Weltrekord und zwei DLV-Medaillen
Der „Blitz“ Usain Bolt ist am Sonntagabend in neue Dimensionen gesprintet. In 9,58 Sekunden zauberte Jamaikas Wundersprinter im 100-Meter-Finale der Berliner Leichtathletik-WM einen fast unglaublichen Fabel-Weltrekord auf die blaue Piste des Olympiastadions. Auf den Tag genau ein Jahr nach seinen 9,69 Sekunden von den Sommerspielen in Peking riss der 22-Jährige zusammen mit zwei deutschen Silbermädchen 50.000 Zuschauer aus den Sitzen.
Denn dem Bronze-Auftakt von Ralf Bartels (21,37 m) am Samstag folgten binnen zwei Minuten zweite Plätze von Kugelstoßerin Nadine Kleinert (20,20 m) und Siebenkämpferin Jennifer Oeser (TSV Bayer 04 Leverkusen/6.493 Punkte) trotz Sturzes über 800 Meter.„Ich wusste, dass ich meinen Weltrekord verbessern könnte, aber hier bei der WM hatte ich das nicht unbedingt erwartet“, meinte Usain Bolt, der Titelverteidiger Tyson Gay (USA/9,71 sec) und Jamaikas Ex-Weltrekordler Asafa Powell (9,84 sec) keine Chance ließ.
Erneut kein guter Start
Der erneut nicht optimal gestartete Mann von der Karibikinsel wirkte bei der Hälfte des Rennens so, als würde er einen Turbo zünden. Im Gegensatz zum Olympiafinale gab er diesmal nicht schon weit vor dem Ziel die Jubelpose. Jamaikas erster 100-Meter-Weltmeister ist zudem der dritte Sprinter der Geschichte nach Carl Lewis und Maurice Greene (beide USA), der Olympiasieg, WM-Gold und Weltrekord zeitgleich auf sich vereinigt.
Usain Bolt will das Gold-Triple von Olympia nun auch bei der WM schaffen. Dazu fehlen ihm noch Siege am Donnerstag im 200-Meter-Finale und am Samstag mit der 4x100-Meter-Staffel. Gelingt dies, ist er der erste der Geschichte, der dies schafft - möglicherweise wie in Peking mit dreimal Weltrekord (9,69 - 19,30 - 37,10).
Gemeinsamer Freudentanz
Jennifer Oeser, die mit Nadine Kleinert einen Freudentanz aufführte, konnte am Ende nur die Britin Jessica Ennis (6.731) nicht mehr gefährden, sicherte aber trotz des nicht von ihr selbst ausgelösten Sturzes Silber vor der Polin Kamila Chudzik (6.471). „Mir blieb fast das Herz stehen, als ich plötzlich auf der Bahn lag“, meinte die 25-Jährige, die fünf Sekunden verlor und dann die erste deutsche Siebenkampf-Medaille seit Sabine Brauns WM-Sieg 1997 gewann.
Die Grundlagen dazu legte die 25 Jahre alte EM-Vierte (bisher 6.442) durch Bestleistungen in Hochsprung und Kugelstoßen. „Für mich ein Traum“, sagte Trainer Karl-Heinz Düe. Die zweite Deutsche, die den Siebenkampf beendete, war die Neubrandenburgerin Julia Mächtig, die mit 6.265 Punkten Neunte wurde.
Nadine Kleinert schockte bei der 13. deutschen WM-Medaille im Kugelstoßen die Konkurrenz gleich mit Einstellung der persönlichen Bestmarke von 20,06 Metern, steigerte diese nach dem Konter von Neuseelands Weltmeisterin Valerie Vili, die am Ende mit 20,44 Metern siegte, auf 20,20 Meter. „Das war der Wettkampf ihres Lebens“, fand zurecht Trainer Klaus Schneider. Nadine Kleinert war bereits 1999 und 2001 schon WM-Zweite, 2007 Dritte und 2004 Olympiazweite.
Geher-Gold für Russland
Das erste Gold des zweiten WM-Tages hatte die Russin Olga Kaniskina gefeiert, die im 20 Kilometer Gehen ebenso wie am Vortag der schon wegen Dopings gesperrte Landsmann Valeriy Borchin (1:18:41 h) den Triumphmarsch am Brandenburger Tor vollendete.
In der Qualifikation hatten die Speer-Hoffnungen Zitterpartien geliefert, doch die Olympiadritte Christina Obergföll (LG Offenburg) kam dann mit 60,74 Metern und Europameisterin Steffi Nerius (TSV Bayer 04 Leverkusen) mit 61,73 Metern ins Finale am Dienstag. Dort haben beide nur bedingt Medaillenchancen gegen Olympiasiegerin Barbora Spotakova (Tschechische Republik) und die Olympia-Zweite Mariya Abakumova (Russland), die Christina Obergföll mit 68,92 Metern die Jahres-Weltbestmarke entriss. Ebenfalls im Finale steht die Leverkusenerin Linda Stahl, die mit 63,86 Metern weniger Probleme hatte.
Neun DLV-Ausfälle
Das 90-köpfige deutsche Team verzeichnete unter 26 zum Vorkampf angetreten Athleten neun Ausfälle. Charles Friedek beendete seine Dreisprung-Karriere zehn Jahre nach dem WM-Gold von Sevilla mit drei ungültigen Sprüngen in der Qualifikation.
Das Halbfinale war für die Leverkusener 400-Meter-Läuferin Sorina Nwachukwu Endstation. Die 22-Jährige schied in ihrem Rennen als Sechste aus, zeigte in 51,98 Sekunden aber eine gute Leistung. Mit dem Halbfinal-Einzug hatte sie ihre Ziele schon erfüllt und im Vorlauf in 51,74 ihre Bestleistung (51,53 sec) nur knapp verfehlt.
Verena Sailer steht im Halbfinale
Die Mannheimerin Verena Sailer hat das Halbfinale über 100 Meter erreicht. Die Deutsche Meisterin wurde in ihrem Zwischenlauf zwar nur Vierte, kam aber in 11,26 Sekunden als Schnellste der nicht direkt qualifizierten Sprinterinnen eine Runde weiter. Für die Mainzerin
Marion Wagner kam dagegen in schwachen 11,64 Sekunden erwartungsgemäß das Aus.
Jana Hartmann hatte zum Auftakt des zweiten Tages das 800-Meter-Halbfinale am Montag verpasst. Die 28 Jahre alte Dortmunderin scheiterte im fünften Vorlauf als Fünfte in schwachen 2:04,99 Minuten. Sie zählte damit nicht zu den fünf Zeitschnellsten, die neben den drei Erstplatzierten der sechs Vorläufe die zweite Runde erreichten. Deutschlands einziger Hindernisläufer ist im Vorlauf ausgeschieden. Der Deutsche Vize-Meister Steffen Uliczka blieb als Siebter seines Rennens in 8:37,83 Minuten auf der Strecke. Zum Finaleinzug hätte der 25-Jährige vom TSV Kronshagen/Kieler TB 8:22,92 Minuten laufen
müssen, was nicht in Reichweite war. Seine Bestleistung steht bei 8:26,18 Minuten.
Quelle: Sport-Informations-Dienst
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