Werfertage-Macher Rainer Ritschel ist tot
Rainer Ritschel, Vater der Leichtathletik in Halle und langjähriger Macher der weltbekannten Halleschen Werfertage, ist vor wenigen Tagen im Alter von 76 Jahren überraschend verstorben. „Rainer Ritschel war eine Institution für den Wurf in Deutschland“, würdigte Diskus-Bundestrainer und Weltrekordler Jürgen Schult den Hallenser.
Ritschel, dessen Ehefrau Maria Bundestrainerin der Speerwerferinnen ist, hat nach der politischen Wende 17 Jahre die Geschicke auf dem Sportzentrum Brandberge geleitet. Seit 1974 trifft sich in der Händelstadt die Werferfamilie. Olympiasieger und Weltmeister, Nachwuchsathleten und Behindertensportler sind hier in einem Meeting vereint. „Ohne Rainer Ritschel würde es die Werfertage so nicht geben“, sagt Jürgen Schult, der selber als Athlet und Trainer alle Werfertage von Beginn an miterlebte.„Bei uns haben Werfergenerationen ihre Karriere entwickelt“ sagte Ritschel im Mai 2013 am Tag vor den Werfertagen gegenüber leichtathletik.de. „Sie sollen immer ein Fest der Werferfamilie sein“. Der Werferabend, bei dem ausgelassen gefeiert wird, ist ein Zeugnis für den besonderen Geist von Halle. Dem ehemaligen Direktor eines DDR-Kombinats waren die Bedenken und die Angst gegenüber Managern, die der Veranstaltung einen immer stärkeren kommerziellen Stempel aufdrücken wollen, anzumerken.
Wegbereiter für Vereins-Gründung
Sichtlich stolz war Rainer Ritschel 2011, als Betty Heidler (LG Eintracht Frankfurt) den Halleschen Werfertagen mit 79,42 Meter den ersten Weltrekord seiner 37-jährigen Geschichte bescherte. Ritschel stand auch für den hohen Sicherheitsanspruch bei den Werfertagen.
„Rainer Ritschel hat sein Leben für die Leichtathletik in Halle gegeben und als Wegbereiter bei der Gründung der Halleschen Leichtathletik-Freunde die Werfertage über die politische Wende erhalten“, würdigte Ingrid Häussler, ehemalige Oberbürgermeisterin von Halle und Vorsitzende der Halleschen Leichtathletik-Freunde, den Tod ihres langjährigen Wegbegleiters.
Vor sieben Jahre übergab Ritschel den Staffelstab an die neue Meeting-Direktorin Heidi Eckert. Vor zwei Jahren übernahm Sohn Falk Ritschel die Sportliche Leitung. „Zur 40. Auflage der Werfertage im kommenden Jahr hoffen wir wieder auf Olympiasieger Robert Harting“, war eine seiner letzten sportlichen Hoffnungen. Rainer Ritschel wird es nicht mehr miterleben können.