Wenn ein Paar den Hammer wirft
In Abstimmung mit den Athleten und zur Erhöhung der Attraktivität der Sportart wurde zum 13. Stadionsfest, das am vergangenen Freitag in Königs Wusterhausen stattfand, im Hammerwerfen erstmalig eine Paarwertung vorgenommen. Das Konzept sah vor, dass der beste männliche Werfer und die schwächste gemeldete Werferin nach der Platzierung in der Jahresweltbestenliste ein Paar bildeten.
Holger Klose und Betty Heidler bildeten ein erfolgreiches Paar (Foto: Brusgatis)
Die Weiten in den sechs Durchgängen wurden jeweils addiert. Betty Heidler (LG Eintracht Frankfurt) und Holger Klose (SV schlau.com Saar 05) erzielten mit 142,81 Metern im ersten Durchgang bereits den Sieg. In Königs Wusterhausen eröffnete die aus Berlin stammende Betty Heidler den Wettbewerb gleich mit 75,01 Metern. Im sechsten Versuch steigerte sie sich um einen Zentimeter auf 75,02 Meter, beides bedeutete Meetingrekord und damit auch den Einzelsieg. Partner Holger Klose hatte vor ein paar Wochen seine Laufbahn bereits für beendet erklärt, inzwischen etliche Kilo abgespeckt und als "Leichtgewicht" (105 kg) nun 67,80 Meter erzielt.
Er kam aber durch die Paarwertung mit Betty Heidler noch zu einem tollen Abschlusssieg. "Ich bin mehr als zehn Jahre in Königs Wusterhausen gern gestartet, denn es herrschte stets eine besondere Atmosphäre, weil man hier ein großes Herz für das Hammerwerfen hat. Ich meine, die Werfer haben diesen neuen Wettbewerb angenommen. Schade, dass man jetzt erst auf die Idee kam", meinte Holger Klose.
Positive Rückmeldungen
Auch Betty Heidler begrüßte das Experiment: "Das war lustig, hat Spaß gemacht. Man war nicht nur für sich selbst verantwortlich, sondern noch für den Partner. Mit sechs Paaren und sechs Durchgängen allerdings war der Wettbewerb wohl etwas lang." Auch Sydney-Olympiasieger Szymon Ziolkowski (Polen) meinte: "Es war ein gelungener Versuch."
DLV-Disziplintrainer Michael Deyhle, der auch Betty Heidler in Frankfurt trainiert, begrüßte das Paarwerfen: "Alles, was das Hammerwerfen interessant macht, nutzt der Disziplin. Durch die Addierung der Weiten in den einzelnen Durchgängen entsteht Druck und Zugzwang. Das fördert die Wettkampfhärte und verspricht Spannung."
Suche nach neuen Formen
Bernhard Riedel, Trainer ganzer Generationen deutscher Hammerwerfer, nahm die Rolle des kritischen Zuschauers ein und schlug vor: "Nach dem dritten Durchgang waren die Entscheidungen gefallen und vielleicht sollten nach dem dritten Wurf die beiden letzten Paare ausscheiden, nach dem fünften Wurf das vierte. Das bringt Zeitgewinn, Spannung wie beim Ausscheidungsfahren der Radrenner auf der Bahn."
Meetingdirektor Wieland Klingler nimmt diese Vorschläge gern auf: "Wir suchen nach interessanten Formen, wollen das erstarrte Disziplinensystem in der Leichtathletik durchbrechen, Zuschauer in die Stadien locken und Leichtathletik wieder öfter auf die TV-Bildschirme bringen. Im Biathlon und Ski-Langlauf hatte man den Mut, Neues zu erproben. Heute sind das Quotenbringer, die vom Zuschauer angenommen werden. Von diesen Sportarten müssen wir lernen!"
Ergebnisse im Paarwerfen in Königs Wusterhausen:
1. Betty Heidler (GER) / Holger Klose (GER) 142,81 m (75,01m/67,80m)
2. Irina Sekacheva (UKR) / Primus Kozmus (SLO) 142,53 m (67,53m/75,00m)
3. Andrea Bunjes (GER) / Markus Esser (GER) 141,30 m (63,34m/77,96m)
4. Simone Mathes (GER) / Krisztian Pars (HUN) 138,48 m (58,92m/79,56m)
5. Neomi Nemeth (HUN) / Szymon Ziolkowski (POL) 137,85 m (59,62m/78,23m)
6. Daria Pcheljnik (BRL) / Andrey Vorontsov (BRL) 132,33 m (63,80m/68,53m)