Weitspringer machen sich für die WM fit
Sie kommen aus Berlin, Tübingen, Hannover, Leverkusen, Paderborn und Halle und sind ein Großteil des Besten, was die deutsche Leichtathletik derzeit im Weitsprung zu bieten hat. Die Spitzensportler aus der Szene starteten nach ihrer diesjährigen Wettkampf- und Trainingspause mit dem Auftatklehrgang in der MediClin Schlüsselbad Klinik in Bad-Peterstal Griesbach in ihre neue Trainingssaison. Auch wenn es dabei noch recht locker und entspannt zuging, haben die Hochleistungssportler bereits das nächste Ziel klar vor Augen: Die Weltmeisterschaft 2009 in Berlin (15. bis 23. August). Das große Highlight im eigenen Land.
Ausgesucht für den Auftaktlehrgang hat das MediClin-Haus in Bad Peterstal Uwe Florczak, DLV-Disziplintrainer des A- und B-Kaders der Männer im Weitsprung, des U23 Kaders und Heimtrainer von Claudia Tonn. Den Auftaktlehrgang sieht er als „Kompaktpaket“. Dazu gehören neben kurzen sportlichen Trainingseinheiten zum „wieder warmwerden“ und therapeutischen Einheiten wie etwa Wassergymnastik, Wirbelsäulengymnastik oder Massagen und Medizinische Bäder insbesondere Einzelgespräche und Mannschaftsbesprechungen zur mentalen Vorbereitung.Zwei Gruppensitzungen á 45 Minuten „Entspannungstraining“ angeleitet durch eine Psychologin gehörten ebenfalls zum Programm. Gestärkt werden sollten auch Teamgeist und Gemeinschaftsgefühl. „Deshalb verbringen wir einen Abend in lockerer Atmosphäre beim Kegeln“, erklärte Uwe Florczak. Ansonsten habe man einen straff durchorganisierten, strukturierten und ausgewogenen Ablaufplan.
Unterstützung durch Dr. Siegfried Wentz
Sehr hilfreich bei dessen Planung sei ein Treffen mit Dr. Siegfried Wentz im Vorfeld gewesen, weist er auf den Chefarzt der Rehaklinik hin, der seine eigenen Erfahrungen im Hochleistungssport als einst erfolgreicher Zehnkämpfer mit einbringen kann. „Es sollten möglichst alle Einrichtungen vor Ort eingebunden werden, um die Zeit effektiv zu nutzen“, unterstreicht Uwe Florczak die hohen Anforderungen für den Workshop. Mit Dr. Siegfried Wentz sei nicht nur der optimale Mitteleinsatz gewährleistet, sondern es stimme auch die Betreuung vor Ort. Außerdem hätten die jungen Leistungssportler mit ihm ein erfolgreiches sportliches Vorbild vor Augen.
Die aktuelle Gästeliste der MediClin Schlüssebad Klinik liest sich wie eine einzige Erfolgsstory: Christoph Stolz (VfL Wolfsburg) wurde 2008 Deutscher Hallenmeister. Sebastian Bayer (TSV Bayer 04 Leverkusen) war als amtierender Deutscher Meister bei den Olympischen Spielen in Peking (China) mit dabei. Claudia Tonn (LC Paderborn) feierte mit der Teilnahme an den Olympischen Spielen 2004 in Athen (Griechenland) ihren bisher größten Erfolg und Nils Winter (Team Referenznetzwerk Leverkusen) war nicht nur Europacupsieger 2005, sondern auch mehrmaliger Deutscher Meister.
Peter Rapp (LAV Asics Tübingen) konnte sich 2008 für die Hallen-Weltmeisterschaften qualifizieren. Christian Kaczmarek (LG Nike Berlin) überflog bereits die begehrte Acht-Meter-Marke. Jüngster Gast und vielversprechender Hoffnungsträger ist Mario Kral (Hallesche Leichtathletik-Freunde): Mit gerade mal 19 Jahren war er bereits dreimal Deutscher Weitsprung-Meister in der Jugend. Seine persönliche Bestleistung liegt bei 7,56 Metern. Alle anderen in Peterstal anwesenden Männer haben die Acht-Meter-Marke bereits mehrfach geknackt.
Zahlreiche Vorteile
Christian Kaczmarek hat in der Klinik die Vorteile der Wirbelsäulengymnastik im Wasser schätzen gelernt: „Erstaunlich“, sagte er, „wie wirkungsvoll sich damit die Rumpfmuskulatur und die Muskeln in der Region zwischen den Schulterblättern kräftigen lassen“. Mario Kral begeisterte die Arbeit in der Gruppe. Das „Miteinander“ machte ihm richtig Spaß. Claudia Tonn genoss es ausgesprochen, sich mal um nichts nebenbei noch kümmern zu müssen. „Die Vollversorgung und der Service sind eine Wohltat“, sagte sie. Man könne direkt mal ein bisschen die Seele baumeln lassen. Angenehm für alle Sportler waren die kurzen Wege im Haus. Alles liegt dicht beieinander. Zuhause müsse man oft weite Wege in Kauf nehmen, um zum Training ins Studio oder zur Physiotherapie zu kommen.
Kaufmännischer Direktor Wulf Meueler freute sich über den regen Zulauf der Sportler. Nach verschiedenen Einzelsportlern im Rahmen der Olympiakur seien nun innerhalb kurzer Zeit das Zehnkampfteam, eine Mannschaft des Deutschen Skiverbandes und nun die Weitspringer zu Gast gewesen. „Das beweist, dass die Reha wesentlich mehr bieten kann, als die Nachsorge nach Operationen“ verwies er auf die optimalen Bedingungen für den Aufbau von Leistungsfähigkeit. Er setze sich deshalb sehr überzeugt für die intensive Kooperation mit dem Sport ein und habe sogar für die Bereitstellung einer Zivildienststelle für Sportler gesorgt.
Erstmals nutzten die deutschen Weitspringer dieses Jahr die Peterstaler Rehaklinik für ihren Auftakt in die neue Saison. „Wir fühlen uns absolut wohl hier“, beschrieb Trainer Uwe Florczak die Befindlichkeit der Sportler während ihres Aufenthaltes. Gespannt sei man nun auf die Langzeitwirkung. Was sich für die Gruppe der Weitspringer noch bewähren muss, war für die Patienten der Klinik sofort klar. Für sie waren die jungen Sportler im Haus so was wie ein Highlight im Klinikalltag.
Die Weitspringer bereiteten sich auf die WM-Saison vor. Vorne von links: Nils Winter, Mario Kral, Claudia Tonn, Uwe Florczak. Hinten von links: Sebastian Bayer, Christoph Stolz, Christian Kaczmarek, Peter Rapp, Wulf Meueler (Foto: Kulturteam)