Weltklassewürfe im Dessauer Regen
Kühl und nass, so präsentierte sich das Paul-Greifzu-Stadion in Dessau am Freitagabend beim Meeting "Anhalt 2006", das einige der DLV-Asse zum Saisoneinstieg nutzten, den Athleten. Unbeeindruckt von den Bedingungen zeigten sich vor über 5.600 Zuschauern allen voran die russische Diskuswerferin Natalya Sadova und der lettische Speerwerfer Vadims Vasilevskis, die die Veranstaltung mit Weltklasseweiten krönten.
Vadims Vasilevskis jagte den Speer weit hinaus (Foto: Chai)
Der Regen hatte gerade ein paar Minuten eingesetzt, da sorgte Vadims Vasilevskis für den ersten Höhepunkt des Leichtathletik-Abends, der damit die Zuschauer auf der vollbesetzten Haupttribüne begeisterte. Nach 85,55 Metern im zweiten Versuch steigerte er sich anschließend auf 88,12 Meter. Damit trat er erfolgreich das Erbe des Russen Sergey Makarov an, der in den letzten Jahren in Dessau der Garant für Höchstleistungen war, und steigerte seine Bestleistung von den Olympischen Spielen in Athen, wo er Zweiter geworden war und 84,95 Meter weit warf, deutlich. Der Deutsche Meister Christian Nicolay (TV Wattenscheid 01) reihte sich mit 80,71 Metern dahinter ein. Bei den Frauen siegte die Vize-Weltmeisterin Christina Obergföll (LG Offenburg), die im ersten Versuch ihre beste Weite von 61,84 Metern erzielte, ungefährdet. Damit blieb sie über der EM-Norm von 61,00 Metern.
EM-Norm für Detlef Bock
Nur 15 Zentimeter trennten im Kugelstoßen der Männer den Sieger Detlef Bock (VfL Wolfsburg; 20,26 m) vom Drittplatzierten Peter Sack (LAZ Leipzig; 20,11 m). Dazwischen reihte sich der WM-Dritte Ralf Bartels (SC Neubrandenburg; 20,15 m), der sich mit zwei Stößen jenseits der zwanzig Meter begnügen musste und alles andere als zufrieden war, ein. Detlef Bock übertraf auf die EM-Norm (20,20 m).
Der Schlusspunkt war den Diskuswerferinnen vorbehalten. Wie im Vorjahr behielt die Olympiasiegerin Natalya Sadova (Russland) mit der Weltklasseweite von 66,85 Metern die Oberhand und jagte der Polin Wioletta Potepa, die in Dessau mit 63,57 Metern Zweite wurde, die Führungsposition in der Weltjahresbestenliste ab. Weltmeisterin Franka Dietzsch (SC Neubrandenburg; 63,02 m) reihte sich dahinter ein.
Stabhochsprung vorzeitig beendet
Unter keinem guten Stern stand angesichts des Wetters der Stabhochsprung der Männer. Nachdem Tim Lobinger (ASV Köln) und Richard Spiegelburg (TSV Bayer 04 Leverkusen) nach übersprungenen 5,40 Metern an 5,60 Metern gescheitert waren, verzichtete man auf das eigentlich notwendige Stechen. Eine salomonische Lösung, denn beide sind damit weiter im mit 50.000 Euro dotierten DKB-Cup, der auch im Männer-Kugelstoßen, dem Frauen-Speerwurf und den 100 Meter Hürden der Frauen ausgetragen wird, im Rennen.
Im Weitsprung blieb der erhoffte Acht-Meter-Sprung aus. Der Hallen-Weltmeister Ignisious Gaisah setzte sich dennoch standesgemäß durch. 7,95 Meter war seine Siegerweite, vier seiner sechs Versuche wurden mit mehr als 7,80 Metern gemessen. Den Frauen-Dreisprung gewann die favorisierte Russin Yelena Oleynikova (13,89 m).
Kirsten Bolm knapp dran
Die Leistungen auf der Bahn blieben in ihrer Qualität weitestgehend hinter denen in den Technik-, insbesondere in den Wurfdisziplinen zurück.
Die WM-Vierte Kirsten Bolm lief trotz der ungünstigen Verhältnisse über 100 Meter Hürden bei ihrem Saisoneinstieg bereits an die EM-Norm (13,00 sec) heran. Die Mannheimerin musste sich mit einer Zeit von 13,03 Sekunden in einem packenden Rennen nur dem US-Girl Danielle Carruthers (13,02 sec; Stadionrekord) geschlagen geben. Sehen lassen konnte sich unter diesen Vorzeichen auch die Siegerzeit der Männer auf den 110 Meter Hürden von Robby Hughes (USA; 13,63 sec).
René Herms und Carsten Schlangen überzeugen
Mit einem couragierten Rennen überzeugte der Deutsche 800-Meter-Meister René Herms. Der Pirnaer heftete sich an die Fersen des Hallen-Weltmeisters Wilfred Bungei (Kenia; 1:46,55 min) und kam so in 1:46,89 Minuten auf einen respektablen zweiten Platz.
Gut verkaufen konnte sich auch der Berliner Carsten Schlagen, der über 1.500 Meter in 3:39,59 Minuten eine neue persönliche Bestleistung lief. Als Dritter lief er damit nur eine knappe Sekunde hinter dem Sieger Johan Cronje (Südafrika; 3:38,77 min) ins Ziel.
Meetingdirektor Ralph Hirsch war angesichts von drei Stadionrekorden (100m Hürden, Diskuswurf und Kugelstoßen) bei den schlechten äußeren Bedingungen zufrieden. Im nächsten Jahr soll das Anhalt-Meeting am 1. Juni stattfinden: "Die Planung steht bereits."
Mehr:
Der leichtathletik.de-Live-Ticker aus Dessau (mit Ergebnissen)