Was macht eigentlich...? Sabine Braun
Zwanzig Jahre Spitzensport lagen hinter ihr, als Sabine Braun 2002 ihre überaus erfolgreiche Karriere beendete. Sie erlebte insgesamt fünf Olympische Spiele, jeweils zwei Siege bei Welt- und Europameisterschaften und holte zum Abschluss die Silbermedaille bei der EM in München vor heimischen Publikum. Heute stellt sie als Trainerin die Weichen für künftige Erfolge.

Dabei wollte sie eigentlich nie Trainerin werden. „Da bin ich aber nun gelandet. Trotzdem versuche ich mich weiterzuentwickeln und vielleicht mittelfristig auch etwas anderes zu machen.“ Das war einer der Gründe, warum sie über die Sporthilfe an der European Business School in Wiesbaden ein Studium der Sportökonomie absolviert hat.
Berufliche Orientierung
Eventmanagement wäre ein Beruf, den die 46-jährige sich vorstellen könnte. „Aber mittlerweile gibt es ja Agenturen zu Hauf, da hineinzukommen, gerade wenn man schon einen anderen Beruf hat, ist extrem schwer.“
Das Risiko ihre Trainerstelle zu kündigen und anschließend einen neuen Weg einzuschlagen, war ihr zu groß, „auch wenn das im Nachhinein vielleicht etwas zu ängstlich gewesen ist“. Dennoch macht ihr die Arbeit mit den Jugendlichen Spaß, weshalb sie zögert, in welche Richtung es für sie gehen wird. „Ich schwanke, ob ich die Trainerkarriere forciere, den A-Trainerschein mache und vielleicht auch auf die Trainerakademie gehe.“ Einen Job, bei dem sie nicht mehr täglich auf dem Platz steht, kann sie sich andererseits auch vorstellen, dabei muss die Leichtathletik ja nicht völlig ausgeklammert werden.
Fortbildung zur Ernährungsberaterin
Genau solch einen Bereich stellt die Ernährungsberatung dar. Hier begrenzt sich das Tätigkeitsfeld nicht auf den Leistungssport, auch „normale“ Menschen legen immer mehr Wert auf ein gesundes Leben und die passende Ernährung. „Der Kreis der Ansprechpartner wäre hier einfach nicht so begrenzt“, erklärt Sabine Braun im Hinblick auf die Berufschancen. Für welchen Weg sich die ehemalige Siebenkämpferin letztlich entscheidet, lässt sie noch offen.
Aufgrund ihres Trainerberufs, der selbstverständlich auch die Betreuung der Athletinnen bei den Wettkämpfen am Wochenende einschließt, kann sie die internationale Leichtathletik und damit auch die deutsche Spitze nicht häufig vor Ort verfolgen. Als Präsidentin des Team-7-Kampf ist sie dennoch immer auf dem aktuellsten Stand und auch privat informiert sie sich gerne über Leistungen und Ergebnisse.
Stolz auf den Rekord
Bislang kann sie mit jedem Blick auf die Ergebnislisten feststellen, dass ihr 1992 aufgestellter deutscher Rekord im Siebenkampf (6.985 Punkte) immer noch Bestand hat. „Ich würde mich für die Athletin freuen, die ihn verbessert, aber ich hätte ein lachendes und ein weinendes Auge, denn ich bin natürlich immer noch stolz darauf.“
Momentan glaubt sie jedoch nicht, dass ihr so schnell eine Siebenkämpferin ihre Bestmarke wegschnappt. „So weit oben wird die Luft immer dünner, da wird es schwierig Punkte herauszuholen, wenn ich schon immer an meine Bestleistung herankomme. Aber vielleicht kommt ja jemand aus dem Jugend- oder Juniorenbereich, der auch gesund bleibt.“
Jogging und Krafttraining um in Form zu bleiben
Obwohl die gebürtige Essenerin täglich auf dem Sportplatz steht, um den Nachwuchs zu fördern und zu fordern, macht sie nicht mehr so viel Sport. Ganz ohne geht es trotzdem nicht. „Ich gehe joggen, vor allem weil es gesund ist und man dabei an der frischen Luft ist. Außerdem mache ich ein bisschen Krafttraining, um die Muskeln fit zu halten. Eigentlich wollte ich nach der Karriere mein Golfspiel vorantreiben, doch das ist mir noch nicht geglückt. Ich würde es aber immer noch gerne machen.“
Das Lauftraining absolviert sie momentan in der Gruppe, denn ihr Verein veranstaltet in diesem Jahr zum ersten Mal einen Halbmarathon mit einem wöchentlichen Lauftreff. „Ich habe aber gemerkt, dass ich in dem Bereich noch einiges aufholen kann“, gesteht sie lachend.
Blick nach Daegu
Joggen ist heute ein Volkssport, Leichtathletik allgemein die Kerndisziplin der Olympischen Spiele. Trotzdem wollten ARD und ZDF die diesjährige Weltmeisterschaft zunächst nicht übertragen. „Ich hätte es als ganz schlimm empfunden, wäre es nicht übertragen worden. Gerade nach der WM 2009 in Berlin, wo alle so begeistert waren. Auch wenn man nicht in erster Linie für das Fernsehen seine Leistung bringt, weiß man als Athletin nicht, wie man die fehlende Beachtung einordnen soll.“
Zunächst gilt es für die aktiven Athletinnen aber, sich für die WM zu qualifizieren. Die Expertin ist optimistisch, dass es bereits an diesem Wochenende beim Saisoneinstieg in Götzis (Österreich) für einige Siebenkämpferinnen klappt. „Ich denke, es werden sich schon die Top-Athletinnen herauskristallisieren, die nach Daegu fahren.“
Wenn es eine wissen muss, dann Sabine Braun, sie konnte insgesamt viermal das Mehrkampf-Meeting in Österreich gewinnen. Fast schon logisch, dass sie dort auch den deutschen Rekord aufstellte.