Weltrekorde und Bestleistungen in Erfurt
Erfurt bot am vergangenen Wochenende mit seiner Leichtathletikhalle und dem Steigerwaldstadion erneut beste Voraussetzungen für die Durchführung der Deutschen Senioren-Hallen- und Winterwurf-Meisterschaften 2012. Veranstalter und Teilnehmer freuten sich über eine Reihe herausragender Leistungen.
Die schon gewohnt gute und umsichtige Organisation der zweitägigen Titelkämpfe trug erneut dazu bei, dass es bei den Wettkämpfen, zu denen knapp 1.000 Athletinnen und Athleten ihre Meldung abgegeben hatten, zu einer ganzen Reihe hervorragender Ergebnisse kam.Vier Hallen-Weltrekorde, ein Freiluft-Weltrekord und ein eingestellter Hallen-Weltrekord konnten am Ende der Meisterschaft bilanziert werden. Dazu kamen noch ein Dutzend neuer deutscher Hallenbestleistungen.
Zwei Rekorde von Anne Chatrine Rühlow
Nicht oft kommt es vor, dass eine Athletin an einem Wochenende sowohl einen Hallen- als auch einen Freiluft-Weltrekord aufgestellt. Anne Chatrine Rühlow (SV Burgsteinfurt) schaffte dies, indem sie in der Klasse W75 am ersten Wettkampftag in der Halle die Kugel auf 11,39 Meter beförderte und tags darauf den Diskus 30,80 Meter weit warf.
Damit nahm Anne Chatrine Rühlow der Britin Rosemary Chrimes die Rekorde ab, die diese anlässlich der Senioren-Hallen-EM 2011 in Gent mit Weiten von 9,66 Metern und 29,11 Metern ebenfalls innerhalb von 24 Stunden erzielt hatte.
Ursula Stelling über 1,30 Meter
In der Klasse W70 fiel ein weiterer Weltrekord: Ursula Stelling (SC Victoria Hamburg) überquerte gleich im ersten Anlauf 1,30 Meter und verbesserte die bisher gültige Marke von Kathy Bergen (USA) aus dem Jahr 2010 um einen Zentimeter.
Ihren eigenen, erst am 22. Januar 2012 erzielten Weltrekord über 3.000 Meter der Klasse W75 verbesserte Elfriede Hodapp (LG Ortenau Nord) gleich um mehr als acht Sekunden von 14:44,11 auf nun 14:35,58 Minuten.
Im Hochsprung der Klasse W50 zog Helga Freyer-Krause (SF Blau-Gelb Marburg) mit Weia Reinboud gleich. Die Niederländerin hatte im Jahr 2001 1,55 Meter erzielt. Helga Freyer-Krause steht nun mit der gleichen Höhe ebenfalls in der Weltrekordliste.
Thomas Straub im ersten Versuch
Gleich im ersten Versuch des Weitsprung-Wettbewerbs der Klasse M50 erzielte Thomas Straub (StTV Singen) mit 6,51 Metern einen neuen Hallen-Weltrekord für diese Klasse. Die bisher geführten 6,50 Meter des Finnen Pertti Ahomäki hatten fast 15 Jahre allen Angriffen standgehalten, bevor Thomas Straub diese Leistung nun in Erfurt um einen Zentimeter übertraf.
Der deutsche Freiluftrekordler Wolfgang Knabe (OSC Damme) konnte kaum in das Geschehen eingreifen: Der Niedersachse war schon angeschlagen angereist und verzichtete nach seinen im ersten Durchgang erzielten 6,21 Metern auf die Durchführung weiterer Versuche.
Deutsche Bestleistungen im Dutzend
Katja Berend (SV Großhansdorf) heißt die neue Inhaberin der Deutschen Bestleistungen der Klasse W50 über 60 Meter und 200 Meter. Die Sprinterin erzielte über 60 Meter 8,31 Sekunden und lief mit 26,98 Sekunden über 200 Meter als erste deutsche Athletin überhaupt unter 27 Sekunden.
Mit ihren Leistungen löste die Schleswig-Holsteinerin Dagmar Fuhrmann (Usinger TSG) ab, die bisher mit 8,36 Sekunden und 27,01 Sekunden in der Rekordliste gestanden hatte.
Nur drei Wochen alt wurde die Deutsche Bestleistung über 4x200 Meter in der Klasse W50. Am 11. Februar 2012 war die Staffel des LAZ Obernburg-Miltenberg mit 1:59,92 Minuten als erstes Team unter zwei Minuten geblieben. In Erfurt liefen Ingrid Meier, Heike Schug, Kerstin Grunwald und Gabriele Fohrer (LAC Quelle Fürth) als neue Meisterinnen 1:57,99 Minuten und unterboten die alte Bestmarke um fast zwei Sekunden.
Steigerungen im Stabhochsprung
Drei Stabhochsprung-Bestleistung gab es in den Frauen-Wettbewerben: Ute Ritte (Weseler TV) kam in der Klasse W60 über 2,65 Meter, Karin Förster (LC Paderborn) steigerte in der Klasse W65 ihre eigene Bestmarke von 2,40 Meter aus dem letzten Jahr auf 2,45 Meter und Diethild Nix (TV Idstein) stellte mit 2,10 Metern eine neue Bestleistung für die Klasse W70 auf.
In der Klasse W80 übertraf Lotte Leiß (TV Borghorst) im Kugelstoß mit 7,22 Metern die bisher bestehende deutsche Bestmarke von Irmgard Lütjens (LG Schleswig-Fahrdorf) um 14 Zentimeter.
Pfalz Masters in der Staffel erfolgreich
Die Sprinter der Startgemeinschaft Pfalz Masters (Peter Höll, Frank Becker, Robert Wagner, Werner Schwaab) gewannen nicht nur mit Riesenvorsprung den Wettbewerb über 4x200 Meter der Klasse M50, sondern stellten gleichzeitig mit 1:39,87 Minuten eine neue Deutsche Bestleistung auf.
Die StG Südostbayern Team 50 war vor vier Jahren an gleicher Stelle auf 1:40,89 Minuten gekommen und wurde nun um gut eine Sekunde übertroffen.
Vizemeister der Klasse M65 im Dreisprung wurde Udo Speck (TSV Altenholz). Als Angehöriger der Klasse M70 stellte er mit 10,26 Metern eine neue deutsche Bestleistung in diese Klasse auf. Udo Speck ist damit alter und neuer Inhaber der Bestleistung, denn zwei Wochen zuvor war er in Hamburg schon auf 10,25 Meter gekommen.
Fünf Titel für Ulrike Hiltscher
Mit seiner 3000-Meter-Zeit von 11:36,42 Minuten holte sich Klemens Wittig (LC Rapid Dortmund) nicht nur den Meistertitel der Klasse M75, sondern stellte damit bereits seine vierte Deutsche Bestleistung dieses Winters auf. Er ist nun im Besitz der Marken über 800 Meter, 1.000 Meter, 1.500 Meter und 3.000 Meter.
Werner Beecker (LC Wuppertal) verlor zwar seine Deutsche Bestleistung über 3.000 Meter der Klasse M75 an Klemens Wittig, hielt sich aber in der Klasse M80 schadlos, indem er die bestehende Bestmarke geradezu pulverisierte und 12:38,44 Minuten erzielte.
Sage und schreibe fünf Einzeltitel gewann Ulrike Hiltscher an diesem Meisterschaftswochenende in Erfurt. Das schaffte außer der Athletin von der LG Neiße sonst niemand. Mit ihren Siegen in der Klasse W60 über 60 Meter, 200 Meter, 400 Meter, 800 Meter und im Weitsprung zeigte sich Ulrike Hiltscher schon jetzt bestens gerüstet für die in ihrer Heimat stattfindenden Senioren-Europameisterschaften 2012.