Eine Nation feiert Kajsa Bergqvist
Man sah ihr an, welch eine Last von ihr gefallen war. Kajsa Bergqvist saß, nachdem sie den Hochsprung der Frauen bei den Weltmeisterschaften in Helsinki (Finnland) mit 2,02 Meter gewonnen hatte, am Montagabend ungläubig mit der schwedischen Fahne auf einer Bank. Auf den Rängen tobten noch immer die schwedischen Fans.

Kajsa Berqvist feierte den größten Triumph ihrer Karriere (Foto: Kiefner)
Als erste Schwedin gewann die amtierende Europameisterin Weltmeisterschafts-Gold im Hochsprung, nachdem sie vor zwei Jahren in Paris noch mit Bronze Vorlieb nehmen musste. In einem hochklassigen Wettbewerb stieg sie bei nasser Anlaufbahn bei 1,85 Meter in den Wettkampf ein und meisterte alle Höhen bis 1,98 Meter im ersten Versuch und in bestechender Art und Weise. Haushoch floppte sie in fast allen Durchgängen über die Latte.Erst bei 2,00 Meter benötigte sie zwei Versuche, um dann 2,02 Meter wieder im ersten Anlauf zu bewältigen. Angefeuert wurde sie dabei vom ganzen Publikum, besonders aber von den schwedischen Fans. Carolina Klüft, seit Sonntagabend zweimalige Weltmeisterin im Siebenkampf, schrie lauthals und klatschte auf der Tribüne für ihre Teamgefährtin.
Chaunte Howard bietet Gegenwehr
Gefordert wurde die 1,75 Meter große Blonde hauptsächlich von der US-Amerikanerin Chaunte Howard, die neben Kajsa Bergvist und der Russin Yelena Slesarenko, die wegen einer Fußverletzung nicht springen konnte, als einzige Athletin dieses Jahr schon 2,00 Meter überflogen hatte.
Die erst 21-Jährige, die im letzten Jahr bei den Olympischen Spielen in Athen in der Qualifikation ausgeschieden war, riss zweimal 2,00 Meter, überquerte dann allerdings blitzsauber diese Höhe im dritten Versuch. Auch die Versuche über 2,02 Meter sahen nicht schlecht aus, die Latte blieb aber nicht liegen. Überglücklich holte sie sich die Silbermedaille.
Weltrekord in Gefahr
Nachdem Chaunte Howard dreimal an 2,02 Meter gescheitert war, stand der Sieg für Kajsa Bergqvist fest. Mit Tränen in den Augen sprang sie jubelnd auf, sammelte sich dann allerdings wieder, um mit aufgelegten 2,10 Meter einen Weltrekordversuch zu wagen. Diese Höhe war allerdings noch zu hoch für die 28-Jährige, die sich an dieser Höhe zuletzt vor zwei Jahren beim Hochsprungmeeting in Eberstadt versucht hatte.
"Ich glaube, ich kann noch Weltrekord springen", sagte sie optimistisch. "Ich habe gefühlt, dass ich heute Gold gewinnen kann. Die Amerikanerin ist aber sehr gut gesprungen und ich wusste, dass ich alle Höhen im ersten Versuch überspringen muss."
Emma Green sorgt für vollkommenes Glück des Trainers
Für den absoluten Triumph der Schweden sorgte Emma Green, Zweite der U23-Europameisterschaften in diesem Jahr in Erfurt. Mit 1,96 Meter stellte die mit 20 Jahren Jüngste im Feld eine neue Bestleistung auf und setzte sich im Kampf um Bronze gegen die Hallen-Europameisterin Anna Chicherova (Russland) durch. Der Jubel von Carolina Klüft auf der Tribüne kannte keine Grenzen. Belohnt wurde die junge Hochspringerin von ihrem Trainer und Freund Yannick Tregaro, der auch Kajsa Bergqvist betreut, mit einem Kuss.
Der Jubel der schwedischen Fans kannte kein Ende, etwa zehn von ihnen hüpften hintereinander über die Tribüne. Während Chaunte Howard auf die Ehrenrunde ging, ließ sich die neue Weltmeisterin in der Kurve feiern und ging vor ihren Fans in die Knie. Erfolgreicher und emotionsgeladener hätte der Höhepunkt ihrer Comeback-Saison nach einem Jahr voller Verletzungssorgen nicht sein können.
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