Wami und Tulu verzichten auf den Great North Cross
Der Weg ist frei für Paula Radcliffe, die überragende Langstrecklerin im Jahr 2002. Denn ihre zwei größten Rivalinnen beim "Great North Cross Country" in Newcastle haben den Start abgeblasen. Gete Wami und Derartu Tulu, die beiden Äthiopierinnen, fehlen am kommenden Samstag, wenn die auf der britischen Insel so populäre Cross-Veranstaltung im "Exhibition Park" ausgetragen wird.
Der Weg in Newcastle scheint frei für Paula Radcliffe (Foto: Chai)
Nach ihren beinharten Duellen bei der Cross-WM in Ostende 2001, als Paula Radcliffe die Langdistanz und Gete Wami tags darauf die Kurzdistanz gewann, freute sich Peter Elliott bereits auf das erneute Aufeinandertreffen der beiden Ausnahmeläuferinnen. Elliott war früher ein erfolgreicher 1500-Meter-Spezialist, gewann sogar Gold bei den Commonwealth Games und ist heute Promoter beim "Great North Cross Country" in der nordenglischen Hafenstadt. "Schade, dass Wami nicht kommt", bedauerte er ihre Absage, "das wäre sicherlich wieder ein spannendes Rennen geworden."Gete Wami zurück in der Heimat
Die 28-jährige Wami, die im Herbst bei ihrem Marathon-Debüt in Amsterdam auf Anhieb eine flotte Zeit von 2:22:19 Stunden auf den Asphalt gezaubert hat, befindet sich in ihrer Heimat. "Gete fühlte sich in den letzten Wochen nicht besonders gut", berichtete Michel Boeting, der bei "Global Sports Communication", dem Management-Unternehmen von Jos Hermens, angestellt ist, "sie hat sich möglicherweise einen Virus eingefangen. Aber was es genau ist, wissen wir nicht."
Mit ihrem Ehemann Geneh Tessema, einem ehemaligen Marathonläufer, der auch bei Jos Hermens beschäftigt ist, hat sie sich in den Flieger gesetzt und ist nach Addis Abeba gedüst. "Dort", so Boeting, "wird sie von ihrem Arzt durchgecheckt." Auch ihre Teilnahme am IAAF-Cross-Country in Belfast rund um "Stormont Castle", wo Gete Wami am 11. Januar als Stargast vorgesehen war, hat sie bereits widerrufen.
Edith Masai verpflichtet
Peter Elliott reagierte sofort und verpflichtete Edith Masai, die den Silvesterlauf in Trier gewonnen hat. "Sie ist die amtierende Cross-Weltmeisterin auf der Kurzstrecke", lobte Elliott die schon 35-jährige Kenianerin, "und auch bei den Commonwealth Games in Manchester war sie Zweite hinter Paul Radcliffe."
Nun musste der gute Elliott die nächste bittere Pille schlucken. Denn Derartu Tulu, die Siegerin beim 10-Kilometer-Road-Race in Doha, glänzt am Samstag in der Grafschaft Northumberland ebenfalls durch Abwesenheit. Elliott fehlt eine weitere Attraktion in seinem Startfeld. Als erste Schwarzafrikanerin überhaupt gewann Tulu 1992 bei den Sommerspielen in Barcelona das begehrte Olympia-Gold. In einem packenden 10.000-Meter-Finale hatte sie ihre Konkurrentin Elena Meyer, deren Land Südafrika nach jahrelangem Bannstrahl erstmals an Olympischen Spielen teilnehmen durfte, im Spurt nieder gerungen. Bewegende Bilder gingen damals um die Welt: Tulu und Meyer, die eine mit dunkler, die andere mit weißer Hautfarbe, vereint auf der Ehrenrunde, feierten ausgelassen den Medaillensegen.
Auch Derartu Tulu "raus"
Derartu Tulu, die acht Jahre später in Sydney zum zweiten Mal Gold über 10.000 Meter holte, fühle sich nicht in optimaler Verfassung, verkündete Peter Elliott und widersprach Gerüchten, dass sie vor Paula Radcliffe kneifen würde. "Derartu Tulu wollte in Newcastle laufen, zumal sie hier viele Freunde hat", erklärte Elliott, "doch ihr Coach war der Meinung, dass sie noch nicht so weit ist, um an einem so starken Crosslauf teilzunehmen."
Auch wenn sie in Doha vorne lag, habe das nichts zu bedeuten. "Cross und Straße sind grundverschieden", fügte er hinzu, "man muss ihre Entscheidung akzeptieren." Werknesh Kidane, die Cross-Vizeweltmeisterin auf der Kurzstrecke, soll ihre prominente Landsfrau ersetzen.