Weltklasse im Saarland
Das internationale Pfingstsportfest in Rehlingen ist neben dem ISTAF in Berlin das älteste Leichtathletik-Meeting in Deutschland. Für die 46. Auflage am Pfingstmontag (24. Mai) ist es Meetingdirektor Ludwin Klein gelungen ein starkes Teilnehmerfeld mit internationalen Spitzenathleten zu verpflichten. Auch einige deutsche Top-Athleten nutzen das Traditionsmeeting zum Start in die EM-Saison.
Mit Blick auf die Startlisten dürfen sich die Zuschauer auf das bestbesetzte Pfingstsportfest der letzten Jahre freuen. Das Vorprogramm beginnt am Montag um 11.20 Uhr mit den Nachwuchswettbewerben, während die Top-Athleten um 13.30 Uhr mit den 100 Meter-Vorläufen ins Geschehen eingreifen.Besonders interessant aus deutscher Sicht ist dabei der Frauenwettbewerb, wo mit Verena Sailer (MTG Mannheim), Marion Wagner (USC Mainz) und Lisa Schorr (SV Schlau.Com Saar 05 Saarbrücken) zwei Bronze-Medaillengewinnerinnen und eine Ersatzläuferin der Sprintstaffel von der WM in Berlin dabei sind. Sie treffen im Bungertstadion unter anderem auf die Deutsche Hallenmeisterin Yasmin Kwadwo (TV Wattenscheid 01) und Weitspringerin Bianca Kappler (LC Rehlingen), die bei ihrem Heimspiel einen Schnelligkeitstest absolviert.
Favorit bei den Männern ist der Jamaikaner Lerone Clarke, der sich letztes Jahr auf 9,99 Sekunden steigerte. Vergangenen Freitag in Doha (Katar) kam er gleich zweimal auf eine Zeit von 9,98 Sekunden, allerdings mit etwas zu viel Rückenwind. Er ist also in der Form, den 15 Jahre alten Stadionrekord (10,07 sec) von Frankie Fredericks (Namibia) anzugreifen.
Esther Cremer gegen starke internationale Konkurrenz
Stolz verkündete Ludwin Klein bei der Pressekonferenz auch die Startzusage von Donald Thomas (Bahamas), dem Hochsprung-Weltmeister von 2007. Der ehemalige Basketballspeiler mit Bestleistung von 2,35 Metern führt zwar die Meldeliste an, hat mit dem Ukrainer Viktor Shapoval aber einen Gegner, der ihn 2009 mit 2,34 Metern übertrumpfte. Diese Woche konnte mit dem Weißrussen Andrei Chubsa (2,32 m) ein weiterer Springer verpflichtet werden, der schon die magische 2,30 Meter-Marke überquert hat.
Auch die 400 Meter der Frauen sind hochkarätig besetzt. Hier trifft Esther Cremer (TV Wattenscheid 01) auf Vorjahressiegerin Lee McConnell, die mit der britischen 4x400 Meter-Staffel im WM-Finale von Berlin als Vierte einen Platz vor dem deutschen Quartett mit Esther Cremer lag. Lee McConnells Staffelkollegin Nicola Sanders musste kurzfristig absagen, mit Rosemarie Whyte (Jamaika; 50,05 sec) wurde aber eine weitere Weltklasseläuferin verpflichtet. Rosemarie Whyte war Siebte bei den Olympischen Spielen 2008 und wurde 2009 Vize-Weltmeisterin mit der 4x400 Meter-Staffel in Berlin.
Erstes Kräftemessen der deutschen Viertelmeiler
Bei den Männern will sich die nationale Spitze in eine gute Position für einen Staffelplatz bei der EM in Barcelona (Spanien; 27. Juli bis 1. August) bringen. Lokalmatador Rouven Christ (LC Rehlingen) trifft dabei auf Kamghe Gaba (LG Eintracht Frankfurt) und Bastian Swillims (TV Wattenscheid 01), hat mit dem Briten Andrew Steele (44,94 sec) und dem Nigerianer Saul Welgopwa (45,00 sec) aber auch starke internationale Konkurrenz.
Gespannt sein darf man auch auf den Saisoneinstieg von Fabienne Kohlmann (LG Karlstadt) über 400 Meter Hürden, die am Sonntag in Pliezhausen über 300 Meter Hürden (40,4 sec) und über 600 Meter (1:26,30 min) einen überzeugenden Doppelsieg feierte. Sie trifft in Rehlingen auf Jonna Tilgner (Bremer LT) und Elodie Ouédraogo (Belgien), die beide bei der WM in Berlin im Halbfinale standen und genau wie Fabienne Kohlmann auf eine EM-Teilnahme hoffen.
Carolin Hingst gegen Kristina Gadschiew
Im Stabhochsprung hoffen Kristina Gadschiew (LAZ Zweibrücken) und Carolin Hingst (USC Mainz) die EM-Norm von 4,50 Metern angreifen zu können, die Carolin Hingst am Mittwoch in Daegu (Südkorea) bereits einmal übersprungen hat. Bei den Männern ist mit Sechs-Meter-Springer Tim Lobinger (LG Stadtwerke München) ein echter Publikumsmagnet am Start. Im Laufe der Woche konnten zudem noch sein Vereinskollege Fabian Schulze und die beiden Leverkusener Lars Börgeling und Richard Spiegelburg verpflichtet werden.
Viele Fans wird Speerwerfer und Lokalmatador Matthias de Zordo (SV Schlau.Com Saar 05 Saarbrücken) ins Stadion locken. Er hofft dabei genauso auf die EM-Norm (81,00 m) wie 800 Meter-Läufer Robin Schembera (TSV Bayer 04 Leverkusen), der für Barcelona 1:46,00 Minuten bringen muss. Um ein schnelles Rennen zu garantieren, hat der kenianische WM-Finalist Jackson Mumbwa Kivuva (1:44,86 min) seinen eigenen Tempomacher Vincent Mumo Kiilu (Kenia, 400 m PB 45,31 sec) mit dabei.
Ganz aktuell konnte mit dem 19 Jahre alten Kenianer Robert Some ein junger Athlet verpflichtet werden, der bisher nur Insidern bekannt sein dürfte. Er steigerte seine Bestzeit in diesem Jahr in der Höhe von Eldoret (Kenia) auf einer schlechten Aschenbahn auf 1:46,2 Minuten.
Comeback von Jan Fitschen
Stark besetzt sind neben den 1.500 Metern auch die 3.000 Meter der Männer, wo 10.000 Meter-Europameister Jan Fitschen (TV Wattenscheid 01) sein Comeback auf der Laufbahn gibt. Er trifft dabei unter anderem auf den Tübinger Arne Gabius.
Insgesamt sind beim Rehlinger Pfingstsportfest Athleten aus über 30 Nationen am Start. „Wir haben überall gute Teilnehmerfelder“, bringt es Ludwin Klein auf den Punkt.
Steffi Nerius zu Gast
Ein besonderes Highlight für den Nachwuchs gibt es bereits am Sonntag im Rehlinger Bungertstadion. Für die Veranstaltung „Kinder trainieren mit Stars“ wurde Speerwurf-Weltmeisterin Steffi Nerius verpflichtet. Die Leverkusenerin, die nach der WM-Saison im letzten Jahr ihre Karriere beendet hat, wird ab 15 Uhr mit den Kindern trainieren, Autogramme schreiben und Fragen beantworten.
Unterstützt wird sie dabei unter anderem von der Deutschen 800 Meter-Meisterin Janina Goldfuß (TV Wattenscheid 01), die seit Anfang des Monats als Nachwuchskoordinatorin im saarländischen Leichtathletik-Bund arbeitet. Sie war in den vergangenen Jahren schon in Rehlingen am Start, dieses Jahr wird es aber erstmals ein Heimspiel für sie. Zum Einstieg über 800 Meter wäre sie schon mit einer Zeit von 2:03 bis 2:04 Minuten zufrieden, nachdem sie wegen Wadenproblemen auf eine Hallensaison verzichten musste.
Eine Fernsehaufzeichnung mit den Höhepunkten der Veranstaltung wird beim Saarländischen Rundfunk (SR) am Montagabend von 19.15 bis 19.45 Uhr ausgestrahlt.