Wattenscheid muss viele Ausfälle verkraften
Bei den letztjährigen Hallen-Titelkämpfen in Karlsruhe errangen die Blauhemden vom TV Wattenscheid 01 vier Titel. Leistungssportdirektor Michael Huke hält sich jetzt vor der Hallen-DM in Dortmund (23./24. Februar) jedoch mit einer Prognose zurück, denn die Liste der Ausfälle ist lang.
Zuletzt kam vor allem noch Esther Cremer hinzu, die ihren Titel über 400 Meter wegen einer Grippe nicht verteidigen kann. Aber auch Christina Frewer und Christina Haack, die an Pfeifferschem Drüsenfieber erkrankt sind, fallen aus.„Durch die vielen Ausfälle verlieren wir mindestens zwei bzw. drei Titel. Wir haben im Vorfeld so viele negative Überraschungen einstecken müssen, das reicht jetzt. Auch ohne unsere Fehlenden werden wir aber versuchen, eine schlagfertige Truppe zu stellen, um möglichst viele Titel und Medaillen nach Wattenscheid zu holen“, erklärte Michael Huke bei einer Pressekonferenz in Bochum-Wattenscheid.
Fast ein Heimspiel
Für die Athletinnen und Athleten des TV Wattenscheid 01, die tagtäglich in der Helmut-Körnig-Halle trainieren, bilden die 60. DLV-Hallen-Titelkämpfe dabei praktisch ein Heimspiel.
So können zumindest die 22 verbliebenen Wattenscheider DM-Starter mit der Unterstützung der Zuschauer rechnen, denn in der ausverkauften Arena an der Strobelallee werden sich auch zahlreiche heimische Leichtathletik-Fans einfinden.
Julian Reus statt Marco Reus
Der Sprint-Star Julian Reus möchte bei den Deutschen Hallen-Meisterschaften den BVB-Torjäger Marco Reus ein wenig in den Schatten stellen und selbst für Schlagzeilen sorgen.
Gespannt ist man im Wattenscheider Lager auf seinen Auftritt allemal. Julian Reus lieferte in den letzten Wochen über 60 Meter konstant Leistungen zwischen 6,60 und 6,68 Sekunden ab. Damit ist der 24-Jährige in Dortmund klarer Favorit auf der kurzen Sprint-Distanz. Doch er kann mit dieser Bürde gut umgehen.
„Ich habe bereits im Vorfeld gesagt, dass es schwierig ist, mich zu schlagen, wenn ich gesund bleibe und durchtrainieren kann. Allerdings bin ich mir bewusst, dass ich keinen Fehler machen darf, denn der wird einem auf solch einer kurzen Strecke nicht verziehen. Mein Wunsch in Dortmund ist eine Zeit unter 6,60 Sekunden. Da müssen andere erst einmal schneller laufen,“ gibt sich der DLV-Ranglisten-Erste selbstbewusst.
Ist der Älteste auch der Schnellste?
Im 200 Meter-Lauf möchte der 35-jährige Alexander Kosenkow nicht nur der älteste, sondern auch der schnellste Sprinter sein. Seine Defizite im Schnelligkeitsbereich hat er inzwischen ausgemerzt. „Eine Zeit zwischen 20,90 und 21,00 Sekunden ist für mich auf der schnellen Dortmunder Bahn möglich. Damit kann man bei der Titelvergabe sicherlich ganz vorne mitmischen“, ist sich der Sprint-Oldie ziemlich sicher.
In der 4x200 Meter-Staffel haben die Wattenscheider Sprinter in dieser Hallensaison die Karten noch nicht aufgedeckt. Gesetzt sind für das Quartett, das seinen Vorjahreserfolg (1:23,90 min) wiederholen möchte, auf jeden Fall Julian Reus, Alexander Kosenkow und Christian Blum. Wer auf der vierten Position laufen wird, will Coach Andre Ernst erst vor Ort entscheiden.
Keine Anlaufsorgen bei Falk Wendrich
Wegen seines langen Anlaufs hatte Falk Wendrich zuletzt Schwierigkeiten in der Helmut-Körnig-Halle. Doch dieses Problem hat sich bereits im Vorfeld gelöst, weil die Hochsprung-Anlage anlässlich der Meisterschaften an einer anderen Stelle in der Halle aufgebaut wird.
Entsprechend gelöst gibt sich der U20-Vize-Weltmeister im Vorfeld: „Für mich ist es natürlich eine tolle Sache, bereits bei den Männern mitspringen zu dürfen. Ich kenne die Dortmunder Halle in- und auswendig. Wenn ich eine Höhe im Bereich von 2,20 Metern schaffe, kann ich bei der Medaillenvergabe sicherlich ein Wort mitsprechen.“
Personalengpass bei der Staffel
Vor einer schwierigen Aufgabe steht Stabhochspringer Malte Mohr. Wer den 27-Jährigen kennt, weiß jedoch, dass er sich auf keinen Fall kampflos geschlagen geben wird, auch wenn er in den letzten Tagen wegen einer Grippe sein Training nicht voll durchziehen konnte.
Gesund ist dagegen Maike Dix, die in Dortmund über 200 Meter eine Medaille anstrebt. Ob es für sie eine weitere Plakette in der 4x200 Meter-Staffel geben wird, ist zurzeit völlig offen, denn sie ist von den Wattenscheider Sprinterinnen die einzige gesunde. „Wir können die Staffel unmöglich mit einer Läuferin bestreiten. Daher müssen wir vor Ort improvisieren und mal schauen, was möglich ist“, meinte Coach Andre Ernst.
Christoph Lohse will überraschen
Christoph Lohse, der für die 1.500 und 3.000 Meter gemeldet hat, wird über die längere Distanz starten. „Wenn ich mich da als Mittelstreckler entsprechend ranhänge, kann ich im Spurt sicherlich für eine Überraschung sorgen“, begründete der angehende Lehrer seine Entscheidung.
Im Hochsprung der Frauen wollen Nadja Kampschulte und Nele Hollmann endlich einmal die Leistungen abrufen, die sie im Training angedeutet haben. Bundestrainerin Brigitte Kurschilgen traut beiden, wenn alles nach Plan läuft, sogar eine Medaille zu.
Die Wattenscheider wollen in Dortmund den Ausfällen trotzen (Foto: Middel)
Deutsche Hallen-Meisterschaften
Dortmund (23./24. Februar)