Was macht eigentlich…? Christa Vahlensieck
Ihre Liste an Erfolgen ist lang. Weltrekorde auf Strecken von 10.000 Meter bis zum Marathon, 17 Deutsche Meister-Titel. „Je länger die Strecke, desto besser“, sagt Christa Vahlensieck, eine der Pionierinnen des Frauenlaufsport in Deutschland. Noch mehr Rekorde blieben ihr vielleicht auch verwehrt, da Frauen der Marathonlauf erst in den 1970er-Jahren offiziell erlaubt wurde.
„Ich habe mit 13 Jahren mit Leichtathletik angefangen, musste am Anfang aber immer kurze Strecken laufen“, erzählt Christa Vahlensieck, die am 27. Mai ihren 61. Geburtstag feiert. Erst mit 24 Jahren, als Frauen offiziell zu Marathons zugelassen waren, absolvierte sie in Waldniel ihren ersten Lauf über 42,195 Kilometer und blieb in 2:59:26 Stunden gleich unter 3:00 Stunden – als erste Frau in Deutschland. 1974 ließ sie in Boston mit 2:53:00 Stunden einen weiteren deutschen Rekord folgen.Doch Bestzeiten im Frauen-Marathon waren vor rund 35 Jahren oft nur von kurzer Dauer. Über ihren Weltrekord von 2:42:24 Stunden konnte sich die Deutsche Liane Winter 1975 nur kurz freuen. Knapp zwei Wochen später stürmte Christa Vahlensieck in Dülmen in 2:40:16 Stunden zu einer neuen Weltbestzeit. Nachdem sie zwischenzeitlich von der US-Amerikanerin Jacqueline Hansen (2:38:19 h) und der Französin Chantal Langlace (2:35:16 h) übertroffen war, lief sie 1977 in Berlin in 2:34:48 Stunden erneut einen Weltrekord.
„Zeiten ganz ok“
„Damals in den Anfängen des Frauen-Marathons war das ja noch leicht“, sagt sie heute bescheiden. „Allerdings denke ich heute auch, dass die Zeiten damals ja auch ganz ok waren.“ Ihre Bestzeit von 2:33:22 Stunden hätte im vergangenen Jahr immerhin noch zu Rang vier in der deutschen Bestenliste gereicht.
„Und wir waren damals ja Hobbyläuferinnen“, erzählt Christa Vahlensieck lachend. Jeden Tag ging sie acht Stunden arbeiten, trainiert wurde abends und am Wochenende. „Das waren natürlich andere Zeiten als heute“, sagt sie. Aber auch wenn sie sich sicher ist, deshalb nie die Zeit gelaufen zu sein, die sie hätte laufen können: „Ich bereue das nicht und hätte es auch gar nicht anders haben wollen.“
Heute stolzer als damals
Stolz ist sie heute sogar noch mehr auf ihre Weltrekorde als damals. „Eine Weltbestzeit war toll, aber kaufen konnte man sich dafür nichts“, sagt die Tante von DLV-Disziplintrainer Tobias Kofferschläger. „Aber es ist schon schön, in der Marathonhistorie erwähnt zu werden.“
Besonders in Erinnerung geblieben sind ihr gleich einige Läufe. Ihr Weltrekord in Berlin, wo sie erstmals unter 2:30 Stunden blieb – und das gleich fast sechs Minuten. Oder die Silvesterläufe in Sao Paulo (Brasilien), wo sie zweimal gewann. Oder auch die Freundschaftsläufe in die Wuppertaler Schwesterstadt Kosice (Slowakei), als die Teilnehmer ohne Passkontrolle durch den „Eisernen Vorhang“ liefen.
Ehrenamtliche Arbeit
Auch heute dreht sie noch regelmäßig ihre Runden. „Viermal in der Woche gehe ich noch 10 bis 15 Kilometer laufen. Aber Wettkämpfe bestreite ich keine mehr“, erzählt sie. Diese verfolgt sie aber als Zuschauerin. „Dass Frauen einmal so schnell laufen, wie sie es heute tun, das hätte ich nicht gedacht“, gibt sie zu. „Laufdoktor“ Dr. Ernst van Aaken habe damals vorausgesagt, Frauen würden einmal unter 2:20 Stunden laufen. „Da dachte ich er sei verrückt.“
Viel Zeit investiert Christa Vahlensieck heute in den Verein „Hilfe für Wuppertaler in Not“, für den sie sich seit zehn Jahren ehrenamtlich engagiert. „Ich habe heute fast mehr zu tun als früher“, sagt sie lachend.
Dr. Ernst van Aaken gratuliert Christa Vahlensieck 1973 zum Weltrekord (Foto: Schröder)