Wärme und Kälte bei den Senioren in Düsseldorf
Während es am letzten Wochenende bei den 4. Deutschen Senioren-Hallen-Meisterschaften in der neuen Düsseldorfer Sporthalle heiß herging und vier Weltrekorde - insbesondere in den älteren Alterklassen - in der Halle aufgestellt wurden, traten die Seniorinnen und Senioren bei den 3. Deutschen Senioren Winterwurf-Meisterschaften im Freien bei Minusgraden von Sechs und mehr an. Nicht nur den angereisten Athletinnen und Athleten (über 1.250 Aktive bei knapp 2.000 Starts und vierzig Staffeln) ist für ihre Leistung Anerkennung zu zollen, sondern auch den Kampfrichtern, die bei eisigem Ostwind den widrigen Witterungsbedingungen bei Eis und Schnee trotzten.
Wolfgang Reuter freut sich über seine drei neuen Senioren-Weltrekorde
Erst vor 14 Tagen ließ Wolfgang Reuter (TSV Klausdorf), Jahrgang 1929, aufhorchen und verbesserte gleich zwei M75-Weltbestmarken in der Halle. Über 60 Meter war Wolfgang Reuter in 8,66 Sekunden eine Hundertstel schneller als der bisherige Rekordhalter Melvin Larsen (USA), der vor fünf Jahren diese Bestmarke aufstellte. Im Weitsprung steigerte Wolfgang Reuter dann den Hallen-Weltrekord auf großartige 4,58 Meter. Damit sprang er gleich 17 Zentimeter weiter als der Finne Heikki Simola vor 18 Jahren. Nebenbei kratzte der Mastersathlet aus Schleswig-Holstein mit 29,18 Sekunden über 200 Meter auch noch an der Bestzeit von Willi Selzer (*1927, TV Bad Vilbel), die er nur um sieben Hundertstel verpasste.In Düsseldorf war Wolfgang Reuter demnach bestens vorbereitet und stellte über 60 Meter (8,62 sec), 200 Meter (28,98 sec) und im Weitsprung (4,67 m) gleich drei neue Senioren-Weltrekorde in der Halle auf.
Seniorinnen standen nicht nach
Aber auch Christel Happ (GutsMuths Quedlinburg) stellte mit 1,13 Metern in der Klasse W65 startend einen neuen Hallenweltrekord für W75er Seniorinnen auf. Gleichzeitig beteiligte sie sich bei den Winterwurfmeisterschaften im Speerwurf und gewann diese Disziplin mit 19,74 Meter.
Erst vor zwei Jahren stieß Stefan Malewski (M40; TV 05 Mülheim) zur Leichtathletik, als nach einem Kreuzbandriss die Empfehlung seines Arztes war, mit dem Fußball aufzuhören. Als Sieger im 400-Meter-Lauf holte er sich den Meistertitel in 52,23 Sekunden und setzte sich klar von seinen Mitkonkurrenten ab.
Gehen im Aufwind
Mit 75 gemeldeten Aktiven im Gehen konnte diese Disziplin auch in der Halle einen neuen Teilnehmerrekord verzeichnen. Der Altinternationale Karl Degener (M60; DJK Sparta Langenhagen) gewann die 3.000 Meter Gehen in 14:55,64 Minuten, während der jüngere Udo Schaeffer ("Vater" des Geher-Pokals) in der M55 nur 14:34,41 Minuten benötigte.
Eine Spitzenzeit wurde für Alfons Schwarz (LAC Quelle Fürth/München/Würzburg) in 13:33,47 Minuten gestoppt. Absolut schnellster Geher war Steffen Borsch (M30; 1. LAC Dessau e.V.) in 12:50,40 Minuten Immer noch aktiv ist Dr. Wolfgang Schaefer, der als DLV-Gehen-Beauftragter selbst in Düsseldorf teilnahm.
Staffelwechsel müssen noch geübt werden
Von den vierzig gemeldeten gingen dreißig Staffeln ins Rennen, von denen aber fünf Staffeln disqualifiziert wurden. Dramatisch war das Rennen der M60er Staffeln im ersten Vorlauf. Die Schlussläufer der LG Alsternord Hamburg (D. Timmermann) und ESV Lok Potsdam (W. Malich) gingen am dritten Wechsel gleichauf liegend auf die letzte Runde, wobei der dritte Hamburger Läufer (H. Wolff) den Potsdamer Schlussläufer behinderte und dieser zu Boden ging, dann aber geistesgegenwärtig den Stab aufnahm und das Rennen mit 1:56,67 Minuten beendete, was noch Bronze einbrachte. Sieger der Zeitläufe war LAV Bayer Uerdingen/Dormagen (1:54,78 min).
Dagmar Fuhrmann verbessert Rekord
Vom Kurzsprint bis zum Langsprint (60m/8,46 sec; 200m/27,01 sec und 400m/63,13 sec) siegte Dagmar Fuhrmann (W50) von der Usinger TSG. Ihre 400-Meter-Zeit war deshalb so wertvoll, weil sie damit den von Ulrike Hiltscher (LG Neiße) gehaltenen deutschen Seniorenhallenrekord aus dem Vorjahr gleich um 4,19 Sekunden verbesserte.
In der Klasse W45 gab es durch ein beherztes Rennen von Waltraud Klostermann (SuS Schalke 96) einen neuen deutschen Hallenrekord in 10:22,40 Minuten. Sie verbesserte den 16 Jahre alten Rekord von Barbara Lehmann (TV Burghausen; 10:31,74 min) gleich um 9,34 Sekunden.
Vier Läufer unter alten Seniorenrekord
Bei den M70ern trieben sich Werner Christopher (TuS Weiss 1919/28 e.V.; 11:42,00 min), Werner Beecker (LC Wuppertal; 11:35,47 min), Helgo Staack (IGL Reutlingen; 11:33,40 min) und Horst Schlecht (SG Misburg; 11:32,22 min) über 3.000 Meter an. Horst Schlecht entschied letztlich das Rennen und löschte damit den vier Jahre alten von Eckart Maas (SUS Berlich) gehaltenen deutschen Rekord von 12:22,54 Minuten aus.
Erst am 12. Februar diesen Jahres stellte Guido Müller (M65; TSV Vaterstetten) in Linz (Österreich) einen neuen deutschen Hallenrekord über 200 Meter (25,59 sec) auf. Mangelns "fehlender Konkurrenz" konnte Guido Müller in Düsseldorf klar die Strecken von 60 Meter (8,09 sec), 200 Meter (26,00 sec) und 400 Meter (60,49 sec) gewinnen, aber eine weitere Rekordverbesserung gab es nicht. In der jüngeren Altersklasse M60 machte es ihm Volker Peitzmeier (LG Weserbergland) über 60 Meter (7,99 sec), 200 Meter (25,87 sec) und 400 Meter (59,51 sec) nach.
Zu schnell auf Weltrekordjagd
Noch im Dezember letzten Jahres wurde Wolfgang Ritte (M50; LAV Bayer Uerdingen/Dormagen) an seinen Knien operiert. Trotzdem brachte er sich wieder schnell in Form. Bei 4,00 Metern stieg er ein, meisterte 4,20 und 4,40 Meter (Siegerhöhe), bevor er die Latte auf 4,64 m legen ließ. Leider scheiterte er am Weltrekordversuch über diese Höhe.
Seine Frau Ute Ritte (W50) vom gleichen Verein ließ nach sicher übersprungenen 2,70 Metern die neue deutsche Rekordhöhe von 2,85 Metern auflegen und machte es ihrem Mann nach. Dreimal Null. Trotzdem, bei soviel hohen Zielen wird vom Ehepaar Ritte in diesem Jahr noch einiges zu hören oder zu sehen sein.
Ingrid Kusche (W65; TV Erkelenz) empfahl sich bereits am Samstag mit einem zweiten Platz im Speerwurf mit 24,23 Metern. Das war ihr nicht genug. Während ihre 102jährige Mutter das Telefon bewachte und die Geburtstagsgrüße von Ingrid entgegennahm, kämpfte sie sich im Hammerwurf mit 28,02 Metern wieder auf einen Silberplatz und machte sich im Diskuswurf ein persönliches Geburtstaggeschenk und siegte dort mit 24,53 Metern.
Ausblick
Auf dem Weg zur EVAA-Hallen-Europameisterschaft, die vom 10. bis 13. März in Eskilstuna (Schweden) stattfindet und bei der 31 Nationen mit knapp 1.200 Teilnehmern erwartet werden, haben die Deutschen Seniorinnen und Senioren mit ihren 203 gemeldeten Startern durchaus Grund optimistisch dreinzublicken.
Die in Düsseldorf erzielten vielen persönlichen Bestleistungen, wie auch nationalen und internationalen Rekordverbesserungen weisen auf eine erfolgreiche Leichtathletiksaison 2005 hin und werden sicherlich noch den einen oder anderen Höhepunkt bringen. Einen Dank gilt auch den LV Nordrhein, der mit seinen vielen Helfern und Kampfrichtern diese Hallenveranstaltung in der neuen Düsseldorfer Halle ausgerichtet hat und sich für weitere Events empfahl.