Weitsprung-Gold in Leipzig hart umkämpft
Zwei Jahre plagte sich Nadja Käther (Hamburger SV) mit unerklärlichen Schmerzen im linken Bein – jetzt meldet sich die 25-Jährige zurück. Trotz erneuter Verletzungsprobleme will sie bei der Hallen-DM (22./23. Februar) als beste Deutsche des Winters um eine Medaille kämpfen. Und bekommt es dabei vor allem mit Sieben-Meter-Springerin Sosthene Moguenara (TV Wattenscheid 01) zu tun. Beide gelten als Top-Favoritinnen – aber nur in Leipzig. Denn einen Hallen-WM-Start plant nur eine von beiden.
Eigentlich wollte Nadja Käther am Wochenende bei den Deutschen Hallen-Meisterschaften in gleich zwei Disziplinen um die Medaillen kämpfen. Beim Saisoneinstieg hatte die Hamburgerin ihre Hallenbestleistung im Weitsprung auf 6,68 Meter gesteigert und hatte außerdem bei ihrem Dreisprungdebüt mit 13,50 Metern geglänzt – Hamburger Landesrekord. Nach dem Hallen-Meeting in Bielefeld am 8. Februar hat sie den Dreisprung aber gestrichen, und auch ihr Weitsprungstart ist noch fraglich.Die 25-Jährige hat wieder einmal mit einer Blessur zu kämpfen, allerdings nicht – wie in den beiden vergangenen Jahren – mit unerklärlichen Schmerzen im Adduktoren- und Beugerbereich des linken Beins, sondern mit einer geprellten Ferse. „Ich hoffe, dass wir das Problem in den nächsten Tagen noch in den Griff bekommen. Wir werden diese Woche noch einen Test absolvieren, ob es Sinn macht, in Leipzig zu springen“, erklärt sie. „Denn es bringt nichts, wenn ich nur mit halber Kraft an den Start gehe.“
Schmerzen ignorieren
Nadja Käther ist trotzdem optimistisch, will aber vor allem eines nicht riskieren: die Verletzung zu verschleppen und damit die Vorbereitung auf den Sommer zu gefährden. Zwei Jahre hatte sie Schmerzen im Bein, niemand konnte den Grund finden – auch heute ist er noch unbekannt.
Deshalb haben Käther und ihr Trainer Uwe Florczak beschlossen: „Pause hat nichts gebracht, wir trainieren einfach weiter drauf.“ Bei Ärzten und Physiotherapeuten haben sie sich versichert, dass das kein zu großes Risiko birgt. Und bislang fährt das Duo mit dieser Entscheidung gut. „Seit den Landesmeisterschaften Ende Januar in Hamburg ist das Problem eigentlich nicht mehr in meinem Kopf. Ich habe das so gut es geht hinter mir gelassen und hoffe, dass das auch so bleibt. Wir sprechen darüber im Training auch nicht mehr.“
Eine Handvoll Titelkandidatinnen
Umso ärgerlicher jetzt der erneute Rückschlag mit der geprellten Ferse. Denn nach ihrem starken Saisoneinstieg ist Nadja Käther Deutschlands derzeitige Nummer eins in der Weitsprunggrube. Wenn sie in Leipzig an den Start geht, hat sie deshalb auch ein klares Ziel. „Ich bin Deutschlands Nummer eins, eine Medaille will ich auf jeden Fall haben.“
Dass das kein Selbstläufer wird, weiß Käther, und auch Frauen-Bundestrainer Uli Knapp bestätigt: „Eine Handvoll Athletinnen wird wieder um den Titel mitspringen.“ Angefangen bei Stefanie Voss (LAV Bayer Uerdingen/Dormagen) und Melanie Bauschke (LAC Olympia Berlin) über Kristin Gierisch (LAC Erdgas Chemnitz) und Titelverteidigerin Lisa Steinkamp (VfL Sindelfingen) bis hin zu den Mehrkämpferinnen Cindy Roleder (LAZ Leipzig) und Claudia Rath (LG Eintracht Frankfurt).
Noch nicht alles gezeigt
Vor allem die Wattenscheiderin Sosthene Moguenara haben beide auf dem Schirm. Die 25-Jährige knackte im vergangenen Jahr mit 7,04 Metern als erst siebte Deutsche die Sieben-Meter-Marke und ist in diesem Jahr bislang bei 6,61 Metern angekommen. Und das ist noch nicht das, was sie wirklich draufhat, weiß Knapp, der sie auch als Heimtrainer betreut.
„Sosthene ist ganz klar in Vorbereitung auf die Hallen-WM und hat ihre bisherigen Wettkämpfe teils aus dem vollen Training bestritten. Die Hallen-WM soll ihr Höhepunkt sein, ihre Form wird erst dann zu 100 Prozent stehen.“ Zwar hat Moguenara die Norm von 6,70 Metern in diesem Winter noch nicht geschafft, hat diese Weite im vergangenen Jahr aber überboten und kann so mit erfüllter zweiter Norm (6,60 m) nominiert werden.
Ruhe und Training statt WM
Für Käther steht hingegen fest: Selbst wenn sie 6,70 Meter springen und damit die Norm für die Hallen-WM knacken würde – in Sopot will sie nicht an den Start gehen. „Die Hallen-WM war von Anfang an nicht in unserer Planung vorgesehen. Ich fliege am 13. März schon nach Südafrika ins Trainingslager, und das wäre einfach viel zu wenig Zeit zwischen WM und Trainingslager, um dem Körper wenigstens mal ein paar Tage Ruhe zu geben.“
Denn Käther hat im Sommer große Ziele. Mit der Team-EM in Braunschweig und der EM in Zürich stehen zwei absolute Highlights auf dem Plan, und sie wäre gern dabei. „Die Konkurrenz in Deutschland ist groß, und es wird schwierig, sich da durchzusetzen. Dafür brauche ich einfach eine gute Vorbereitung.“
Uli Knapp sieht für die Hamburgerin gute Chancen. „Wenn sie wieder voll belastbar ist, bin ich überzeugt, dass sie sich im Bereich von 6,70 Metern und mehr einpendeln wird. Sie ist auf jeden Fall eine Kandidatin für die Großereignisse wie die EM.“
Moguenara arbeitet am Anlauf
Damit auch Sosthene Moguenara ihr unbestritten großes Talent noch häufiger zeigen kann, arbeitet er mit ihr vor allem am Anlauf, in dessen ersten fünf bis sechs Schritten sie derzeit eine zu große Varianz hat, die sich dann später auch am Brett wiederspiegelt. „Am Brett haben wir bis zu zweieinhalb Füße Ungenauigkeit, mal tritt sie über, mal ist sie vor dem Brett.“
Am vergangenen Wochenende zeigten sich beim Meeting in Birmingham (Großbritannien) schon Fortschritte: Sie gewann mit 6,49 Metern. Vielleicht kann sie die schon in Leipzig fortführen und sich ein spannendes Duell mit Nadja Käther liefern. Oder mit einer anderen Springerin, dann würde der Frauen-Weitsprung wieder die große Spannung bieten, wie er sie in den vergangenen Jahren so oft geboten hat.
Quelle: Leichtathletik - Ihre Fachzeitschrift