Walter Wölfle - "Mentale Stärke als Mosaikstein"
Seit über acht Jahren arbeitet Walter Wölfle mit Spitzensportlern zusammen. Ob Basketball-Bundesliga, Fußball-Bundesliga oder jetzt die Leichtathleten, mit denen er nicht erst seit dem Nationalmannschaftstreffen Anfang November in Antalya trainiert. Ziel des 46jährigen Diplom-Psychologen, der seit vielen Jahren Führungskräfte in der Wirtschaft coacht und in verschiedenen körperbezogenen Verfahren ausgebildet wurde, ist es immer, dem Sportler zu mentaler Stärke in Stress-Situationen zu verhelfen. DLV-Mediendirektor Peter Schmitt hat für leichtathletik.de ein Interview mit Walter Wölfle geführt.

Diplom-Psychologe Walter Wölfle unterstützt die DLV-Athleten
leichtathletik.deWie wichtig ist mentale Stärke im Leistungssport?
Walter Wölfle:
Mentale Stärke ist ein Mosaikstein für nachhaltigen Erfolg im Spitzensport. Manchmal hat der Athlet alles, aber genau die mentale Stärke fehlt ihm. Allerdings ist es kein Ersatz für mangelnde Technik oder Fitness.
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Wie nähern Sie sich einem Athleten oder einer Athletin, wenn sie ihm zum ersten Mal begegnen bzw. zum ersten Mal mit ihm arbeiten?
Walter Wölfle:
Ich will von dem Athleten hören und spüren wie seine eigene Motivation ausgebildet ist. Für was will er mich nutzen? Neben einer Ist-Analyse benötige ich die Einschätzung des Trainers. Außerdem muss ich den Sportler im Wettkampf und Training sehen, um mir ein gutes Bild zu machen.
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Welche Fähigkeiten versuchen Sie zu vermitteln?
Walter Wölfle:
Die Hauptfähigkeiten, die ich vermitteln und stärken will, sind eine Balance von Anspannung und Entspannung, mentale Techniken und eine Steuerung der Selbstansprache des Athleten, die den emotionalen Zustand positiv beeinflusst. Der Athlet muss im Wettkampf den Kopf frei bekommen und selbst darauf Einfluss haben.
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Wie trainieren Sie mentale Stärke?
Walter Wölfle:
Innere Vorgänge lassen sich meist leichter im entspannten Zustand trainieren. Techniken der Atmung unterstützen die Konzentrationsfähigkeit des Athleten. Dabei werden innere Bewegungsabläufe disziplin-spezifisch erlebbar gemacht, systematisiert und körperlich verankert. Es bedarf einer bestimmten Art von Kontinuität, um Sicherheit und Wirksamkeit zu erzeugen.
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Welchen Unterschied machen Sie bei der Zusammenarbeit mit Managern und Sportlern oder gibt es gar keinen?
Walter Wölfle:
Die Gemeinsamkeiten bestehen darin, dass es auch bei Führungskräften um schneller, höher und weiter geht und es eine wesentliche Rolle spielt, wie jemand sich selbst führen kann und mit Zielen umgeht. Unterschiede gibt es in den Disziplinen und in den Zugangswegen.
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Ist es nicht extrem schwer ihren Anteil im Erfolgsfall zu bemessen?
Walter Wölfle:
Ich sehe meinen Erfolg darin, wenn Athleten beschreiben, dass ihr Kopf im Wettkampf frei war und sie ihre Stärken abrufen konnten.
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Welches Ziel haben Sie sich bei der Zusammenarbeit mit dem DLV gesetzt?
Walter Wölfle:
Langfristig gesehen möchte ich meine sportpsychologische Arbeit im Rahmen eines gesamten Olympia-Zyklus mit dem DLV implementieren. Kurzfristig gesehen sollte die begonnene Arbeit mit einzelnen Athleten bereits bei den Olympischen Spielen in Athen erste Früchte tragen.
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leichtathletik.de bedankt sich für das Gespräch.