Was macht eigentlich…? Nicole Humbert
Allzu gerne wurde Nicole Humbert in den Neunzigern als Pionierin des Stabhochsprungs bezeichnet. Verstecken muss sich die Landauerin nach wie vor nicht, auch wenn sie schon vor sieben Jahren der Lattenüberquerung abgeschworen hat. Mit ihrer Bestleistung von 4,56 Metern, die vor zehn Jahren einem Hallen-Weltrekord gleichkam, würde die einstige Vorzeigeathletin auch heutzutage noch gut aussehen.
Trotzdem verschließt die jetzt 37-Jährige vor der Weiterentwicklung in ihrer einstigen Paradedisziplin nicht die Augen. „Die Weltspitze ist unheimlich schnell und turnerisch wahnsinnig gut drauf und hat Kräfte, die ich bei weitem nicht hatte“, stellt sie fest, „sie springen höher und das mit längeren Stäben.“Dass mit der Russin Yelena Isinbayeva eine Athletin den Überflug oft nach Belieben zu dominieren scheint, liegt für Nicole Humbert noch in der Natur der Sache. „Es gab immer solche Athletinnen. Früher war es Emma George, die weit vorne war. So lange eine Disziplin in der Entwicklung ist, gibt es immer solche Vorreiter, die eine Sportart dominieren.“
Trotz der fachmännischen Analyse ist Nicole Humbert längst nicht mehr so nah dran am Stabhochsprung - oder „total weg“, wie sie es selbst ausdrückt. „Ein Meeting, das in der Nähe ist, wie Karlsruhe, das schau' ich mir aber an.“
Schöne Erinnerungen
Dort durfte sie sich vor kurzem als Ehrengast anlässlich des 25. Jubiläums auch noch einmal feiern lassen, denn in der Europahalle war sie 1994 einen weiteren Hallen-Weltrekord gesprungen, damals hatten noch 4,08 Meter dafür genügt.
Zu ihren größten Erfolgen zählten Bronze bei der Hallen-WM 1999 in Maebashi (Japan) sowie Silber bei der Europameisterschaft 1998 in Budapest (Ungarn). Geblieben sind eben diese Erinnerungen an erfolgreiche Tage: „Es war eine absolut schöne Zeit, aber eben alles zu seiner Zeit. Ich denke sehr gerne zurück. Ich hatte aber dann zweieinhalb Jahre lang fast nur Verletzungen. Ich konnte einfach nicht mehr springen, auch wenn ich alles andere weitertrainiert hatte. Die Verletzungen haben das Aufhören leichter gemacht. Aber zurückgeblieben ist das Schöne.“
Drittes Kind unterwegs
Wenn ihr damals eben nicht jene Verletzungen in die Quere gekommen wären, wer weiß, vielleicht würde sie wie die gleichaltrige Stacy Dragila (USA) auch heute noch den Stab in der Hand halten. Denn sie lässt durchblicken: „Ich würde auch jetzt durchaus gerne mal wieder springen, aber es geht halt einfach nicht.“
Dass dem so ist, hat auch mit ihrer Familie zu tun. „Ich habe inzwischen zwei Kinder (Anm. vier Jahre und ein Jahr alt) und das dritte ist gerade unterwegs“, berichtet Nicole Humbert, die das Familienleben als „schön und anstrengend“ umschreibt. „Unter Umständen ist es sogar anstrengender als der Sport.“
Dort auf dem laufenden zu bleiben, fällt ihr nicht leicht. Kritisch beobachtet Nicole Humbert deshalb die Entwicklung der Leichtathletik und das mediale Interesse daran. „In den Zeitungen wird weniger berichtet, im Fernsehen kommt auch nicht mehr viel. Da bleibt eigentlich nur noch das Internet, aber dafür bin ich nicht der Typ.“
Später Nachwuchstrainerin?
Der Typ dafür, ihr Wissen weiterzugeben, wäre sie allerdings schon. Sie hatte es bereits einmal versucht, aus familiären Gründen aber der Trainerrolle wieder abgeschworen. Wenn es die private Situation erlaubt, dann würde die Blondine, die auch überlegt, ihr Referendariat noch zu vollenden, gerne einen neuen Versuch wagen: „Ich glaube, ich werde später da sicher wieder was machen. Ich möchte aber auf alle Fälle mit Kindern arbeiten, die man heranführt. Das macht mir mehr Spaß, als bereits fertige Talente weiterzubringen.“
Momentan muss sich der talentierte Nachwuchs in der Rheinpfalz aber noch gedulden, denn die Rolle der Hausfrau und Mutter füllt Nicole Humbert vorerst voll aus.