Wattenscheids Sprinter: Dominanz in Blau
Die Wattenscheider Sprinter dominierten bei den Deutschen Hallen-Meisterschaften den Männersprint. Neben 60-Meter-Sieger Christian Blum überzeugten vor allem die 200-Meter-Sprinter mit einem deutschen Rekord in der Staffel und einem Doppelsieg über 200 Meter. Auch wenn der anders ausfiel als erwartet.

Aber auch ohne ihn waren Julian Reus, Robin Erewa, Sebastian Ernst und Alexander Kosenkow eine Klasse für sich und distanzierten die Konkurrenz um den SCC Berlin um 66 Hundertstel. Am Sieg der Blauhemden hatte spätestens nach dem 200-Meter-Finale ohnehin kaum noch jemand gezweifelt.
Zwar hatte die Hallenrunde nicht wie vermutet der deutsche Hallenrekordler Sebastian Ernst gewonnen – und das obwohl er im ersten von zwei Zeitendläufen in 20,62 Sekunden eine hervorragende Zeit gelaufen war. Außer ihm selbst waren bis zu diesem Zeitpunkt überhaupt nur Tobias Unger (20,53 sec) und Ralf Lübke (20,57 sec) schneller gewesen. Doch dann kam im zweiten Endlauf sein Teamkollege Robin Erewa.
Erewa auf Platz drei der ewigen DLV-Bestenliste
Der 22-Jährige hatte schon im Vorlauf, als er austrudeln ließ, in 20,81 Sekunden eine neue Bestzeit hingelegt. Jetzt trommelte er 20,56 Sekunden auf die Bahn und schob sich an Position drei der ewigen deutschen Bestenliste. Schon einmal war ihm ein ähnlicher Coup gelungen: 2011 bei der Freiluft-DM in Kassel. „Sebastian war mit Abstand mit der besten Zeit gemeldet, aber ich hatte dann an dem Tag einfach die bessere Form“, blickte er zurück.
Vielleicht war es auch am Sonntag in Leipzig so, vielleicht fehlte Ernst auch einfach das direkte Duell, da beide in verschiedenen Zeitendläufen starteten und diese gewannen. Denn der 29-Jährige kann sich dann, wenn es darauf ankommt, motivieren wie kaum ein anderer. „Ich sage mal ganz frech, ich hätte das direkte Duell gewonnen“, meinte Ernst daher auch. „Ich hätte ihn bestimmt in der Kurve bekommen.“
Ernst kein Trainingsweltmeister
Beide kennen sich gut. Sie trainieren zusammen, wissen um die Stärken des anderen. „Im Training habe ich null Chance gegen Robin“, gab Ernst daher auch unumwunden zu. Und Erewa fügte lachend hinzu: „Sebastian ist ein absoluter Wettkampftyp. Im Training ist er eher schwach. Aber im Wettkampf ruft er halt ein Niveau ab, das ist einfach gemein und frech.“
Für beide war die Hallensaison ein wichtiger Zwischenschritt im Hinblick auf den Sommer. Erewa sah, was ohne Beugerprobleme, die ihn schon oft an besseren Zeiten hinderten, für ihn möglich ist. Oder dass sogar noch mehr möglich ist, als er denkt. „20,70 Sekunden habe ich mir zugetraut, aber 20,56?“
Bewährungsprobe geglückt
Und für Ernst war es nach einem durchwachsenen Jahr 2013 ein Zeichen, dass er seine Karriere fortsetzen kann. Nachdem er sich nicht für die WM in Moskau qualifiziert hatte, stand seine Unterstützung von Seiten der Polizei mehr als in Frage. Ein Jahr bekam er Aufschub, um sich zu beweisen. Und in der Halle nutzte er dieses Entgegenkommen seines Arbeitgebers schon einmal eindrucksvoll.
„Ich bin jetzt in der Halle schon schneller gelaufen als letztes Jahr im Sommer und habe zum Höhepunkt die beste Leistung geschafft“, stellte er fest. Doch damit gibt er sich noch nicht zufrieden. „Ich will auch draußen zeigen, was ich kann und auf jeden Fall zur EM.“ Und dass er dorthin mit seinem Trainingskollegen Robin Erewa reist, wäre spätestens seit dem Wochenende keine Überraschung mehr.
Quelle: leichtathletik - Ihr Fachmagazin