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Was macht eigentlich … Björn Otto?

Deutscher Rekordhalter im Stabhochsprung, Silbermedaillengewinner der Olympischen Spiele von London 2012 und über Jahre Teil der Weltspitze: Björn Otto kann auf eine bewegte Laufbahn zurückblicken. Und auch nach dem Karriereende wird dem 41-Jährigen nicht langweilig – ganz im Gegenteil.
Lars-Henrik Wacker

Alle Jahre wieder ist in der Lausitz-Arena Cottbus großes Schaulaufen der Leichtathletik-Stars beim internationalen Springer-Meeting. Das lässt sich auch Björn Otto nicht nehmen. Immerhin fünf Mal konnte er das Hallenevent für Hochspringer und Stabhochspringer gewinnen – zuletzt 2014. Ob es den einstigen Top-Athleten bei dieser Kulisse nicht doch noch juckt wieder mitzumachen?

„Ich glaube, die Zeit ist vorbei. Klar könnte man so ein bisschen springen. Und ich hatte auch im Sommer mal wieder den Stab in der Hand für sechs Schritte. Aber das hat mit richtigem Stabhochsprung nichts mehr zu tun. Und irgendwann wird es dann auch gefährlich, vor allem wenn die Anlaufgeschwindigkeit nicht mehr passt“, erklärte Björn Otto.

Und so war der 41-Jährige einfach nur zu Gast in der Lausitz, ohne jeglichen Stress oder Wettkampfdruck. Stattdessen blieb viel Zeit zum Reden, sei es mit den alten Weggefährten, Zuschauern oder der Moderatorin des Abends, Ulrike Finck, die sich vom Fachmann alles rund um den Stab erklären ließ.

Als Berufspilot unterwegs

Natürlich wusste Björn Otto einiges zu erzählen – er kennt sein Sportgerät. Doch schon während seiner aktiven Laufbahn arbeitete der gebürtig aus Frechen stammende und zuletzt für den ASV Köln startende Stabhochspringer an einem zweiten Standbein. Seit seinem Karriereende ist Björn Otto als Pilot unterwegs. Hauptberuflich fliegt er nun Destinationen wie die Kanarischen Inseln, Bulgarien oder die Türkei an.

„2013 habe ich die Pilotenausbildung schon angefangen und parallel zum Sport gemacht. 2015 war ich dann schon durch und so war das ein passender Übergang. Ich habe 2017 schon einen Cockpit-Platz bei der deutschen SunExpress bekommen und fliege seitdem Boing 737. Über 1.200 Stunden habe ich schon auf dem Flugmuster."

Und Björn Otto fügte noch hinzu: „Pilot sein, das war bei mir ein Kindheitstraum. Schon nach dem Abi habe ich mir überlegt, ob ich eine Pilotenausbildung machen soll. Aber ich habe mich durch den Sport erst einmal dagegen entschieden, dann Biologie in Köln studiert. Nach Olympia 2012, und der Medaille, wollte ich mir eben auch noch den anderen Kindheitstraum erfüllen.“

Eine Karriere zum Wiederholen  

Auch wenn Fliegen und Stabhochsprung zunächst weit entfernt erscheinen, so gibt es doch einige Parallelen: „In beiden Berufen muss man sehr diszipliniert sein und auch selbstkritisch herangehen, weil es sonst irgendwann gefährlich wird. Von daher hat sich eigentlich gar nicht so viel verändert, nur dass die Anzahl der Trainingseinheiten und Trainingslager zurückgegangen ist. Sonst lebe ich nach wie vor aus dem Koffer.“

Björn Otto hat sichtlich Spaß an seinem neuen Beruf. Nichtsdestotrotz sieht man in den Gesprächen auch das Glänzen in seinen Augen, wenn es um das Stabhochspringen geht. „Ich habe es 30 Jahre lang gemacht und es ist eine Traumdisziplin. Wenn ich mein Leben noch einmal leben dürfte, würde ich sie nochmal absolvieren“, sagte der 41-Jährige.

Der Freiluftrekord als Markenzeichen

Trotz der vielen Medaillen verbindet man mit dem Athleten Björn Otto vor allem den deutschen Freiluftrekord von 6,01 Meter. In der Halle war 5,92 Meter das Maximum für den heutigen Berufspiloten. Die Anlagen sind draußen wie drinnen identisch. Doch die äußeren Gegebenheiten, wie Rückwind, machen den Unterschied und ermöglichen es erst, die ganz großen Höhen zu springen.

„Bei optimalen Bedingungen kann man draußen höher springen. Aber das hat man in der Sommersaison vielleicht ein bis zwei Mal. Aachen 2012 war so ein Tag mit Top-Bedingungen. Da bin ich angereist und habe schon morgens zu meinem Trainer gesagt, dass ich sechs Meter springen werde“, so Björn Otto. Am Ende standen sogar 6,01 Meter auf der Anzeigetafel.

Seit mehr als sechs Jahren ist der Rheinländer nun Inhaber des nationalen Rekords und wenn es nach ihm geht, dann kann die Marke gerne noch etwas länger halten: „Ich hoffe, dass er noch lange bestehen bleibt, aber man kann es nie ausschließen. Um 5,90 Meter und mehr zu springen, gehört vieles dazu, von der Form über den Stab und die Bedingungen – und eben auch etwas Glück.“

Leichtathletik schauen: ja – Trainer sein: nein

Björn Otto verfolgt das Geschehen nach wie vor mit großer Neugier. Wenn es der Arbeitsplan hergibt, dann besucht der 41-Jährige die Wettkämpfe auch vor Ort und legt sich entsprechend seine Urlaubstage, wie bei der Leichtathletik-Europameisterschaft in Berlin. Doch gerade die Heim-EM zeigte auch ihm, dass die Lücke im deutschen Stabhochsprung der Männer zur Weltspitze angewachsen ist.

„Es findet momentan ein Umbruch statt. Ich war einer der Letzten, der mit der alten Garde um Tim Lobinger, Danny Ecker und einigen anderen, aufgehört hat. Es gibt junge und hoffnungsvolle Athleten für die Zukunft, wie Bo Kanda Lita Baehre. Doch es fehlen momentan so ein bisschen die Höhen. Man muss aber einfach abwarten, wie sich die Situation mit der Zeit entwickelt“, meint Björn Otto.

Den Aktiven als Trainer weiterhelfen, kommt für ihn vorerst nicht in Frage, denn dafür fehlt schlicht und ergreifend eine ganz wichtige Sache: „Ich habe keine Trainerlizenz und leider bekommt man nichts anerkannt. In anderen Sportarten ist das anders. Aber ich setze mich auch jetzt nicht gerne auf die Schulbank und mir erklärt einer, wie ich mich Einzulaufen habe.“

Spaß und Lebensfreude stehen im Vordergrund

Im Leben des Björn Otto dreht sich alles um das Fliegen. Und wenn er mal nicht im Cockpit sitzt, gibt es genügend andere Aktivitäten, für die der 41-Jährige nun mehr Zeit hat. Und diese nimmt sich der ehemalige Spitzensportler auch, denn während der Profikarriere stand nun mal die Form oder der nächste Wettkampf im Vordergrund.

„Als Pilot gibt es noch weitere Optionen, dass man andere Maschinen fliegen kann oder man schielt auch mal darauf, dass man Kapitän sein darf. Ansonsten genieße ich es auch einfach, dass ich einen Gang zurückschalten kann. Es ist einfach auch mal schön, seinen Hobbies, wie Gleitschirm fliegen oder Ski fahren, nachzugehen. Und wenn der Abend beim Après-Ski länger geht, dann geht er eben länger.“

Und so wird es Björn Otto definitiv nicht langweilig. Zumal er sich auch gut vorstellen kann, mal wieder am TV-Format „Ninja Warrior“ teilzunehmen. Spaß hat ihm die Sendung auf alle Fälle gemacht, wie so vieles im Leben nach der aktiven Sportlerkarriere.

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