Weltklasse Zürich - Da waren's nur noch zwei
Bei kühlen Witterungsbedingungen wurde am Freitag das neue Stadion Letzigrund mit dem Golden League-Meeting "Weltklasse Zürich" eingeweiht. Die rund 30.000 Zuschauer im ausverkauften Rund wurden dabei Augenzeuge, wie sich Hürdensprinterin Michelle Perry (USA) auf Schweizer Boden aus dem Rennen um den Millionen-Jackpot verabschieden musste, den jetzt nur noch Sanya Richards (USA) und Yelena Isinbayeva (Russland) gewinnen können.

Michelle Perry verabschiedet sich aus der Jackpot-Jagd (Foto: Chai)
Hinter der Europameisterin Susanna Kallur (Schweden; 12,66 sec) und der WM-Dritten Delloreen Ennis-London (12,68 sec) aus Jamaika belegte die Weltmeisterin Michelle Perry Platz drei (12,68 sec). In einem B-Lauf über die 100 Meter Hürden kam Nadine Hildebrand (LAZ Salamander Kornwestheim/Ludwigsburg) in 13,43 Sekunden auf Platz drei, die Leverkusenerin Anne-Kathrin Elbe wurde Fünfte (13,73 sec).Höhengleich hinter dem Russen Igor Pavlov belegte der WM-Fünfte Björn Otto (LAV Bayer Uerdingen/Dormagen) mit 5,75 Meter den zweiten Platz. Fünfter hinter Weltmeister Brad Walker (USA; 5,65 m) wurde der Kölner Tim Lobinger (5,65 m).
Weiterhin im Rennen um den Jackpot bleibt Sanya Richards. Nachdem die US-Amerikanerin bei den Weltmeisterschaften auf einen Einzelstart über ihre Paradedisziplin 400 Meter wegen ihres vierten Platzes bei den US-Trials verzichten musste, zeigte sie im Letzigrund in 49,36 Sekunden, dass sie die wahre "Königin über die Stadionrunde" ist. Mit der schnellsten Zeit des Jahres verwies sie die Jamaikanerin Novlene Williams (50,85 sec) auf Platz zwei. Der britischen Überraschungsweltmeisterin Christine Ohuruogu blieb mit enttäuschenden 51,32 Sekunden nur der vierte Platz.
Kleine Zitterpartie für Yelena Isinbayeva
Ein wenig Zittern um ihren Verbleib in der Jagd nach einer Million US-Dollar musste Stabhochspringerin Yelena Isinbayeva. Die Russin hatte nach je einem Fehlversuch über 4,75 und 4,80 Meter nur noch eine Chance im Wettkampf zu bleiben, zog ihren Kopf aber erfolgreich aus der Schlinge und siegte letztendlich mit 4,80 Meter vor ihrer Landsfrau Svetlana Feofanova. Die WM-Dritte Svetlana Feofanova war bis 4,75 Meter ohne jeglichen Fehl und Tadel geblieben, scheiterte dann aber dreimal.
Unter den kurzfristigen Absagen von Weltmeister Tyson Gay (USA) und dem Silbermedaillengewinner von Osaka, Derrick Atkins (Bahamas), litten die im Vorfeld mit Spannung erwarteten 100 Meter. Europameister Francis Obikwelu gewann in 10,17 Sekunden vor Jaysuma Saidy Ndure (Norwegen), Marlon Devonish (Großbritannien) und Olusoji Fasuba (Nigeria), die allesamt nach 10,20 Sekunden die Ziellinie überquerten.
Eine deutsche 4x100 Meter-Staffel belegte den dritten Platz hinter den USA (38,40 sec) und Jamaika (38,82 sec). Das deutsche Quartett benötigte im neuen Letzigrund-Stadion in der Besetzung Marius Broening (LAV asics Tübingen), Tobias Unger (LAZ Salamander Kornwestheim/Ludwigsburg), Alexander Kosenkow (TV Wattenscheid 01) und Till Helmke (TSV Friedberg-Fauerbach) 39,12 Sekunden. "Das war zum Abschluss noch mal eine solide Vorstellung, gerade bei den sehr kalten Temperaturen", war Sprinttrainer Ronald Stein zufrieden.
Der "X-Man" meldet sich zurück
Eine spektakuläre Rückkehr auf die internationale Leichtathletik-Bühne gelang US-Sprinter Xavier Carter. Der "X-Man", wie er von seinen Fans genannt wird, siegte über 200 Meter in 19,92 Sekunden. Bei der WM in Fernost fehlte der drittschnellste Mann aller Zeiten über die halbe Stadionrunde, weil er bei den US-Ausscheidungen verletzt war. Platz zwei sicherte sich der WM-Zweite Usain Bolt (Jamaika; 20,19 sec).
Im Hochsprung der Frauen ging die "Blanka-Show" in die nächste Runde. Nachdem Blanka Vlasic (Kroatien) mit 2,04 Meter den Sieg sicher hatte, nahm sie zum fünften Mal in dieser Saison Anlauf auf die Weltrekordhöhe von 2,10 Meter. Dreimal scheiterte die frischgebackene Weltmeisterin klar. Olympiasiegerin Yelena Slesarenko (Russland) belegte mit übersprungenen 2,01 Metern Platz zwei.
Christine Arron besiegt US-Läuferinnen
Über 100 Meter gelang der Französin Christine Arron die Revanche für Osaka. In Abwesenheit der Weltmeisterin Veronica Campbell (Jamaika) besiegte die Europarekordlerin in 11,17 Sekunden die beiden US-Girls Torri Edwards (11,22 sec), Golden League-Siegerin in Rom (Italien), und Carmelita Jeter (11,24 sec). Platz sieben in 11,34 Sekunden lautete das schwache Ergebnis der WM-Zweiten Lauryn Williams (USA).
Als einzige Läuferin unter zwei Minuten kam Weltmeisterin Janeth Jepkosgei aus Kenia nach 800 Metern ins Ziel. In 1:59,03 Minuten lag sie deutlich vor der spanischen WM-Dritten Mayte Martinez (2:00,42 min), die zur Auftakt der Golden League-Serie in Oslo (Norwegen) erfolgreich gewesen war. Dritte wurde die Italienerin Elisa Cusma (2:00,50 min).
Mehdi Baala mit Wiedergutmachung
Die in der Schweiz lebende Maryam Yusuf Jamal siegte über die 1.500 Meter wie schon bei der WM mit einem "Frontrun" über die letzten 400 Meter. Die gebürtige Äthiopierin, die für den Bahrain startet, ließ in 4:06,32 Minuten ihrer Konkurrenz aus Russland, in Person von Vize-Weltmeisterin Yelena Soboleva (4:07,66 min) und Olga Yegorova (4:08,10 min), keine Chance.
Mehdi Baala gelang mit seinem Sieg über 1.500 Meter eine kleine Wiedergutmachung für seine Disqualifikation bei den Weltmeisterschaften. Der französische Europameister lag im Ziel nach 3:38,62 Minuten vor dem Algerier Tarek Boukensa (3:38,84 min).
Gelungene Revanche von Andreas Thorkildsen
Zum zweiten Saisonsieg in der Golden League nach Paris (Frankreich) lief Dayron Robles über 110 Meter Hürden. Der Kubaner setzte sich in Abwesenheit des Weltmeisters Liu Xiang (China) in 13,15 Sekunden durch. Wie in Osaka belegte Terrence Trammell (USA) in 13,22 Sekunden Platz zwei vor Altmeister Allen Johnson (USA), der in 13,23 Sekunden eine Saisonbestleistung erzielte.
Im Speerwurf gelang es Olympiasieger Andreas Thorkildsen, das Ergebnis der Weltmeisterschaften umzudrehen. Diesmal behielt der Norweger mit 89,51 Metern die Oberhand gegen den Finnen Tero Pitkämäki (87,44 m). Hinter den beiden Dauerrivalen aus Skandinavien belegte, wie schon in Osaka, Breaux Greer (USA) mit 83,15 Metern den dritten Platz. Der Weltjahresbeste musste nach einem Versuch seinen Wettkampf vorzeitig beenden.
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