Was machen Alina Astafei und Wolfgang Kreißig?
Nicht nur eine Hochsprung-Karriere verbindet Alina Astafei und Wolfgang Kreißig. Bei den Olympischen Spielen 1996 fanden die gebürtige Rumänin und der Mann aus dem Norden Deutschlands zueinander. Heute lebt das Ehepaar in Stuttgart und hat erfolgreich den Sprung geschafft: Vom Sport in ein Leben danach, in dem die Familie an erster Stelle steht.

Alina Astafei lebt heute mit ihrem Mann in Stuttgart
Gemeinsam mit den drei Kindern Ana Maria, 16 Jahre, aus der ersten Ehe von Alina Astafei, dem vierjährigen Lennart und dem zweijährigen Niclas leben sie auf einem der schönen Hügel, die die baden-württembergische Landeshauptstadt einrahmen. Vor rund zwei Jahren ist die Familie aus beruflichen Gründen von Mannheim nach Stuttgart gezogen. Wolfgang Kreißig ist mit gerade mal 37 Jahren Richter am Landgericht. Der Olympiateilnehmer von 1996 und 2000 hatte es während seiner aktiven Zeit verstanden, das Jurastudium und den Sport unter einen Hut zu bringen.Sehr gute Noten in den Staatsexamen und eine Promotion (Thema: "Der Sportverein in Krise und Insolvenz") beflügelten den beruflichen Werdegang vom Anwalt über Staatsanwalt zum Richter. Aber er gesteht auch ein, dass die Anstrengungen für das Studium zu "Lasten des Sports" gingen. Jungen Athleten rät er trotzdem, neben dem Sport "ernsthaft" eine Ausbildung voran zu treiben.
Seit März steht auch Alina Astafei voll im Berufsleben. Die ausgebildete Sportlehrerin unterrichtet an einer Privatschule, die Partner des Olympiastützpunktes Stuttgart ist. "Es macht sehr viel Spaß. Man sieht die Kinder wachsen und kann sie auch ein wenig formen", erzählt die Hallen-Weltmeisterin von 1995, die außerdem noch dreimal in der Woche eine Kinder-Leichtathletikgruppe betreut.
Vom Fußball zum Hochsprung
"Man muss sehr gut organisieren können", da sie sich noch um die Kinder und den Haushalt kümmern muss. Viel Zeit für sich bleibt ihr da nicht. "Ich würde gerne ein wenig Sport machen, aber dazu fehlt mir die Energie."
Ähnlich ergeht es da ihrem Mann, der oftmals erst um halb acht am Abend nach Hause kommt. Immerhin findet er einmal in der Woche Zeit, in einer Freizeitmannschaft Fußball zu spielen. Wie auch der ehemalige Hochsprung-Weltmeister Martin Buß hat Wolfgang Kreißig in seiner Jugend gerne und gut gegen den Ball getreten. Bevor er zum Hochsprung fand, spielte er in der Jugend von Hannover 96. Sein Talent bei der Lattenüberquerung wurde mit 16 Jahren bei "Jugend trainiert für Olympia" entdeckt und nur zwei Jahre später war der 1,93 Meter große Norddeutsche Teil der Nationalmannschaft.
Urlaub in der alten Heimat
Alina Astafei hat die Leichtathletik dagegen in die Wiege gelegt bekommen. Von Kindesbeinen an begleitete sie ihren Vater zum Training und zu Wettkämpfen auf den Sportplatz. Petre Astafei, heute 65 Jahre alt, war der beste rumänische Stabhochspringer seiner Generation.
Kontakt zu ihrer alten Heimat Rumänien, der sie aus politischen und privaten Gründen den Rücken kehrte, hat die gebürtige Bukaresterin bis heute. Jedes Jahr im Sommer reist die fünfköpfige Familie aus Deutschland für mehrere Wochen zu den Eltern von Alina Astafei. Und die Kinder können durchaus in der Landessprache mitreden. "Ich spreche mit ihnen Rumänisch und bis auf den Kleinsten beherrschen sie selbst die Sprache", erzählt die Mutter. Und auch Wolfgang Kreißig, der sich in Rumänien sehr wohl fühlt, da nicht "alles so gestylt" ist, spricht ein paar Wörter. Der WM-Fünfte von 1997 hat sich für die Zukunft fest vorgenommen, einen Sprachkurs zu besuchen.
Gemeinsamer Trainer Dan Vladescu
Sprachliche Barrieren hatte das Paar Alina Astafei und Wolfgang Kreißig, die bei den Olympischen Spielen 1996 in Atlanta (USA) zusammen fanden, nie. Aber ganz ohne Probleme war die "Hochsprung-Beziehung" gerade wegen des Sports nicht immer, wie beide bestätigen. So gibt Alina Astafei schmunzelnd den Tipp: "Es ist besser, wenn nur einer aus dem Leistungssport kommt." Doch die Liebe hat die Höhen und Tiefen einer Sportkarriere unbeschadet überstanden.
"Es bleiben nur die schönen Momente in Erinnerung", sagt Alina Astafei über diese. Silber bei den Olympischen Spielen in Barcelona (Spanien), Zweite bei den Weltmeisterschaften 1995 sind nur zwei ihrer vielen Erfolge. Großen Anteil daran hatte ihr langjähriger Trainer Dan Vladescu, der gemeinsam mit ihrem Vater in Rumänien studierte und schon länger in Deutschland gelebt hatte. "Er war meine Bezugsperson. Er hat mir viel geholfen."
Und der Kontakt zu Dan Vladescu ist bis heute, auch nach dem Wegzug von Mannheim, nicht abgerissen. "Vor zwei Wochen wollte ich einen Überraschungsbesuch bei ihm machen, aber er war leider nicht da. Wir rufen uns regelmäßig bei Geburts- oder Namenstagen an", erzählt die ehemalige Weltklasse-Springerin, die ihre Bestleistung von 2,04 Meter 1995 unter dem Hallendach aufstellte.
Potential nicht ganz ausgereizt
Auch Wolfgang Kreißig wurde von dem Rumänen zu zahlreichen Höhenflügen angetrieben. Dazu zählt auch sein Rekordsprung 1999 in Mannheim. Er meisterte damals 2,34 Meter und ließ im Anschluss den deutschen Rekord auflegen. Diesen hatte er schon fast übersprungen, um ihn dann mit der Ferse zu reißen.
Der Zweite der Studenten-WM von 1995 hätte sein Potential gerne mehr ausgereizt. "Das Talent, um Medaillen zu gewinnen, hatte ich. Dazu hätte man aber ein paar Dinge anders machen müssen." Unter anderem zählt dazu der mentale Bereich: "Den Muskel muss man genauso trainieren wie den Kopf." Ein Satz, den er durchaus als Appell an die heutige Generation versteht.