diack ist in Frankreich wegen Korruption und Geldwäsche angeklagt. Er soll mehrere Dopingfälle vertuscht und dafür sechsstellige Euro-Summen kassiert haben.

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